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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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mich direkt an. Sie weinte ein wenig, doch entweder merkte sie es nicht, oder es war ihr egal. »Verdammt, Bill, du bist der letzte Mensch, dem ich je weh tun wollte. Du bist der netteste, s üß este, kl ü gste, liebevollste Mann, den ich kenne. Was du mir neulich Nacht geschenkt hast, hat mir das Gef ü hl gegeben, lebendig zu sein, geliebt und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder begehrt zu werden. Es war so sch ö n und so heilsam. Vielleicht ist das hier nur eine Unebenheit auf der Stra ß e.« Sie holte tief Luft und sch ü ttelte den Kopf. » Ich dachte, ich w ä re fertig mit ihm, aber ich bin mir nicht mehr so sicher. Mist, der Typ geht mir immer noch unter die Haut. Schau, was diese eine zuf ä llige Begegnung mit mir gemacht hat.« Sie schenkte mir ein kleines, trauriges L ä cheln. » Die Ironie ist, dass ich mit dir wahrscheinlich viel gl ü cklicher sein k ö nnte. Preston mag mich nicht mal besonders. Und wenn ich mit ihm zusammen bin, mag ich mich auch nicht so besonders.« Sie schenkte mir wieder dieses halbe L ä cheln, und ich hatte das Gef ü hl, es rei ß e mir das Herz aus dem Leib. » Du dagegen magst mich sehr. In den vergangenen paar Tagen habe ich mich auch gemocht. Mehr als seit … vielleicht mehr als je zuvor. Du siehst mich mit freundlichen Augen, und wenn ich mich in deinen Augen spiegele, sehe ich mich auch ein wenig freundlicher.« Sie schob eine Hand ü ber den Tisch und legte sie vorsichtig auf meine. Ein Teil von mir wollte sie packen und nie mehr loslassen, ein Teil von mir wollte sie wegschleudern. » Ich wei ß , dass ich nicht das Recht habe, dich darum zu bitten, aber k ö nntest du mir eine Weile ein bisschen Raum geben, damit ich sortieren kann, was ich empfinde und was ich will? « Ich brachte kein Wort heraus, sondern schluckte nur schwer und schaute auf den Tisch, auf unsere beiden H ä nde. Keine von ihnen schien noch mein zu sein. » Als die Trennung am schlimmsten war, habe ich eine Weile mit einer Therapeutin gearbeitet «, sagte Jess. »Vielleicht kann sie mir helfen, zu entwirren, was darunter liegt. Das, was tiefer liegt – warum es mir so schwerf ä llt, Dinge zu w ä hlen, die gut f ü r mich w ä ren.«
    Ich ü berlegte kurz, mit ihr zu streiten oder zu argumentieren, kam jedoch ganz schnell zu dem Schluss, dass ein Versuch, sie anzuflehen oder unter Druck zu setzen, sie nur noch weiter von mir wegtreiben w ü rde. Ich konnte mich dumm benehmen, ich konnte eine mitleiderregende Show abziehen, ich konnte mich aber auch um Anstand und W ü rde bem ü hen. Als ich den Mund aufmachte, landete ich irgendwo in der unergr ü ndlichen Mitte der drei M ö glichkeiten. » Gehst du mit ihm? «
    » Nein «, sagte sie und nickte zur Bar. » Er ist gerade gegangen.« Ich schaute hin ü ber, und es stimmte; sein Hocker war leer und die T ü r des Restaurants fiel gerade zu. »Ich habe ihm gesagt, wenn er reden will, bin ich bereit, mit ihm zur Eheberatung zu gehen. Das ist es – dort oder gar nicht.«
    » Aber du gehst auch nicht mit mir «, sagte ich.
    » Nein «, sagte sie. » Ich gehe allein, und ich fahre zur ü ck nach Chattanooga in ein leeres Haus und weine wahrscheinlich die ganze Nacht.«
    » Ich bin wohl besser dran, als ich dachte «, sagte ich. » Ich muss nur f ü nf Minuten fahren, bevor ich mich mit einer Schachtel Kleenex im Bett verkriechen kann.« Ich l ä chelte oder versuchte es zumindest, um ihr zu bedeuten, dass es als Scherz gedacht war. Verbl ü ffenderweise lachte sie, obwohl ich mir nicht sicher war, ob sie ü ber den Witz lachte oder ü ber meine Gesichtsverrenkungen.
    » Du lieber, guter Mann «, sagte sie. » Ich rufe dich an, wenn ich wei ß , was ich will, versprochen. Auch wenn ich dir etwas zu sagen habe, was f ü r dich wom ö glich schwer zu ertragen ist.«
    » Prima «, sagte ich. » Wer braucht bei solchen Versprechungen noch Verw ü nschungen? « Wieder versuchte ich es mit einem L ä cheln. » Und was ist inzwischen mit der Arbeit an dem Fall? «
    » Garland ist morgen wieder da «, sagte sie, dann lachte sie kurz und f ü gte hinzu: » M ö ge Gott uns beistehen. Und im Fall Willis haben wir beide getan, was wir tun konnten, es sei denn, es kommt zu einer Verhaftung und die Sache geht vor Gericht.« Sie hatte recht. Es war nur so, dass ich sie schrecklich vermissen w ü rde, auch als Kollegin.
    Noch fast bevor ich es mitbekam, war sie aufgestanden und hatte sich aus der Sitznische geschoben. Sie kam an meine Seite des Tisches,

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