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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Teil

18
    Wir flogen direkt nach Boston. Das mache ich nach Möglichkeit immer: New York umgehen. Der JFK ähnelt mehr einem Viehmarkt als einem Flughafen, und es werden dort mehr Sicherheitschecks durchgeführt als irgendwo sonst auf der Welt. Wir flogen als Michael Weston und Belinda Harrison, da wir keine anderen Pässe hatten als unsere richtigen. Ich wusste, dass wir damit ein kalkuliertes Risiko eingingen. Fluglinien bewahren Passagierdaten im Computer auf, und an Computerdaten kommt jeder ran. Das war ein weiterer Grund dafür, nach Boston zu fliegen: Es war ein ganzes Stück von unserem eigentlichen Ziel entfernt.
    Vom Flughafen aus buchte ich ein Hotelzimmer in der Stadt, dann nahmen wir ein Taxi. Bel war noch immer etwas durcheinander. Es war eine ziemliche Belastung, wenn man zum ersten Mal rückwärts durch die Zeit reiste. Während des Flugs hatten wir keinen Alkohol angerührt; Alkohol erschwerte die Umstellung der inneren Uhr. Wir sahen uns die Filme an, aßen, was man uns vorsetzte, und tranken jeden Softdrink, den man uns anbot. Anfangs gebärdete sich Bel wie ein Kind: Sie bestand auf einem Fensterplatz und starrte gebannt hinunter auf die Wolken. Sie ließ sich von mir ein bisschen was über die USA erzählen. Sie war noch nie dort gewesen und besaß nur deswegen einen Pass, weil Max und sie ein paarmal im Ausland Urlaub gemacht hatten. Auf Geschäftsreisen hatte er sie nie mitgenommen.
    »Er hatte keinen besonders ehrbaren Beruf, oder?«, sagte sie unvermittelt. Ich sah von meiner Zeitung auf. Mir fiel alles Mögliche ein, was ich ihr hätte antworten können, wobei die Standardantwort lautete, Schusswaffen würden von sich aus niemanden töten, nur Menschen täten das.
    »Immer noch ehrbarer als meiner«, sagte ich stattdessen. Dann wandte ich mich wieder meiner Lektüre zu. Bel verarbeitete alles auf ihre Weise. Wir hatten natürlich über Max geredet und dabei, ebenso natürlich, die eigentliche Entdeckung seiner verstümmelten Leiche ausgespart. Bel hatte ein paar verschiedene Phasen durchgemacht, nach der hysterischen eine introspektive, nach einer hyperaktiven eine katatonische. Jetzt versuchte sie, ziemlich überzeugend, sie selbst zu sein. Es war und blieb jedoch Theater. Wenn wir allein waren, gab sie sich anders. Ich bemühte mich, ihr nicht zu zeigen, wie viel Sorgen ich mir ihretwegen machte. Wenn ich auf diesem Trip etwas von ihr brauchte, dann Zuverlässigkeit.
    Der Flug war okay. Wir hatten ein paar Babys an Bord, aber sie saßen ein ganzes Stück von uns entfernt und brüllten sowieso nicht besonders viel. Ein paar größere Kinder in unserer näheren Umgebung fingen irgendwann an, sich zu langweilen, aber Eltern und Flugbegleiter hatten immer neue Spiele, Spielsachen und Getränke parat.
    Es wäre eine gute Gelegenheit für mich gewesen, ein bisschen nachzudenken, aber über das, was wir da taten, machte ich mir letzten Endes nicht gerade viele Gedanken. Ich hatte einen sehr vagen Plan, und wenn ich mir zu sehr den Kopf darüber zerbrochen hätte, wäre ich vielleicht auf ein paar Schwach-, um nicht zu sagen schwachsinnige Stellen gestoßen. Also las ich stattdessen irgendwelche alten Nachrichten, löste Kreuzworträtsel und erklärte Bel, wie man anhand der kurzen, kryptischen Hinweise auf die Lösung kam. Dieser Teil der Sache war einfach: der Flug, durch Zoll und Einwanderung zu gelangen (Touristen brauchen heutzutage nicht einmal richtige Visa), ein Hotel zu finden... es war alles ganz einfach.
    Als wir das Hotel ganz in der Nähe des Boston Common erreichten, wurde mir bewusst, dass ich psychisch erschöpft war. Ich musste mich ausruhen und ausspannen, und wenn auch nur für ein paar Stunden. Also schloss ich die Vorhänge und zog mich aus. Bel hatte im Flugzeug ein bisschen geschlafen und wollte jetzt auf Erkundungstour gehen. Ich erhob keine Einwände.
    Sie weckte mich zwei, drei Stunden später und erzählte mir, sie sei halb um den Common herumspaziert und habe die Drehorte von mehreren TV-Serien gesehen, sei dann einige schöne kopfsteingepflasterte Straßen auf und ab geschlendert, habe sich ein bisschen im italienischen Viertel umgesehen …
    »Du musst einen ganz schönen Schritt draufgehabt haben«, sagte ich, bevor ich in der Duschkabine verschwand. Sie folgte mir ins Badezimmer, weil sie mit ihrem Bericht noch nicht mal zur Hälfte durch war. Ich hatte ihr fünfzig Dollar gegeben, von denen sie einen Teil in Essen und Kaffee investiert hatte.
    »Ich hab einen

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