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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hotdog und einen Teller Baked Beans gegessen.«
    »Hmmm, lecker.«
    Sie kam nur langsam wieder runter. Als ich aus der Dusche trat, zappte sie sich gerade durch das TV-Angebot, fand Star-Trek -Episoden und andere Wiederholungen alter Serien, außerdem die üblichen Talkshows und Sportsendungen, Shoppingkanäle und allerlei Christliches.
    »Könntest du den Ton runterdrehen?«
    »Klar.« Die Sendungen schienen ihr ohne Ton ganz genauso viel Spaß zu machen wie mit. »Da kommt ein Haufen Werbung, nicht? Ich meine, die schieben sogar zwischen dem Ende eines Films und dem Abspann noch Spots ein.«
    Ich sah sie an und rang mir ein mitfühlendes Lächeln ab, doch sie hatte sich schon wieder zum Fernseher gewandt. Ich wusste, was sie gebraucht hätte: eine Zeit ruhiger, besinnlicher Trauer. Das Problem war, dass wir uns diesen Luxus nicht leisten konnten. Wir mussten in Bewegung bleiben.
    Ich setzte mich ans Telefon und wählte eine texanische Nummer. Es meldete sich ein Anrufbeantworter. Ich beschloss, eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Spike, Mike West hier. Ich bin auf eine Stippvisite im Land und wollte dich nur vorwarnen, dass ich mal wieder eine Einkaufsliste habe. Wenn nichts dazwischenkommt, bin ich in ein paar Tagen da.« Eine Rückrufnummer gab ich nicht an.
    »Spike?«, sagte Bel.
    »So heißt er.«
    Sie versank wieder in ihren TV-Stupor. Kurze Zeit später schlief sie auf dem Bett ein, unterm Kopf mehrere Kissen, die Fernbedienung noch immer in der Hand.
    Ich fühlte mich etwas besser, auch wenn ich eine leicht verstopfte Nase hatte. Ich ging nach draußen und schlenderte ein bisschen herum. Mein Gehirn sagte mir, dass es nach Mitternacht sein musste, aber hier in Boston war es früher Abend. Ich fand eine Kneipe mit den üblichen Kleeblättern an den Wänden und Guinness vom Fass. Alle schauten sich ein Baseballspiel auf dem Großbildfernseher an. Auf dem Tresen lag eine zusammengefaltete Zeitung, also blätterte ich sie durch, während ich an meinem Glas nippte. Schießereien aus fahrenden Autos schienen aus der Mode gekommen zu sein; entweder das, oder sie waren so an der Tagesordnung, dass niemand sie einer Meldung mehr für wert befand. Nachrichten waren oft genug überhaupt nur eine Sache der Mode.
    Von Schusswaffen konnte man fast auf jeder Seite lesen. Die Leute versuchten, sie verbieten zu lassen, und die National Rifle Association leistete erfolgreich Widerstand. Aber jetzt plädierte sogar der Präsident dafür, den Besitz von Schusswaffen einzuschränken, und ein paar Bundesstaaten hatten das Tragen von Faustfeuerwaffen durch Minderjährige für gesetzwidrig erklärt. Den Satz musste ich zweimal lesen. In manchen Städten, erfuhr ich weiter, nahm einer von fünf Jungen zusätzlich zu seinen Büchern, Heften und Mittagsbroten eine Knarre mit in die Schule. Ich faltete die Zeitung wieder zusammen und trank aus.
    Ich wusste, was Spike sagen würde: Willkommen im Schießeisenparadies.
    Der Mann hinterm Tresen fragte mich, ob ich noch ein Bier wolle, und ich wollte noch eins. Er holte ein sauberes Glas aus dem Kühlschrank und füllte es mit Lager, bloß dass die hier »Bier« dazu sagten und dunkles Bier - richtiges Bier - nicht leicht zu finden war, gewöhnlich nur in hippen Kneipen in der Umgebung von Colleges. Ich erinnerte mich nicht mehr, wie einfach oder schwer es war, in Boston Bier zu kriegen. Ich wusste nicht, ob es hier Wein- und Spirituosengeschäfte gab und ob sie auch nachts geöffnet hatten. Die entsprechenden Gesetze variierten von Staat zu Staat, ebenso wie die Steuersätze und alles Übrige auch. Zum Beispiel gab es keine eigentlichen lizenzierten Alkoholgeschäfte, die hießen hier package stores und waren in Staatsbesitz. Zumindest schien das zu stimmen, als mir dieser Gedanke durch den Kopf ging. Aber mein Gehirn stand für den heutigen Abend kurz vor Sendeschluss. Ich versuchte, an irgendetwas anderes als Bel zu denken. Ihr Kummer konfrontierte mich unmittelbar mit einem Opfer. Ich hatte so viele Leute getötet... Ich hatte es immer geschafft, an sie zu denken, ohne sie zu vermenschlichen. Aber jetzt schwebten sie wie Gespenster um mich herum.
    Ich leerte mein Glas und ging. An der Kneipentür hing eine Bierwerbung. Der Text lautete: »Besser wird’s nicht mehr«.
    Ich dachte darüber nach, während ich zum Hotel zurückschlenderte.
     
    Am nächsten Morgen fuhren wir zum Amtrak-Bahnhof und nahmen einen Zug nach New York. Bel bekam ihren Fensterplatz und wurde wieder zum kleinen

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