Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
hat er nicht gesehen. Außerdem hattest du da keine Sonnenbrille auf.«
    Bel rutschte auf den Fahrersitz. »Inzwischen ist er bestimmt schon fast in Seattle.«
    »Macht nichts«, sagte ich. »Ich glaube, ich weiß, wo er hinwill.«
     
    Das Problem war die Fähre - oder hätte es sein können. Aber wir blieben im Bus, hinten im Wohnbereich, und taten so, als würden wir mit unserem unvollständigen Blatt Karten spielen.
    » Snap «, sagte Bel. Wir starrten meist auf den Tisch für den Fall, dass Kline zufällig vorbeischlendern und einen Blick hereinwerfen sollte. Wir hätten uns keine Sorgen zu machen brauchen. Klines Limousine stand in einer anderen Reihe und ungefähr acht Autos weiter vorn. Er blieb in seinem Wagen sitzen, während sein Fahrer auf eine Zigarette ausstieg. Ich sah den Fahrer nur ganz kurz, erkannte ihn aber als denselben, der Kline an dem Tag in Oban chauffiert hatte.
    Wir folgten ihnen von der Fähre runter, verloren sie aber auf den steilen Straßen in der Nähe des Seattle Center aus den Augen. Das machte nichts. Ich dirigierte Bel zum Queen Anne Hill und dann zu den Villen auf den Querstraßen der Bigelow Avenue. Die zweite, in die wir einbogen, war die richtige.
    »Wie ist die Handbremse?«, fragte Bel, als sie an den Bordstein fuhr.
    »Ich hab sie bislang noch nicht gebraucht«, antwortete ich.
    Jeremiah Provosts Haus verfügte über eine eigene Tiefgarage, zu der von der Straße aus eine Rampe hinunterführte. Auf der parkte Klines Wagen, die Nase fast am geschlossenen Garagentor. Bel hatte den Bus ein Stückchen weiter den Hang hinuntergefahren, was gescheit war. Wir konnten uns nicht leisten aufzufallen; es war noch immer heller Tag. Ein Risiko beschloss ich aber trotzdem einzugehen.
    »Bleib hier«, sagte ich.
    »Ich hör nie was anderes von dir.«
    »Aber diesmal meine ich es ernst.« Ich kletterte aus dem Bus, steckte die Hände in die Taschen und pfiff vor mich hin, wie ein ganz normaler Typ auf dem Heimweg nach der Arbeit. Ich stieg wieder den Hügel hinauf und kam an Klines Wagen vorbei. Bel hatte recht gehabt, es war ein Lincoln. Wahrscheinlich würde mir die Zulassungsnummer nichts nützen, dachte ich, aber ich prägte sie mir trotzdem ein. Ich erreichte den Plattenweg, der zur Rückseite des Hauses führte, und ließ meinen Blick die Straße entlangwandern. Aber es war niemand da, der hätte verfolgen können, wie ich kopfüber im Gebüsch verschwand und auf allen vieren um das Haus herumzukriechen begann. Clancy hatte was von Bewegungsmeldern gesagt, aber es war noch heller Tag. Ich hoffte, dass die Anlage nur nach Einbruch der Dunkelheit funktionierte.
    Ich vernahm Stimmen und verlangsamte dementsprechend das Tempo meines Anschleichens. Erst hörte ich Klines Stimme, dann die eines anderen Mannes. Zu meinem Erstaunen schienen sie sich direkt vor Provosts Haustür zu unterhalten, besser gesagt, halb zu streiten. Ich bekam nur einzelne Bruchstücke mit. Kline sprach leise, die wütende Stimme war die andere.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen nicht herkommen! Sie hören wohl nie zu, was?« Das war die andere Stimme.
    Dann steckte ich mit der Nase in einem dornigen Strauch und sah über einen briefmarkengroßen Rasen hinweg auf die offene Haustür. In der Tür stand ein Mann und sah auf Kline und dessen Fahrer hinunter. Der Fahrer hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Kline hatte die Hände in den Taschen und hielt den Kopf gebeugt. Er setzte zu einer Rede an, von der ich nichts verstand. Hoch an der Hauswand, über den drei Männern, hing ein Scheinwerfer. Er war auf mich gerichtet - und er war an. Ich musste einen Infrarotsensor aktiviert haben. Ich betete darum, dass sie nicht nach oben schauen und ihn bemerken würden. Aber ich konnte sowieso nichts machen.
    Also konzentrierte ich mich stattdessen auf Jeremiah Provost.
    Es war das erste Mal, dass ich ihn leibhaftig vor mir sah, und er war, auf eine besondere, irre Art, beeindruckend. Seit den jüngsten Pressefotos schien er zugenommen zu haben. Sein Bart war länger und grauer, sein krauses Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, als stünde es unter Strom. Er hatte Jeans, ein T-Shirt und eine alte Strickjacke an. Um den Hals trug er eine Kette aus dicken runden Holzperlen, die er, während er sprach, immer wieder berührte. Seine Haltung machte deutlich, dass er nicht die Absicht hatte, Kline über seine Türschwelle treten zu lassen.
    Das war das Erstaunlichste an der ganzen Situation.
    Als Kline seine Rede

Weitere Kostenlose Bücher