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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dich mit Schießeisen auskennst, aber kannst du auch tatsächlich damit umgehen?«
    Sie starrten sich schweigend an. Bel sprach als Erste. »Du Hurensohn.« Klar und deutlich und schön dreisilbig artikuliert, ohne jeden pseudo-amerikanischen Akzent. Hu-rensohn. Dann stand sie auf, verließ den Tisch und ging nach draußen.
    Ich folgte ihr, neugierig, was sie jetzt tun würde. Als Erstes drückte sie auf einen Schalter außen an der Hauswand. Ich nahm an, dass sie ihn schon vorher gesehen hatte. Schlagartig erfüllte grelles weißes Licht die Lichtung. Ich meinte, einen jungen Hirsch zu sehen, der sich wieder im Dunkel des Waldes auflöste. Die Scheinwerfer waren sowohl auf ebener Erde als auch in den Bäumen installiert. Man meinte, auf eine Bühne zu schauen. Spike kam zu mir auf die Veranda und reichte mir mein Weinglas. Bel setzte sich in den Pick-up und ließ den Motor an.
    »Was hat sie vor?«, fragte Spike.
    »Einen Verdacht hätte ich da schon.«
    Sie fuhr den Pick-up bis an den äußersten Rand der Lichtung und stellte den Motor ab. Dann fing sie an, auf dem Boden herumzusuchen. Ich nahm Spike die leere Weinflasche aus der Hand und stieg die Verandastufen hinunter. Als ich bei Bel ankam, hatte sie schon ein paar größere Steine und eine leere Coladose gefunden. Ich reichte ihr die Weinflasche. Sie lächelte und platzierte sie auf der Motorhaube des Pick-up. Dann beugte sie sich in die Fahrerkabine und holte ein paar Waffen heraus.
    Spike war auch von der Veranda heruntergekommen. Selbst er hatte inzwischen kapiert, was Bel vorhatte. Sie kam wieder auf das Haus zu, blieb stehen und drehte sich um. Der Pick-up zeigte ihr jetzt die Flanke, die Ziele standen nebeneinander auf der Motorhaube aufgereiht. Als Erstes wählte sie eine Pistole. Fachmännisch prüfte sie das Magazin und stieß es wieder in den Kolben, hielt dann die Waffe mit ausgestrecktem Arm, schloss das linke Auge und gab drei Schüsse ab. Sie traf die Dose und zwei von den Steinen, die über die Motorhaube wegflogen. Ich stellte Steine und Dose wieder auf, während sie sich mit dem kleinen Service Style Revolver vertraut machte. Drei weitere Schüsse, jetzt aus diesem, und alle drei ins Schwarze.
    Spike fing an zu klatschen und verschüttete dabei Wein aus seinem Glas. »Okay«, sagte er, »eine weitere gute Seite an dir. Botschaft empfangen.«
    Aber sie war noch nicht fertig. Sie zog die Varmint aus dem Camper und lud sie, gab dann sechs elegante Schüsse ab: jeder ein Treffer. Der Lack des Pick-ups hatte nicht den kleinsten Kratzer abgekriegt. Zum Abschluss schoss sie die Weinflasche in Scherben.
    »Ich kann schießen«, sagte sie. »Ich tu’s bloß nicht gern. Und am allerwenigsten mag ich es, wenn dabei Unschuldige zu Schaden kommen.«
    »Okay«, meinte Spike mit versöhnlich ausgebreiteten Armen. »Dann schlag uns einen anderen Plan vor.«
    »Ich habe einen Plan für euch«, sagte ich. »Er besteht in einer Frage: Wie unterscheidet man die Guten von den Bösen?«
    Sie schüttelten beide den Kopf, also gab ich mir selbst die Antwort.
    »Man sieht, wer wegläuft. Jetzt kommt schon, die nächste Runde geht aufs Haus.«
    Dann wurd’s aber kein Wein, sondern Kaffee, und wir setzten uns auf den Rasen, während Spike seine Schätze auf ein paar alten Decken ausbreitete.
    »Kennt ihr den Film«, sagte er, »wo die ganzen Schießeisen auf dem Bett ausgelegt sind, und De Niro sucht sich was aus? Mann, ich kann’s nicht erwarten, denen ihre Visagen zu sehen, wenn wir mit diesem hübschen kleinen Arsenal aufkreuzen!« Spikes Grinsen war halogenweiß.
    Ich meinte, Bel frösteln zu sehen, aber es wurde allmählich spät. Mir selbst war auch ein bisschen kalt.

27
    Und es gab noch etliche Entscheidungen zu treffen.
    Sollten wir zum Beispiel in Seattle Zwischenstation machen, um uns zu vergewissern, dass Provost wirklich zum Lake Crescent gefahren war?
    Sollten wir auf der Halbinsel als Erstes dem Haus am Hood Canal einen Besuch abstatten? Auf die Art hätten wir eine mögliche Verstärkung ausschalten können. Wir wollten schließlich nicht die Hütten belagern, nur damit uns eine Busladung frisch ausgehobener Truppen in den Rücken fiel.
    Sollten wir den Pick-up, den VW-Bus oder beides nehmen? Sie würden bestimmt nach dem Camper Ausschau halten, aber andererseits höchstwahrscheinlich auch nach einem ausgeflippten Pick-up-Fahrer mit eingedelltem Bullenschieber.
    Eines jedenfalls wussten wir: Es wäre zu gefährlich gewesen, mit der Fähre auf die

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