Bis aufs Blut - Thriller
verriet er ihr. »Falls ich alle Zutaten finde, heißt das.« Er öffnete eine Dose Tomaten und leerte sie in den Topf, quetschte dann eine halbe Tube Tomatenmark hinein. Schließlich fügte er Chilipulver und ein paar weitere Gewürze hinzu und vollendete das Ganze mit einer Dose abgetropfter Kidneybohnen.
»Fleischernes hab ich nix gefunden, aber was soll’s. Wie scharf magst du’s?« Er bot Bel einen Löffel von der Soße. Sie fand, sie sei schon scharf genug.
»Weichei«, sagte er zu ihr.
»Spike, warum füllst du nicht einfach einen Teil davon für mich in einen anderen Topf um? Dann könnt ihr Jungs noch so viel Feuer dazuschütten, wie ihr lustig seid. Ich sitz einfach dabei und schau zu, wie ihr zwei Machos euch den Mund verbrennt.« Sie klopfte ihm auf den Rücken. »Vergiss nicht, das ist Essen, kein Wettkampf in Armdrücken.«
Spike wartete ein paar Sekunden ab und brach dann in brüllendes Gelächter aus.
»Bel, du hast mehr cojones als die Hälfte der Kerle, die ich kenne. Zieh nach Texas, und heirate mich.« Er ging mit einem Knie zu Boden und ergriff ihre Hand. »Ich halte hier und jetzt um deine Hand an, um die Hand der Frau meiner Träume.«
Sie stupste ihn mit den nackten Zehen an, und er plumpste, die Hände hinter sich aufgestützt, mit dem Hintern auf den Fußboden.
»Der gütige Herrgott erspare mir einen Korb!«
»Sorry, Spike. Vielleicht irgendwann einmal, wenn du groß bist.«
»Komm«, sagte ich und ging ihr in den Wohnbereich voraus. Wir ließen uns aufs Sofa fallen, während Spike ein paar Takte irgendeines Countrysongs trällerte, dann aber beschloss, den Rest davon nur noch zu pfeifen.
»Bel«, sagte ich leise, »ich möchte, dass du hierbleibst, während Spike und ich -«
Sie sprang wieder auf. »Schmink’s dir ab! Ich bin so weit mitgekommen, und jetzt willst du mich abservieren?«
»Setz dich, bitte.«
Sie setzte sich. »Hör zu, bevor du’s mit weiteren Ansprachen oder taktischen Tricks probierst, Michael: Ich weiß, warum du das gesagt hast, und ich weiß es zu schätzen. Es zeigt, dass dir was an mir liegt. Aber du könntest mich nicht davon abhalten mitzukommen, selbst wenn du mir eine Pistole auf die Brust setzen würdest - nicht mal eine von diesen M16. Wenn du mich hier zurücklässt, halt ich ein Auto an, hau dem Fahrer eins über die Rübe und komm dir hinterher. Und ich werde dann nicht sehr gut gelaunt sein.«
»Bel, ich möchte doch nur -«
»Das weiß ich, Süßer.« Sie stand auf, beugte sich über mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann ging sie zur Hi-Fi-Anlage und suchte etwas Passendes heraus.
Tja, dachte ich, das ist ziemlich genauso gelaufen wie erwartet. Immerhin hatte ich’s versucht - aber das bedeutete keineswegs, dass ich jetzt meine Hände in Unschuld waschen konnte. Ich hatte Bel eigentlich was ganz anderes sagen wollen: dass sie, wenn sie mitkam, bloß zu einem Risikofaktor werden würde. Sie könnte uns behindern, oder sie könnte uns zu fatalen Fehlentscheidungen verleiten. Sollte ich verwundet werden und die Lage wirklich brenzlig werden, dann wusste ich, dass Spike mich im Stich lassen würde... Und das wäre auch richtig so. Aber würde einer von uns unter den gleichen Umständen Bel im Stich lassen? Spike hatte mir schon klipp und klar gesagt, dass er Bel nicht dabeihaben wolle.
»Ich mein das jetzt nicht sexistisch oder so, Mann, aber das wird keine Party für eine Lady. Keiner wird Scampispießchen essen und kalifornischen Weißen schlürfen. Es wird keine hübschen Kleider und keine gepflegte Unterhaltung geben. Es wird Geschrei und Geballer geben, und das wär’s auch so ziemlich. Was, wenn sie sich vor Schiss plötzlich nicht mehr von der Stelle rühren kann? Was, wenn sie ausflippt, Mann? Was dann?«
Ich hatte keine Antwort parat. Das war eigentlich eine Frage, die man Bel stellen musste.
Bel legte Springsteen auf, was unserem Küchenchef einen beifälligen Urschrei entlockte. Es war der frühe Bruce. Wir sangen mit, wo immer wir den Text kannten, und Spike sang sogar mit, wenn er ihn nicht kannte. Bel verschwand im Schlafzimmer und kam in Jeans und Stiefeln zurück. Spike war in der Küche ins Schwitzen geraten und ließ sich Rotwein direkt aus der Flasche in die Kehle rinnen. Er sah, wie ich ihn beobachtete.
»Hey«, sagte er, »nur noch die, und dann ist Schluss, okay?«
»Ist schon okay«, sagte ich, »wir fahren heute Nacht sowieso nicht dahin.«
»Warum nicht, Wild West?«
»Jede Menge Gründe. Es ist
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