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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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aufgehört zu regnen.
    »Und ich hab alles verstanden, was die Wirtin gesagt hat«, behauptete Bel stolz, womit sie auf unsere mühsame Unterhaltung mit dem Autovermieter in Glasgow und dem Eingeborenen in Crianlarich anspielte, der versucht hatte, Bel in ein Gespräch über die Kunst des - wenn wir unseren Ohren trauen konnten - »Forellenkitzelns« zu verwickeln.
    Wir aßen in der Bar zu Abend und fragten unsere Wirtin beiläufig, ob sie wüsste, wo Ben Glass sei.
    »Da müssen Sie raus an Diarmid’s Pillar vorbei. Sind Sie Bergsteiger?«
    »Nicht direkt.«
    Sie lächelte. »Der Beinn Ghlas ist ein Gipfel zwischen Loch Nell und Loch Nant.«
    »Klingt nicht nach dem, wonach wir suchen. Müsste mehr so was wie... eine Kommune sein, eine religiöse Gemeinschaft.«
    »Sie meinen die New Ager? Ja, die sind auch da in der Gegend.«
    »Aber wo genau wissen Sie nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie war der Scotch broth?«
    »Der war köstlich«, sagte Bel. Später fragten wir, ob sie uns eine Landkarte von der Umgebung leihen könne. Die meisten eingezeichneten Straßen waren kaum mehr als Feldwege. Der einzige Ben Glass, den ich ausfindig machen konnte, war besagter Gipfel.
    »Im Telefonbuch werden sie wohl nicht stehen, was?«, meinte Bel.
    »Wir könnten in den Gelben Seiten unter ›Sekten‹ gucken.«
    Stattdessen gingen wir zurück ins Zentrum von Oban. Es war zu spät am Tag, um mit unserer eigentlichen Arbeit zu beginnen, also wurden wir wieder zu Touristen. Der Wind hatte nachgelassen, und als wir das Hafenviertel und die schon geschlossenen Läden entlangwanderten, wehte nur noch eine leichte arktische Brise. Fest bei mir eingehakt, schmiegte sich Bel an meine Seite. Sie hatte den Kragen ihrer Jacke hochgeklappt und den Reißverschluss ganz hochgezogen. Es waren auch andere Urlauber unterwegs, aber sie schienen an das Klima gewöhnt zu sein.
    »Gehen wir da rein?«, fragte Bel bei einem x-beliebigen Pub. Ich sah auf den ersten Blick, dass es eine Schänke für Einheimische war und Fremde dort kein besonders herzliches Willkommen erwarten durften. Die Gäste sprachen mit gedämpfter Stimme, als versuchten sie, das Lokal geheim zu halten. Bel schenkte der Atmosphäre - beziehungsweise dem Nichtvorhandensein einer solchen - keinerlei Beachtung und bestellte zwei Malts.
    »Was für’n Malt?«, fragte der rotwangige Mann hinterm Tresen.
    »Talisker«, antwortete sie schnell, da sie gerade erst in einem Schaufenster eine Flasche davon entdeckt hatte.
    Der Barkeeper kniff ein Auge leicht zusammen. »Gehalt?«
    Das brachte sie aus dem Konzept. Sie hatte keine Ahnung, wovon er redete.
    »Vierzig, würd ich sagen«, erklärte ich.
    »Und Doppelte«, sagte Bel, bemüht, ihre Haltung zurückzugewinnen. Als der Barkeeper an sein Flaschenregal ging, sah sie, dass es den Talisker in drei verschiedenen Stärken gab: 40-, 45- und 57-prozentig. Sie nickte mir zu und lächelte achselzuckend. Wir bezahlten unsere Drinks und setzten uns an einen Ecktisch. Stille senkte sich über den Schankraum, und alle spitzten erwartungsvoll die Ohren. Da hatten sie aber Pech gehabt. Die Tür flog auf, und eine Gruppe kichernder Teenager stürmte herein. Sie konnten noch nicht lange volljährig sein, und ein paar von ihnen waren es möglicherweise auch noch nicht. Aber das machten sie durch Selbstbewusstsein wett. Plötzlich kam Leben in die Bude. Jemand steckte Geld in die Jukebox, jemand anders baute den Rack zu einer Poolpartie auf, und der Barkeeper zapfte ein Pint Lager nach dem anderen.
    Sie sahen immer wieder zu uns herüber, wahrscheinlich weil Bel die einzige Frau im Lokal war. Einer der Poolspieler kam rüber und zog sich einen Stuhl heran. Er sah uns nicht an, aber nachdem er gespielt hatte, kehrte er wieder zurück. Diesmal beglückte er uns mit einem gewinnenden Lächeln.
    »Keine Ahnung, warum ich mich überhaupt darauf einlasse«, sagte er. »Der macht mich sowieso jedes Mal fertig.«
    Ich sah, wie der andere Spieler seinen dritten Ball hintereinander versenkte. »Er scheint tatsächlich ziemlich geschickt zu sein.«
    »Er ist kriminell . Gucken Sie sich an, wie er dieses Loch verbaut.« Er stand auf, um zu spielen, war aber schnell wieder da. »Auf Urlaub?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Ist schon okay, ich hab nichts gegen Touristen. Ich bin Schreiner. Arbeite für so’n Typen, der Lampen und so Zeugs aus altem Holz schnitzt. Die einzigen Leute, die das kaufen, sind Touristen.«
    »Vielleicht schauen wir ja mal vorbei«,

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