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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hervorgequollen war, musste noch etwas zu sehen sein. Hier gab es mehr Schatten. Deshalb holte ich auch meine kleine Leuchte hervor.
    Der Lichtkreis bewegte sich über die Steinfliesen hinweg, bis er plötzlich eine Stelle erreichte, die anders aussah als die Umgebung. Da war etwas aus dem Boden hervorgekrochen und hatte eine sichtbare Kruste hinterlassen. Auch Bill hatte es gesehen. »Das ist der Beweis«, flüsterte er.
    »Okay.«
    Bill drehte sich um. Er gab seine Entdeckung weiter. Welchen Kommentar Ignatius darauf gab, hörte ich nicht, da ich bereits die Schwelle überschritten hatte.
    Die Kälte blieb. Ich fand den Vergleich mit einem Eisgefängnis. Aber das war nicht normal. Hier schienen sich die finsteren Mächte einen neuen Verschwörungsort ausgesucht zu haben.
    Ich war an der Tür zur Küche stehen geblieben. Jetzt betraten auch die anderen das Haus. Bill war mir gefolgt. Hinter ihm gingen Father Ignatius und Rosanna. Er hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt, und sie war froh über die beschützende Geste.
    Ihre rechte Hand wies nach vorn und dabei auch schräg gegen den Boden. »Das ist das Blut.«
    »Es stimmt«, sagte ich, bevor die anderen hinschauen konnten. »Man kann es deutlich sehen.« Ich leuchtete mit der Lampe hin. Jetzt war auch zu erkennen, dass sich das Blut nicht nur in den Ritzen gehalten hatte. Der Druck hatte auch dafür gesorgt, dass es sich auf den relativ großen terrakottafarbenen Steinfliesen hatte ausbreiten können. Es malte sich dort als dunkle Flecken ab. Rosanna Fabrini war zitternd neben der Tür stehen geblieben, als wollte sie so schnell wie möglich wieder aus dem Haus flüchten. Aber Ignatius machte ihr einen Strich durch die Rechnung, indem er die Tür schloss.
    Im Haus war es still. Keine fremden Geräusche. Weder Stimmen noch Schritte. Trotzdem schien es von einer anderen Kraft übernommen worden zu sein.
    Irgendwie waren wir nicht allein. Das spürte jeder von uns. Da brauchte ich nicht erst mein Kreuz anzufassen, das sich allerdings nur leicht erwärmt hatte.
    Gut, ich hatte gesehen, dass es das Blut zerstören konnte. Allerdings war es auch sekundär. Ob es gegen den Götzen an sich ankommen würde, da hatte ich meine Zweifel. Gegen alte Magien vergessener Völker war es oft machtlos.
    »Es hat sich nichts verändert«, flüsterte Rosanna. »Da ist auch kein Blut mehr hinzugekommen. Aber die Kälte ist geblieben. Ich friere so und habe Angst.«
    Ignatius sprach beruhigend auf sie ein. Ich hatte mich bereits gebückt und hielt auch das Kreuz in der Hand. Es würde mir bei diesen einfachen Dingen helfen. Ich setzte es dort an, wo sich die Blutkruste auf dem Boden abzeichnete.
    Dann passierte das, was wir schon kannten. Plötzlich löste sich die Kruste auf, das Blut wurde wieder flüssig und begann zu dampfen. Ich war zurückgetreten. Von verschiedenen Seiten schaute wir auf das, was geschah.
    Der Rauch drängte sich in die Höhe. Wir kannten diesen Geruch bereits. Er stank nach verwesendem Fleisch, nach altem Blut, und er raubte uns den Atem.
    Und es passierte noch etwas. Wohl aus dem Innern der Erde erklang ein düsteres Grollen. Es wehte durch den gesamten Grundriss hier unten, während das Blut allmählich verdampfte. Es warf letzte Blasen, der Gestank erhielt noch einmal Nachschub, und Ignatius öffnete die Tür, um diesen Leichenduft abziehen zu lassen.
    Ich richtete mich auf. Es gab kein Blut mehr hier unten im Haus. Das Kreuz hatte es vertrieben, und wir hätten eigentlich aufatmen können, aber das kam uns nicht in den Sinn. Wir standen noch immer am Anfang, das große Finale würde noch kommen.
    Rosanna sah es anders. Sie konnte ihren Blick nicht mehr von mir wenden. Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. »Sie haben es geschafft. Sie haben es geschafft! Das Blut ist nicht mehr da. Es ist einfach verschwunden.«
    »Sei froh.«
    »Das bin ich auch!« flüsterte sie. »Das bin ich ganz bestimmt. Kann ich jetzt wieder normal leben?«
    Es war eine normale und gute Frage, wobei ich mir allerdings schon meine Gedanken machte. Ich wollte ihr auch nichts Falsches sagen und hob nur die Schultern.
    »Nicht?«, fragte sie.
    »Es ist wohl nur ein Teil«, sagte Bill.
    »Wieso?«
    »Es kann durchaus sein, dass nicht nur euer Haus in Mitleidenschaft gezogen wurde.«
    Rosanna dachte einen Moment nach. Dann hatte sie begriffen. »Könnte es sein, dass unser gesamtes Dorf darunter leidet?«
    Bill hob beide Hände. »Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber damit

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