Bis das Glück mich findet
dein Kleid und deine Jacke mitwaschen soll, leg die Sachen in den Wäschekorb.«
Dominique hatte ganz bestimmt nicht die Absicht, dies zu tun. Sie gab als Antwort einen undefinierbaren Laut von sich und ging nach unten, um zu frühstücken.
Am nächsten Morgen, als Evelyn und Seamus in der Zehn-Uhr-Messe waren, wusch Dominique das Kleid im Waschbecken. Nach dem Frühstück am gestrigen Samstag war sie in die Stadt gegangen, hatte aber zuvor die Plastiktüte mit dem Kleid wieder aus dem Schrank genommen und unter ihre Matratze geschoben, für den Fall, dass ihre Mutter auf die Idee kam, danach zu suchen. Das weiße Jäckchen – das einen unübersehbaren Grasfleck auf der Schulter hatte – hängte sie auf einen Kleiderbügel, und diesen wiederum an den Griff ihrer Schranktür. Als Evelyn nach der Kirche zurückkam, fragte ihre Mutter, wo denn das Kleid sei, und Dominique erwiderte beiläufig, sie habe vergessen, es in den Korb mit der Schmutzwäsche zu legen.
»Ich hab überall in deinem Zimmer gesucht«, sagte Evelyn. »Es hing nicht bei der Jacke. Die hast du auch nicht in den Korb gelegt, und ich fürchte, dass der Fleck bei der Wäsche nicht rausgehen wird.«
»Meinst du?« Dominique zitterte innerlich. Sie hatte gehofft, der Fleck auf der Jacke würde Evelyn so sehr ablenken, dass sie darüber das Kleid vergaß. Sie hatte zwar keine Gewissensbisse, dass sie Sex mit Brendan gehabt hatte, dennoch wollte sie unter allen Umständen vermeiden, dass ihre Mutter davon Wind bekam. Besonders, weil es unter freiem Himmel und noch dazu im Regen passiert war. Evelyn würde das Ganze völlig missverstehen. Sie würde es für schmutzig und obszön halten, nur weil es nicht ihrer Vorstellung davon entsprach, wie der Geschlechtsakt abzulaufen habe. (Bei ausgeschaltetem Licht und unter der Bettdecke, davon war Dominique überzeugt.) Doch das, was da mit ihr und Brendan geschehen war, war keinesfalls schmutzig und obszön. Im Gegenteil, sie fand es wunderschön. Und zugegeben, der Extrakick dabei war gewesen, dass sie es unter freiem Himmel trieben und mit dem (zugegeben geringen) Risiko, dass einer sie dabei ertappte, wie sie etwas anstellten, das a) in den Augen ihrer Mutter eine Sünde war und b) normalerweise im Schlafzimmer stattfand. All diese Dinge zusammen und darüber hinaus die Tatsache, dass es mit Brendan passiert war, in den sie so unsterblich und fürchterlich verliebt war, hatten dieses erste Mal zu einem Erlebnis werden lassen, an das sie ihr Leben lang gern zurückdenken würde.
Während all diese Gedanken Dominique durch den Kopf gingen, hatte ihre Mutter sie fragend und ungehalten angesehen. Das Kleid sei vom Bügel gerutscht, und deshalb würde sie es später von Hand waschen, schwindelte Dominique ihr vor und wünschte sich dabei inständig, ihre tyrannische Mutter würde endlich aus ihrem Leben verschwinden. Außerdem war es nicht richtig, fand sie, dass Evelyn einfach in ihr Zimmer marschierte, wenn ihr der Sinn danach stand. Es war ihr Zimmer, nicht das ihrer Mutter. Ihr Privatbereich.
Natürlich war es nichts Ungewöhnliches, sinnierte Dominique später, als sie das Kleid zum Trocknen auf die Leine hängte, dass ihre Mutter ihr Zimmer betrat, um die Schmutzwäsche aufzusammeln, und normalerweise hatte sie auch nichts dagegen. Es war ihr schlechtes Gewissen, das ihr nun das Gefühl gab, ihre Mutter überschreite ihre Befugnisse. Doch jetzt war vieles anders geworden. Sie würde ihrer Mutter eine Grenze setzen müssen, an die sie sich zu halten hatte.
Dominique betrachtete das Kleid, das an der Leine flatterte. Die Flecken waren zwar herausgegangen, aber der Riss fiel sofort auf. Ihre Mutter würde natürlich nachfragen, wie das passiert war.
»Also, wie ist das passiert?«, fragte Evelyn, während sie den Riss beäugte.
»Keine Ahnung«, log Dominique. »Vielleicht beim Tanzen.«
»Das wird schwierig zu flicken sein.«
»Das lässt sich nicht mehr flicken«, meinte Dominique.
»Oh, ich kriege das schon hin«, erwiderte Evelyn. »Ihr jungen Leute findet ja nichts dabei, Kleidung wegzuwerfen, aber zu meiner Zeit war das eine Sünde.«
Dominique hoffte inständig, dass dies nicht die Einleitung zu einem ihrer beliebten »Zu meiner Zeit«-Vorträge war, wo das Leben so unvorstellbar hart gewesen war, ohne diesen ganzen Luxus der Achtzigerjahre. Außerdem war die Unterstellung, Dominique würde Kleidung einfach wegwerfen, völlig an den Haaren herbeigezogen. Sie musste vielleicht nicht mehr Socken
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