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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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stopfen, wie Evelyn seinerzeit, doch neue Anziehsachen konnte sie sich nicht oft leisten.
    »Danke«, sagte Dominique in leicht schnippischem Ton.
    »Ich hab dir ja gleich gesagt, dass es nichts taugt«, fuhr Evelyn vorwurfsvoll fort. »So ein dünnes Fähnchen. Kein Wunder, dass es gleich eingerissen ist.«
    »Aber es ist so hübsch.«
    »Hm.« Evelyn machte eine skeptische Miene. »Ich begreife einfach nicht, wie du dein sauer verdientes Geld für so einen Fummel ausgeben konntest.«
    »Kannst du das wirklich nicht verstehen?«, fragte Dominique mit echtem Interesse. »Hast du nie den Wunsch gehabt, ein Kleid zu tragen, weil es wunderschön ist, auch wenn es vollkommen unpraktisch ist?«
    »In meiner Jugend gab es solche Anlässe nicht.« Evelyn spähte in ihren großen Nähkorb aus geflochtener Weide. »Mein Leben sah anders aus.«
    »Und wie ist es heute?« Dominique betrachtete mit kritischem Blick den lilafarbenen Tweedrock ihrer Mutter und die blaue Baumwollbluse mit dem Rüschenkragen. »Du bist doch noch gar nicht so alt. Du könntest ganz anders aussehen … viel … viel.«
    »Die äußere Erscheinung ist unwichtig.« Evelyn nahm eine Garnrolle aus ihrem Korb. »Das ist alles leerer Schein. Das solltest du wissen.«
    Dominique nickte. Dennoch musste sie unwillkürlich ihre Mutter mit Maeve Mulligans Mutter vergleichen, die im Urlaub nach Mallorca fuhr und jeden Freitagabend ins Pub ging. Im Vergleich mit ihr, die nur unwesentlich jünger war, wirkte Evelyn mit Ende vierzig bereits wie eine alte Frau. Sie war auch ihrem Wesen nach eine ganze Generation älter als Kay Mulligan.
    Ich will nicht so sein wie sie, dachte Dominique. Ich will nicht so denken wie eine alte Frau, wenn ich es noch lange nicht bin. Und ich will modische Kleidung tragen, in der ich mich gut fühle. Die ganze Zeit.
    »Hat Brendan heute angerufen?«, erkundigte sich Evelyn, während sie ihre Nadel einfädelte.
    Dominique schüttelte den Kopf. »Er wollte sich mit einem Freund aus Cork treffen, der nach Dublin gekommen ist, weil er morgen ein Bewerbungsgespräch hat.«
    »Mach keine Dummheiten.« Evelyns Stimme klang plötzlich angespannt. »Lass dich nicht mit ihm ein, Dominique.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du redest«, erwiderte Dominique in möglichst herablassendem Ton, auch wenn sie spürte, dass ihr dabei der kalte Schweiß ausbrach.
    »Natürlich weißt du, wovon ich rede.« Evelyn steckte ihren Fingerhut auf den Mittelfinger. »Du lässt dich sehr leicht beeinflussen, Dominique.«
    »Nein, das stimmt einfach nicht.«
    »Doch. Du lässt dich zu Dingen verleiten, nur weil du denkst, dass die anderen dich dann lieber mögen. Doch die anderen müssen dich dafür mögen, wie du wirklich bist.«
    »Du hast so eine schlechte Meinung von mir!«, rief Dominique aufgebracht. »Und du kennst mich überhaupt nicht.« Sie sperrte sich gegen das Schuldgefühl, das sie plötzlich überkam. Ihre Mutter konnte unmöglich wissen, dass sie mit Brendan geschlafen hatte. Sie konnte auch nicht wissen, dass sie im siebten Himmel schwebte und aufgeregt und unsterblich verliebt war – und dass sie gleichzeitig Angst hatte, denn bereits als sie sich auf den Rückweg zur Hauptstraße gemacht hatten, um ein Taxi aufzutreiben, war ihr der schreckliche Gedanke gekommen, sie könnte schwanger geworden sein – noch immer war sie nicht bei der Familienberatungsstelle gewesen; denn wäre sie dort hingegangen, hätte sie sich eingestehen müssen, dass sie wollte, dass er mit ihr schlief.
    Er hatte keine Kondome dabeigehabt, und selbst wenn, hätte sie keine Ahnung gehabt, wie man sie benutzte. Sie gehörten schließlich nicht zum normalen Warenangebot der Drogeriemärkte. Die Kirche und die Politiker versuchten immer noch, so zu tun, als würde es in Irland Sex vor der Ehe nicht geben. Im Vergleich zum restlichen Europa bewegten sie sich immer im Mittelalter.
    Brendan hatte sich wegen der fehlenden Kondome entschuldigt, er habe keine Vorkehrungen getroffen, sagte er, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass sie … doch sie hatte ihn mit einem Kuss am Weiterreden gehindert, und später hatte er sie beruhigt, sie solle sich keine Sorgen machen, er würde schon aufpassen. Einen kurzen Moment lang dachte sie über diese Bemerkung nach und fragte sich, wann und mit wem er wohl das Aufpassen gelernt hatte. Doch sie machte keinen Rückzieher, weil sie ihn so heiß und heftig begehrte.
    Alles schön und gut, dachte sie jetzt, aber sollte ich

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