Bis das Glück mich findet
einfach fantastisch.«
»Bist du jetzt enttäuscht?« Plötzlich war ihr der schlimme Gedanke gekommen, er könnte sie für allzu forsch halten. Für schamlos. Vulgär.
»Im Gegenteil«, versicherte er ihr.
»Wann sehen wir uns wieder?«, fragte sie.
»Heute Abend? Wir könnten in meine Wohnung gehen. Die anderen Jungs sind heute nicht da.«
Bei dem Gedanken bekam Dominique weiche Knie. Sie wollte es so sehr.
»Okay.«
»Treffen wir uns vorher in unserem Pub auf einen Drink«, schlug Brendan vor. »Und danach …«
»Ja. Danach …« Sie legte den Hörer auf. Sie konnte es kaum erwarten.
Es war beim zweiten Mal noch besser, aus einer ganzen Reihe von Gründen, aber hauptsächlich deshalb, weil sie jetzt in einem schönen Bett lag, ihr der Regen nicht in den Kragen tropfte und ihre Füße nicht in enge Schuhe eingezwängt waren. Brendan nahm sich auch mehr Zeit für Zärtlichkeiten und machte Sachen mit ihr, die sie vor Wonne erzittern ließen. (Sie hatte diesen Ausdruck in einem der historischen Liebesromane gelesen, in denen sie so gerne schmökerte, und sich oft gefragt, was das eigentlich bedeutete, aber nach dieser Nacht mit Brendan wusste sie es.) Und diesmal hatte er sie auch gefragt, ob es okay für sie wäre, wenn er ein Kondom benutzte. Klar, hatte sie erwidert, denn wie sie unlängst gelesen hatte, lag die Erfolgsquote bei fast neunzig Prozent, was ziemlich gut war, oder? Wegen der anderen zehn Prozent machte sie sich keine Gedanken. Seinen Glücksbringer hatte Brendan sie genannt.
Glücksbringer hatten doch nicht so ein Pech.
Auch konnte sie sich nachher im Badezimmer frisch machen, obwohl sie Zweifel bekam, ob dies tatsächlich ein Vorteil war – sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass ihre Vorstellung von einem sauberen Badezimmer mit jener von vier alleinstehenden Kerlen offenbar ziemlich heftig kollidierte. So musste sie zuerst das Waschbecken ausspülen, und sie verzichtete auch auf den Gebrauch der grünen Palmolive-Seife, auf deren Oberfläche Bartstoppeln klebten.
Als sie in die kleine Küche zurückkam, hatte Brendan inzwischen eine Tasse Tee für sie gemacht. Die Geste rührte sie, auch wenn der Tee für ihren Geschmack viel zu stark war. Sie nippte vorsichtig daran, wild entschlossen, ihre Tasse ganz auszutrinken. Brendan hingegen hatte sich eine Flasche Bier aus dem kleinen Kühlschrank geholt und trank nun in gierigen Schlucken, während er im Sportteil seiner Abendzeitung blätterte. Gerade als er angefangen hatte, ihr vom großen Sieg der Mannschaft aus Cork im Endspiel um die irische Meisterschaft im Hurling zu berichten, eine Art raues Feldhockey keltischen Ursprungs, und sie sich bemühte, eine interessierte Miene aufzusetzen, ging die Tür auf, und ein junger Mann kam herein. Brendan stellte ihn ihr vor als Eamonn, der wie er selbst aus dem County Cork stammte und Elektriker von Beruf war.
»Hey, du bist aber hübsch«, sagte Eamonn bewundernd zu ihr. »Mann, Brendan, du kriegst immer die besten Weiber ab.«
Dominique errötete vor Stolz. Ihr Leben wurde von Tag zu Tag besser, fand sie. Ihr Job gefiel ihr, sie hatte einen tollen Freund, sie hatten fantastischen Sex miteinander, und andere Männer hielten sie für hübsch. Vielleicht war sie tatsächlich in letzter Zeit attraktiver geworden, überlegte sie. Vielleicht gehörte sie zu der Gruppe der Spätentwickler. Sie warf den Kopf nach hinten, eine Geste, die sie Emma Walsh abgeguckt hatte, und lachte.
Dominique hatte felsenfest vor, ihren Gang in das Büro der Familienberatungsstelle nicht länger aufzuschieben, wie sie es dem heiligen Judas versprochen hatte, aber allein der Gedanke machte sie furchtbar nervös. Was, wenn jemand, der sie kannte, sie zufällig dort sah? Was, wenn ihre Mutter davon erfuhr? Sie, Dominique, war eine vernünftige, erwachsene Frau, ermahnte sie sich, die eine feste Beziehung hatte und die entsprechenden Vorkehrungen traf. Wie sie wusste, hatten die Mädchen in fast allen anderen Ländern schon viel früher die ersten sexuellen Kontakte – mit sechzehn Jahren noch Jungfrau zu sein, dafür wurde man dort schon fast ausgelacht. Deshalb war es geradezu albern, dass sie sich nun, wo es um diesen wichtigen Bereich ihres Lebens ging, vorkam wie ein dummes Schulmädchen. Das Problematische dabei war, dass sie, wenn sie sich mit Verhütung beschäftigte, sich automatisch eingestand, dass sie Sex um des Vergnügens willen wollte, doch diese Einstellung stand in krassem Widerspruch zu der
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