Bis das Glück mich findet
seine Lebensgeschichte in der Öffentlichkeit auszubreiten, vor allem, wenn man über Zeiten redete, die man besser vergessen sollte. Sie solle sich jetzt bitte schön nicht für etwas Besonderes halten, ermahnte sie Dominique, denn sie habe nichts, worauf sie sich etwas einbilden könnte. Außerdem gebe es Wichtigeres im Leben, als in einem extravaganten Kleid in der Wochenendbeilage zu erscheinen.
Seamus, der ebenfalls am Telefon mit Dominique redete, stimmte mit Evelyn überein (wie immer), fügte jedoch hinzu, dass er sich freue, weil sie offenbar glücklich sei. Die Bemerkung ihres Vaters überraschte Dominique ein wenig. Sie hatte immer geglaubt, dass es ihren Vater kaum interessierte, ob sie glücklich war oder nicht.
Gabriel rief an und meinte, sie sehe auf den Fotos ja wirklich fantastisch aus, aber sei es denn wirklich nötig gewesen, allen ihre Lebensgeschichte zu erzählen?
»Nein«, gab sie zu, »ich war zu dem Zeitpunkt ein bisschen betrunken.«
»Dominique!«
»Ich hatte Champagner getrunken«, sagte sie zu ihrer Verteidigung. »Ich konnte mich einfach nicht mehr bremsen. Aber Gabriel, ich habe etwas Gutes bewirkt, ganz ehrlich. Als ich bei dieser Talkrunde im Rundfunk mitgemacht und erzählt habe, wie es mir nach Kellys Geburt ging, gab es ein ungemein großes Echo. Viele Frauen leiden an postnataler Depression, und die meisten denken, dass sie verrückt geworden sind oder dass sie das ganz allein durchstehen müssen. Und sie fühlen sich wie ich damals, minderwertig und zu nichts zu gebrauchen. Sie denken, sie sind schlechte Mütter, und leiden schrecklich unter ihren Schuldgefühlen. Aber das sind sie eben nicht, und ich bin es auch nicht.«
»Und wie geht es Kelly bei der ganzen Sache?«, fragte Gabriel. »Schließlich muss sie jetzt hören, dass sie nicht gewollt war und dass du sie abgelehnt hast.«
»Das stimmt überhaupt nicht«, protestierte Dominique. »Ich habe mich mit ihr zusammengesetzt und ihr erklärt, dass wir sie nicht geplant hatten und dass es mir nicht gut ging nach ihrer Geburt, aber dass ich sie lieber habe als alles andere auf der Welt und sie immer lieben werde. Sie kann sich ja nicht erinnern, wie es damals war, und mittlerweile haben wir ein sehr enges Verhältnis und verstehen uns prima, und deshalb besteht keinerlei Anlass, sich Sorgen zu machen.«
»War es wirklich so schlimm?«, hakte er nach. »Nach ihrer Geburt?«
»Es war die schlimmste Zeit meines Lebens«, sagte sie schlicht.
»Ich habe damals versucht, dir zu helfen«, erinnerte Gabriel sie.
»Ja, sicher«, erwiderte sie. »Alle haben das versucht. Und ich werde das auch nie vergessen.«
Jeder hatte versucht zu helfen, aber nur Greg war es gelungen, zu ihr durchzudringen. Diese Tatsache hatte sie bei ihren Interviews nicht erwähnt, denn das wäre gar zu freimütig gewesen. Alles, was die anderen zu interessieren brauchte, war, dass es ihr nun wieder gut ging und sie ihre Tochter liebte und dass keiner ihrem Mann das Wasser reichen konnte, wenn es ums Bauen ging.
Dominique wurde gebeten, die Schirmherrschaft für ein Hilfsprogramm zu übernehmen, das Frauen unterstützte, die an postnataler Depression erkrankt waren, und sie willigte ein. Sie wurde in den Vorstand von zwei weiteren gemeinnützigen Vereinigungen gewählt, die in der Öffentlichkeit starken Widerhall fanden, und wurde mit der Zeit Stammgast bei diversen Veranstaltungen zu wohltätigen Zwecken. Es machte ihr Spaß, Wohltätigkeitsorganisationen zu unterstützen. Es gefiel ihr, sich schön anzuziehen und zu stylen, und es gefiel ihr, zusammen mit Brendan Gast zu sein bei den glamourösesten Benefizveranstaltungen des Landes. Und sie liebte es, wenn die Zeitungen sie »Darling« Domino Delahaye nannten.
Brendan gefiel die Popularität seiner Frau ebenfalls. Ein paar Monate, nachdem sie fester Bestandteil der Dubliner Schickeria geworden waren, galten sie als das glamouröse Traumpaar schlechthin, was Brendan mit Genugtuung erfüllte. Er war stolz, dass sich die ganze Plackerei der vergangenen zehn Jahre auszahlte und er tatsächlich in der Oberliga mitspielte. Wenn auch noch nicht in der Mega-Liga. Dort gab es Bau-Magnaten, die Helikopter und mehrere Sportwagen besaßen und ganze Inseln in der Karibik ihr Eigen nannten. So weit oben war Brendan noch nicht, aber auf dem besten Weg dorthin. Und Domino hatte ihm dabei geholfen. Mittlerweile war er froh, dass er damals während ihrer Depression, als er ernsthaft mit dem Gedanken spielte, sie zu
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