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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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verfinstern. Dort unten, wo ich lebe, wütet die globale Erwärmung. Hier oben ist es kühl, es geht ein leichter Wind, und Sie glauben vielleicht, dass Sie mit dem Mist nichts zu tun haben. Sie begehen womöglich den Fehler zu glauben, Sie seien hier oben geboren worden, nicht unten im Morast, wo ich lebe. Nun, ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass ich der Mann bin, der Ihren Arsch wieder nach dort unten zerren wird, wo er hergekommen ist.«
    Ein sehr muskulöser Monolog, so sehr, dass Phil vorsichtig wurde, körperlich wie verbal.
    Seine Ruhe und sein Schweigen waren Balsam für meine wachsende Wut.
    »Versuchen wir es noch einmal«, sagte ich. »Leonid McGill möchte gern Cyril Tyler sprechen.«
    »Er ist nicht da«, antwortete Phil, Gesicht und Stimme bar jeder Gefühlsregung.
    »Und wo ist er?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie würden mich doch nicht anlügen, oder, Phil?«
    Darauf hatte er keine Antwort.
    Ich glaubte dem jungen Assistenten, hatte aber immer noch das dringende Bedürfnis, ihn zu packen und über der Brüstung des Gebäudes zappeln zu lassen, nur um ihn japsen und betteln zu hören. Dieser Drang brachte mich nicht zum ersten Mal zu der Frage, wovon ich in letzter Zeit eigentlich getrieben wurde.
    Ich unterdrückte diese gewalttätigen Gefühle und sagte mit sehr sanfter Stimme: »Sagen Sie ihm, ich hätte die Aufgabe erledigt, für die er mich engagiert hat, und ich hätte eine Antwort für ihn.«
     
    Danach durchquerte ich den Kaninchenbau bis zur Straße hinunter. Eine wahnwitzige Re-Interpretation von Alice, die den schwer zu fassenden Hasen verfolgt.

42
    Ein paar Blocks von Cyril Tylers Domizil entfernt fuhr mir das kurzfristige Kribbeln der Ohnmacht über die Stirn. Es handelt sich dabei um jenes Gefühl, das ein wahrer Boxathlet verspürt, wenn ein Schlag kommt, den er nicht gesehen hat, ein wahrer Hammer, der den Kampf beenden wird.
    Ich drehte mich nach links – nur um zu sehen, ob dort jemand stand und mich beobachtete. Doch da war niemand, also nahm ich mein Handy und die Notiz, die ich mir gemacht und in die Brusttasche meines blauen Jacketts gesteckt hatte. Ich wählte die Nummer.
    »Fawn David«, sagte eine weibliche Stimme schon nach dem ersten Klingeln.
    Ihre Stimme klang selbstsicher, frisch, geschäftsmäßig. Das verunsicherte mich ein wenig, vor allem, weil ich daran gewöhnt war, mir meine Lügen zurechtzulegen, während es noch klingelt.
    »Hallo, Ms. David«, sagte ich aus einem Reflex heraus. »Mein Name ist McGill, und ich suche nach Bill Williams.«
    »Entschuldigung?« Nun war sie an der Reihe aus der Fassung zu geraten. »Sagten Sie gerade Bill Williams?«
    »Ja.«
    »Meinen Sie … meinen Sie etwa William Williams?«
    »Ja.«
    »O mein Gott. Ich habe seit fast fünfzehn Jahren nichts mehr von Mr. Williams gehört. Vielleicht noch länger. Woher haben Sie überhaupt meine Nummer?«
    »Ich bin Privatdetektiv«, erläuterte ich und kam mir bei so viel Ehrlichkeit ein wenig verwundbar vor. »Ich bin von einem Mann namens Vartan engagiert worden, Harris Vartan, um Mr. Williams zu finden. Vartan hatte die Telefonnummer einer Frau, die im Besitz einer Reihe von Büchern von Mr. Williams war. In Karl Marx’ Kapital fand ich eine Immobilienanzeige. In der Anzeige war diese Nummer aufgeführt.«
    »Ja«, sagte Fawn David, »ja. Mr. Williams hat sieben Jahre lang in dem Zimmer hinten raus gelebt. Wow. Ich habe schon eine Ewigkeit nicht mehr an ihn gedacht. Er war ein sehr netter Mann – außergewöhnlich.«
    »In welcher Hinsicht?«, fragte ich, während ich da auf dem Bürgersteig einer Seitenstraße von Manhattans Upper West Side stand.
    »Er war … so nett. Sehr interessiert an dem, was die Menschen zu sagen hatten, und sehr belesen. Er ist der eigentliche Grund, warum ich meine Firma gegründet habe.«
    »Was für eine Firma denn, Ms. David?«
    »Middleman Enterprises. Ich recherchiere zu allen möglichen Produkten und helfe Personen, für einen gewissen Prozentsatz oder auf Honorarbasis, bestimmte Dinge für ein Geschäft, den persönlichen Gebrauch oder einfach nur als Geschenk zu erwerben.«
    »Wenn ich also eine bestimmte Rasse Hund haben möchte …«
    »Dann recherchiere ich und gebe Ihnen eine Liste mit Preisen, Züchtern und allem anderen, was Sie vielleicht sonst noch benötigen.«
    »Und wie hat Mr. Williams Sie darauf gebracht?«
    »Er sagte zu mir, ich könne tun, was ich wolle, exakt das, was ich wolle. Er meinte, ich bräuchte mich nicht mit weniger

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