Bis dass der Tod uns scheidet
wollte?«
»Keine Ahnung. Ich glaubte der Geschichte, zumindest dem Geld, das sie mir bezahlte, um die Geschichte zu glauben, bin zu ihrem Gatten und habe ihn gefragt, warum sie Angst vor ihm hätte.«
»Was hat er geantwortet?«
»Dass er mich bezahlen wolle, um sie für ihn aufzuspüren.«
»Und, haben Sie?«
»Nein. Sie hat mir nicht gesagt, wo sie wohnt, außerdem hätte ich das eh nicht getan. Stattdessen habe ich eingewilligt, ihr auszurichten, er würde sie lieben und ihr nie etwas zuleide tun.«
»Haben Sie die Nachricht überbracht?«
»Nein. Ich habe sie nie wiedergesehen.«
»Wo ist die richtige Chrystal Tyler?«, fragte der Cop.
»Offenbar hat sie Cyril verlassen. Deshalb sollte ich sie ja finden.«
»Glauben Sie, sie ist tot?«
»Vielleicht hätte das jemand gern. Vielleicht hatten sie Erfolg. Ich weiß es nicht.«
»Und was wissen Sie?«
»Das, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Höchstwahrscheinlich war es die Frau, die Sie Shawna nennen, die zu mir kam und sich als Cyrils Frau ausgab. Sie sagte, jemand wolle sie tot sehen. Und nun erzählen Sie mir, dass sie tot ist.«
»Ich will diesen Mistkerl, LT.«
»Ja«, sagte ich und stand auf. »Viel Glück dabei.«
»Wollen Sie mir nicht helfen?«
»Sie haben mich gerade darüber informiert, dass meine Klientin tot ist. Was soll ich denn machen?«
»Sie können mit aufs Revier zu einer letzten Befragung.«
»Morgen.«
»Jetzt.«
»Ich habe jetzt etwas zu tun, Lieutenant.«
»Ich könnte Sie verhaften.«
»Tun Sie das.«
Kitteridge stand auf.
»Machen Sie es mir unnötig schwer, weil ich ein Cop bin?«
»Zum Teil«, antwortete ich. »Die andere Sache ist die, dass ich noch einiges zu erledigen habe. Sie wollen mich befragen, und ich sage, ich komme morgen vorbei.«
Kitteridge schüttelte den Kopf und drehte sich weg.
Ich folgte ihm zum Ausgang.
47
Ich war nicht wirklich überrascht, Mardi an ihrem Schreibtisch vorzufinden. Sie war mir treu ergeben, aber nicht sonderlich gehorsam. Sie lächelte, und ich erwiderte es.
»Mardi«, sagte Carson Kitteridge. »Sie waren doch gar nicht hier, als ich hereingekommen bin.«
»Ich sollte etwas für Mr. McGill besorgen.«
»Sie arbeiten spät.«
»Er zahlt Überstunden.« Das stimmte.
»Hören Sie, falls Sie jemals einen ehrlichen Job suchen, könnte ich Sie vielleicht als Assistentin in meinem Büro unterbringen. Ich erwarte eine Beförderung.«
»Seit jenem letzten Auftrag, den Sie mit Mr. McGill erledigt haben«, ergänzte sie ach so unschuldig. »Richtig?«
»Das ist nicht der richtige Platz für Sie«, sagte der ewige Cop.
»Tausendmal besser als dort, wo ich herkomme.«
Mit etwas Hilfe von mir hatte Kitteridge den Fall von Mardis kinderschändendem Vater geknackt. Er wusste, wovon sie sprach. Er hatte eine ganze Akte zu dem Fall, mit selbstgedrehten Videos und Tagebüchern aus der Hand von Leslie Bitterman persönlich.
»Keine Ahnung, wie Sie sie rumkriegen, LT«, sagte er.
»Persönlichkeitskult«, musste ich zugeben.
Er schüttelte den Kopf und verließ das Büro. Er ging, aber wie alle Cops würde er wiederkommen.
Als Kit verschwunden war, zog ich einen Stuhl zu Mardis Schreibtisch und starrte sie an. Eine halbe Minute lang konzentrierte sie sich auf die Tastatur, dabei wussten wir beide, dass sie blind tippen konnte.
»Kann ich etwas für Sie tun, Mr. McGill?«
»Carson hat recht.«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Du solltest nicht für mich arbeiten. Die City zahlt Sozialleistungen, und sie können ihre Angestellten schützen.«
»Ich brauche keinen Schutz«, erwiderte sie. »Ich habe Sie.«
»Du verstehst mich nicht, Mädchen. Die Menschen, die hierherkommen, die mich umgeben, sind gefährlich. Manche sind Killer.«
»Ein Killer ist nicht das Schlimmste, was es da draußen gibt.«
»Vielleicht nicht«, gab ich ihr recht, »aber wenn du meinetwegen zu Schaden kommst, würde es mir das Herz brechen. Tatsache.«
Ihre Antwort bestand aus einem entzückenden Lächeln.
»Und wenn ich dir ein anderes Büro auf einer anderen Etage suche?«
»Sie brauchen mich hier«, stellte sie unumstößlich fest. »Ich lege Ihre Unterlagen ab und hole Kaffee.«
»In ein paar Jahren könntest du ein ganzes Büro leiten, wenn du anderswo hingehen würdest.«
»Die Art von Leben will ich gar nicht. Es gefällt mir hier. Sehr gut sogar.«
»Der Kerl«, holte ich aus, »der, der sich Peters nannte. Er ist hier hereinspaziert, um mich so lange zu vermöbeln, bis ich
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