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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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»Danvers. Musst du nicht irgendwo einen Welpen oder Wale retten oder so etwas?«
    Claire sagte nichts. Inzwischen war Monica nicht mehr allein, ihre beiden Freundinnen von der Lippenstift-Mafia waren kurz danach dazugekommen. Gina trug einen Jeansrock und Springerstiefel, während Jennifer im Grunde nur ein Abklatsch von Monica war, mit einer Markenjeans die nur eine Fälschung war.
    Dass sie sich Miranda als Opfer ausgesucht hatten, war nichts Ungewöhnliches. Es gehörte zu ihrem üblichen Vorgehen, sich stets die Schwachen und (mutmaßlich) Hilflosen herauszupicken. Durch sie hatte damals auch Claire eine Einführung in die warmherzige Gemeinde Morganvilles bekommen, als sie den dreien in ihrem Wohnheim begegnet war. Sie hatten sie verprügelt und die Treppe hinuntergeworfen, und offen gesagt konnte sie von Glück sagen, dass es noch so glimpflich abgelaufen war.
    Trotzdem. So gewagt Monica auch mit ihren Schikanen war, so war es doch ungewöhnlich, dass die Schrecklichen Drei Miranda hier draußen, mitten auf dem Campus, nachstellten.
    »Ich sagte, verschwinde, Claire«, sagte Monica, während Gina und Jennifer ausschwärmten, um den einfachen Rückzug abzuschneiden. »Dir bleiben etwa fünf Sekunden, bevor ich vergesse, dass du die Anstecknadel trägst, die dich als Haustier der Gründerin ausweist. Danach werde ich dir wie in den guten alten Zeiten den mageren Hintern versohlen.«
    »Wirst du vergesslich? Ich wusste gar nicht, dass du schon so alt bist, dass du Alzheimer hast«, sagte Claire. Sie zog an Mirandas kalter, zitternder Hand. »Obwohl du so aussiehst. Komm, mit. Gehen wir.«
    »Warte.« Das war Jennifer, sie trat vor, um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden. »Sie nicht. Sie bleibt hier.«
    »Warum?«
    »Das geht dich nichts an, du Miststück. Du kannst gehen. Sie nicht.«
    Claire warf Miranda einen Blick zu. »Du hast gesagt, du wolltest mich warnen. Wovor?«
    Sie sah unglücklich aus. »Vor ihnen«, sagte sie. »Ich bin aufgewacht und hatte Kopfschmerzen. Ich konnte nur noch daran denken, dass ich es dir sagen musste, dass ich dich warnen musste, bevor es zu spät ist. Aber ich glaube, ich habe etwas falsch gemacht. Manchmal gerät in meinem Kopf alles durcheinander. Manchmal scheint es, als wäre ich diejenige, die das erst verursacht. Aber das hier ist jetzt definitiv falsch.«
    »Was du nicht sagst« erwiderte Gina trocken. »Ich geh da so lang und da kommt dieses verrückte Miststück auf mich zu, blubbert mich voll und schlägt mich. Schau, das gibt bestimmt einen Bluterguss.« Sie zeigte auf ihr Kinn, das auf einer Seite rot war. »Deshalb will ich jetzt zurückschlagen, das ist alles. Du hältst dich da einfach raus und allen geht es gut.«
    Claire sah Monica und Jennifer an. »Halten sich deine Freundinnen raus?«
    »Willst du wirklich so weit gehen?« Ginas ausdrucksloses, finsteres Starren war beängstigend. »Das geht dich nichts an, Danvers. Verschwinde und tu, was immer superschlaue Freaks tun, wenn sie nicht gerade anderen total auf die Nerven gehen.«
    Sie hätte gehorchen sollen. Das wäre das Schlaueste gewesen, das Leichteste. Stattdessen loderte etwas in ihr auf und sie sagte: »Ich lasse nicht zu, dass ihr hier auf irgendjemanden einprügelt und schon gar nicht auf ein hilfloses fünfzehnjähriges Mädchen. Jetzt sind wir schon zwei, die keine Angst haben, zurückzuschlagen. Und eine von uns hat Leute auf Kurzwahl gespeichert, denen ihr nicht in die Quere kommen wollt.«
    »Drohst du mir etwa?«, fragte Gina leise.
    »Mist«, seufzte Monica. »Danvers, jetzt hast du dich eingemischt. Selber schuld.«
    Ginas Augen wurden wie die eines Hais, bemerkte Claire; nichts als blinde Agressivität ohne Sinn und Verstand.
    Als Gina lächelte, wurde das Ganze noch unheimlicher. Vor allem, als sie das Taschenmesser mit der langen, scharfen Klinge aufklappte. Es gab ein leises, metallisches Klicken von sich, als es einrastete.
    Miranda holte scharf und bebend Luft. »Oh, nein. Alles wird schiefgehen, so schiefgehen … Das wollte ich nicht …«
    Claire verlagerte ihre Aufmerksamkeit auf Monica, die reglos dastand, das Gesicht zu einer hübschen, leeren Maske erstarrt. »Du lässt zu, dass deine Psycho-Freundin auf mich losgeht. Obwohl du weißt, was passiert, wenn Amelie das herausfindet.«
    Monica lächelte ein wenig. »Warum denkst du, ich könnte dich nicht verschwinden lassen? In dieser Stadt gibt es viele Stellen, an denen man eine Leiche verbuddeln kann, vor allem, wenn man sie vorher

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