Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
Vom Netzwerk:
doch hier wie eine Dramaprinzessin.«
    »Drama-Queen.«
    »Hallo? Nein! Du brauchst sehr viel mehr Übung im Türenschlagen, Herumstolzieren und Schmollen, wenn du auch nur annähernd meinen Thron erobern willst, du Miststück. Aber du machst Fortschritte.« Eve hielt inne und musterte sie mit einem langen, ernsten Blick. »Das war übrigens kein Kompliment. Nur falls du dich das fragst.«
    »Ich hab mich nichts gefragt.«
    »Gut.« Eve sah wieder nach vorne. »Aber ich hab’s verstanden. Alles um dich herum stürzt ein, du weißt nicht, was du tun sollst, das alles ist zu groß und zu beängstigend, um es anzugehen, geschweige denn, dagegen zu kämpfen, deshalb bekommt die erste Person, die Mitleid zeigt, eine geknallt. Das hab ich schon so oft mitgemacht, dass es fast zur Gewohnheit geworden ist.«
    »Ich …« Claire wollte sich verteidigen, stellte dann aber fest, dass das alles in allem eine gute Zusammenfassung gewesen war. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. »Ja, ich glaube schon.«
    »Immerhin ein Fortschritt.« Eve lachte. »Ich hab dich lieb, CB, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wir sind alle Marionetten. Das liegt in unserer DNA. Ja, auch in deiner, Michael.« Sie boxte gegen seinen Arm. Er tat, als würde er es spüren. »Also. Nächster Schritt. Wir gehen nach Hause, schlafen uns aus und hoffen, dass Shane mit eingezogenem Schwanz nach Hause geschlichen kommt und einsieht, was für ein Trottel er gewesen ist. Stimmt’s?«
    »So lautet der Plan«, sagte Michael. Er klang nicht gerade optimistisch. »Gebt ihm ein wenig Zeit. Aber so oder so gehen wir morgen zu Amelie und erzählen ihr alles, was wir wissen. Einschließlich der Sache mit Shane.«
    Claire hob ihren Kopf und starrte auf seinen blond gelockten Hinterkopf. »Michael? Du wirst aber nicht abhauen und heute Nacht etwas Dummes anstellen, oder?«
    »Soweit ich mich erinnern kann, bin ja wohl nicht ich derjenige, der mit voller Geschwindigkeit in die Nacht von Vampireville hinausgerannt ist.«
    Das brachte sie zum Verstummen, bis sie vor ihrem Haus in der Lot Street hielten. Als Eve und Michael ausgestiegen waren, hatte Claire ihre Frage schon vergessen.
    Erst später, als sie mitten in der Nacht aufwachte und meinte, gehört zu haben, wie sich Shanes Zimmertür öffnete und wieder schloss, wurde ihr klar, dass Michael ihre Frage gar nicht beantwortet hatte.

12
    C laire stand früh auf – vor allem deshalb, weil sie nicht schlafen konnte – und sah in Shanes Zimmer nach. Es war leer und genauso unordentlich wie das letzte Mal, als sie es gesehen hatte. Selbst das Kissen war noch in derselben Position, halb vom Bett gerutscht, die Laken zusammengeknüllt daneben. Dinge fielen ihr wieder ein, zum Beispiel, wo sein Kopf gelegen hatte, als er zum letzten Mal darin geschlafen hatte. Wie eine Schlafwandlerin ging sie zum Bett und legte im grauen Dämmerlicht ihre Hand in die Mulde, in die er vor nicht allzu langer Zeit sein Haar gedrückt hatte. Die Vertiefung war natürlich kalt.
    Sie nahm das Kissen fest in den Arm und vergrub ihr Gesicht darin. Sein Duft strömte ihr in die Nase, überwältigte sie. Sie ließ sich auf das schmale Bett sinken und … brach einfach zusammen. Ihre Augenlider waren wund vom Schlafmangel und vom Weinen und sie fühlte sich leer. Erschöpft. Das Einzige, was sie mit geschlossenen Augen sah, war Shanes kaltes, entschlossenes Gesicht und wie er immer wieder auf diesen Vampir einschlug. Das war nicht der Shane, der in diesem Bett gelegen und sie in den Armen gehalten hatte, der mit ihr über neue Songs gelästert hatte, bis sie vor Lachen keine Luft mehr bekam, der sie gekitzelt und geküsst und ihr ins Ohr geflüstert hatte, wie sehr er sie liebte. Dieser Shane war nicht mehr da und sie wusste nicht, ob er überhaupt noch irgendwo war, ob er zurückkommen würde.
    Doch. Er kommt zurück. Ich werde ihn zurückbekommen.
    Irgendwie.
    Ganz plötzlich hatte sie eine Vision von der Website. Unsterbliche Schlachten. Irgendjemand wusste etwas, und zwar nicht nur Wassily, Bishop und Gloriana. Vampire hatten es im Allgemeinen nicht so mit Computern. Ein paar wenige vielleicht, aber sehr viel wahrscheinlicher war, dass ein Mensch die Arbeit im Internet für sie erledigte.
    Vielleicht sogar jemand innerhalb Morganvilles, da die Seite eine Spezialverschlüsselung hatte, die von den Überwachungssensoren nicht erkannt werden konnte.
    Sie setzte sich in Shanes kaltem Bett auf, das Kissen immer noch in den Armen, und starrte

Weitere Kostenlose Bücher