Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
aus Passau. Und es reagiert einer darauf, indem er sagt: Ach du liebe güte, kann aus Passau etwas gutes kommen? Nazaret war vermutlich ein grauenvolles Kaff, das einen üblen Ruf hatte in Judäa und Umgebung.
Aber auch wenn man darüber nicht lachen kann, komisch ist es schon. Oder? - Vielleicht nicht für jeden. Braucht man eventuell einen besonderen Humor, um diese Szenen komisch zu finden?
Humor ist die Basis für Komik, wer Humor empfinden kann, findet etwas komisch. Wenn er lacht, dann muss er lachen, er kann gar nicht anders. Der Lacher ist die körperliche Reaktion auf die Komik. Der Witz entsteht im geist und braucht Esprit und Scharfsinn, damit die Pointe sitzt. Der Witz ist eine Verstandesangelegenheit. Humor ist eine Sache des gefühls, eine philosophische grundhaltung. Der Verstand hat darin seinen festen Platz. Verstand ohne Humor geht, aber Humor ohne Verstand geht nicht!
Machen wir mal ein Beispiel. Ich erzähle Ihnen einen Witz: Mal schauen, ob Sie darüber lachen können:
Der Oberrabbiner steht am frühen Morgen des Shabbat auf, öffnet die Tür zum Balkon von seinem Hotelzimmer und sieht, es ist ein wunderbarer, sonniger Tag. Vor dem Hotel ist ein großartiger golfplatz, und der Rabbiner denkt sich, ich könnte ja schnell eine Runde golf spielen, sieht ja keiner. Er macht sich also auf die Socken. Oben im Himmel sieht das Petrus, der geht sofort zum Herrn und meldet das Vergehen des Rabbiners …
Einen Witz von vergleichbarer Qualität habe ich bei den Katholiken leider nicht gefunden. Es gibt sehr viele. Harmlose und weniger harmlose, und es gibt auch richtig scharfe.
Jesus und die Ehebrecherin. Sie soll gesteinigt werden, da tritt Jesus vor die Menge und sagt: »Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!« Da kommt ein riesiger Wacker geflogen und trifft die Frau am Kopf. Jesus dreht sich um und sagt: »Weißt du, manchmal kotzt du mich echt an, Mutter!«
Wer jetzt gelacht hat, der hat Humor, wer nicht lachen konnte, hat vermutlich keinen Humor. ganz so einfach ist das auch wieder nicht. Kann so ein Witz vielleicht sogar religiöse gefühle verletzen?
Wir müssen klären, was wir unter Humor verstehen wollen.
Um dem Humor also auf die Spur zu kommen, habe ich, wie ich das als Studienabbrecher an der Uni gelernt habe, erst mal ein Lexikon zur Hand genommen, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Dabei stieß ich unter anderem auf die Theologische Realenzyklopädie und muss sagen, da wird der interessierte Humorforscher gut versorgt.
»Humor ist Laune als Talent und affektierter Charakter«, steht da zur Wortbedeutung und Begriffsbildung. Da staunt der interessierte Laie und wundert sich.
Humor bedeutet ursprünglich Feuchte, Flüssigkeit. Der Begriff erfuhr über die Jahrhunderte einen Bedeutungswandel, er ist irgendwann trockengelegt worden. Mit der Zeit haben die Leute angefangen, etwas anderes unter Humor zu verstehen, nämlich so etwas wie Temperament, Neigung, Laune. Für goethe ist Humor gemütsverfassung und -veranlagung und gemütsbewegung.
Kant zum Beispiel, der alte Ostpreuße, kann es nicht lassen, er definiert als Erster den Humor und bestimmt, was darunter zu verstehen ist. Er unterscheidet launische Sinnesart und launisches Talent. Und er fährt fort: »… jene ist eine Disposition zu Anwandlungen eines Subjects zur Freude oder Traurigkeit … von denen dieses sich selbst keinen grund angeben kann und die vornehmlich des Hypochondristen anhängt. Sie ist von dem launischen Talent ganz unterschieden, welches durch die absichtlich verkehrte Stellung, in die der witzige Kopf die gegenstände setzt (gleichsam sie auf den Kopf stellt), mit schalkhafter Einfalt dem Zuhörer oder Leser das Vergnügen macht, sie selbst zurecht zu stellen.«
Jaaa, das sagt Kant. Das will ich jetzt mal so stehen lassen. Oder wollen Sie erst mal darüber nachdenken? Also alles kann ich Ihnen in diesem Vortrag nicht erklären, da müssen Sie eben zu Hause was nachlesen, oder noch besser, nacharbeiten.
Und dann endlich - von mir mit großer Freude zur Kenntnis genommen - habe ich auch einen bayerischen Denker und Dichter gefunden, der die Ästhetik des Humors sehr umfassend dargestellt hat. In seiner noch heute maßgeblichen und für alle Humor-Interessierten zu empfehlenden Vorschule der Ästhetik hat Jean Paul Richter eine philologische Marke gesetzt, an der keiner vorbeikommt, der sich ernsthaft mit dem Thema befassen will. Mit großem Bedauern habe ich allerdings
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