Bis ich dich finde
Jack
wollte seinen Kleinen gar nicht ansehen, aus Angst, er könnte verschwunden
sein. Er hörte, wie Mrs. Machado den Beutel mit dem Eiswasser und den
verbliebenen Würfeln in das Waschbecken im Badezimmer leerte. Sie kehrte zurück
und setzte sich neben ihn auf das Bett. »Är ist sär rot«, bemerkte sie.
»Ich fühle gar nichts. Ich glaube, er ist tot«, sagte Jack.
Sie tupfte den Kleinen sanft mit dem Handtuch ab. »Ich glaube, är
wird bald wiedär ärwachen zum Leben«, sagte Mrs. Machado und drückte das
Handtuch auf den Penis. Jack sah sie im Profil. Ihr krauses, schwarzes,
glänzendes Haar war zu einem störrischen Pferdeschwanz gebunden, zu ihrer
»Kampffrisur«, wie sie es nannte. Jack sah, daß die Haut unter ihrem Kinn und
an der Kehle schlaff und faltig war und ihre Brüste bis auf ihren dicken Bauch
hingen. Sie war nie schön gewesen. Aber für einen Jungen, der zehn ist und
dessen Penis in der Hand einer Frau liegt, spielt alles andere keine Rolle.
»Ha!« sagte Mrs. Machado und hob das Handtuch an. »Miiiester Penis
ärwacht zum Leben und hat große Pläne !« Der Kleine
war es nicht gewöhnt, mit so viel Respekt behandelt zu werden. (Mit
Enttäuschung, ja sogar Tadel und Herabsetzung war er vertrauter.) Offenbar
schmeichelte ihm Mrs. Machados Aufmerksamkeit –, der Kleine schien sich von dem
Tritt mehr als erholt zu haben: Er zeigte sich der Situation gewachsen und
stand mit der zackigen Entschlossenheit eines Kriegshelden stramm. »Meine Gite,
Miiiester Penis!« rief Mrs. Machado. »Willst du nur angeben, oder hast du was
vor?«
Natürlich haben Penisse immer etwas vor, auch wenn der zehnjährige
Jack nicht hätte sagen können, was es in seinem Fall war. Doch Mrs. Machado
konnte anscheinend Gedanken lesen. »Was denkt Miiiester Penis?« fragte sie den Kleinen.
[325] »Ich weiß nicht«, antwortete Jack wahrheitsgemäß.
Als sein Handrücken ihre Hüfte streifte, war die Berührung
unabsichtlich, aber daß Mrs. Machado ihre Hüfte gegen ihn preßte und seine Hand
einzwängte, geschah nicht ohne Absicht. Sie griff sich an den Kopf und löste
mit einer raschen Bewegung den Pferdeschwanz, so daß das Haar ihr Gesicht
verbarg, als sie sich über seinen Penis beugte. Der Kleine spürte ihren Atem.
»Ich glaube, ich weiß, was Miiiester Penis vorhat«,
sagte sie.
Jack fühlte das Gewicht ihrer Brüste auf seinem Bauch, als sie
seinen Kleinen in den Mund nahm. Später würde er zugeben, daß »Miiiester Penis«
seit diesem Augenblick ein bißchen leichtfertig war. Die Bewegung, die sein
Unterleib machte, war unwillkürlich, doch die Erregung, die er spürte, war
durchaus nicht nur angenehm. (Er fürchtete, Mrs. Machado könnte seinen Penis
verschlucken.) »Was ist los?« fragte er sie.
Vielleicht hatte Tschenko sich getäuscht, als er Mrs. Machado
unbeweglich genannt hatte, denn sie verlagerte ihr Gewicht und veränderte ihre
Position so plötzlich, daß Jack keine Möglichkeit hatte zu reagieren. Sie war
gewiß keine Zauberin, und doch sah Jack nicht, wie sie ihr Oberteil und den BH auszog – und wie es ihr gelang, sich aus der
hellblauen Gymnastikhose und dem Slip zu winden, blieb ihm für immer ein
Rätsel. Er erhaschte nur einen kurzen Blick auf die riesige behaarte Stelle
zwischen ihren Beinen – riesig im Vergleich zu den entsprechenden Stellen bei
Mrs. Oastler und Emma. Die Rose von Jericho seiner Mutter mochte künstlerisch
konsistent sein, die Blüte innerhalb der Blüte mochte immer dieselbe sein, doch
Jack begriff (in dem Augenblick, in dem Mrs. Machado sich auf ihn setzte), daß
sie in Wirklichkeit bei jeder Frau bemerkenswert anders aussah. Es war Jacks
unseliges Schicksal, daß er aufgrund der unwiderleglichen Beweise dieser
prägenden ersten Begegnungen annahm, jede Vulva sei einzigartig.
Als Mrs. Machado sich auf ihn setzte und seinen [326] Oberkörper
zwischen ihren Oberschenkeln einklemmte, fragte er sie noch einmal,
dringlicher: »Was ist los?« Jack hätte noch mehr Angst gehabt (als sie seinen
Kleinen in sich hineinschob), wenn er mit den zarten Falten der in der Rose von
Jericho verborgenen Blüte nicht so vertraut gewesen wäre. Er wußte wenigstens,
wo sein Penis war. Es blieb die Angst, auch der Rest von ihm würde irgendwie in
Mrs. Machado verschwinden – so klein fühlte er sich.
Seine Hüften wollten sich noch immer bewegen, doch unter Mrs.
Machados Gewicht war das unmöglich. Zwischen ihren Brüsten, die sein Gesicht
einrahmten, rann Schweiß. »Und was
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