Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
Vom Netzwerk:
einen Agenten, der einen Nobody wie Jack Burns vertreten hätte, aber der
Typ versprach Emma, einen Vertrag auszuhandeln, wenn es Jack gelang, eine Rolle
zu bekommen. (Wie Jack das ohne einen Agenten bewerkstelligen sollte, war nicht
ganz klar.)
    Emma machte sich die Hormonwallungen des jungen Agenten zunutze und
brachte ihn eines Abends ins American Pacific. Er hieß Lawrence. »Nicht Larry«,
sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen zu Jack.
    Dieses Zusammentreffen erbrachte nicht viel, aber immerhin führte
Lawrence ein paar Telefonate mit anderen Agenten, die nicht für die C.A.A. arbeiteten und auf seiner B-Liste standen – oder
eher auf seiner C-Liste.
    Jemand, dessen Namen Jack als »Rottweiler« mißverstand, sagte ihm,
seine Empfehlungsschreiben und die Bühnenerfahrung, die er bei
College-Theaterproduktionen gesammelt hatte, [500]  seien praktisch wertlos.
»Ebenso diese Sommertheatersachen«, sagte Rottweiler. »Bis auf Bruno Litkins.«
Bruno habe Verbindungen nach Hollywood; Casting Directors holten bei ihm
Empfehlungen für die Besetzung von Rollen ein, die etwas mit Transvestismus zu
tun hatten. »Oder Transvestitismus oder wie man diesen Scheiß nennt«, sagte
Rottweiler.
    Jack hatte also einen Fuß in der Tür, wenn auch in einer recht
eigenartigen. Er hatte durch seine Verkörperung der Transen-Esmeralda Bruno
Litkins’ Gunst gewonnen. »Nicht gerade das, was ich als superverwertbar
bezeichnen würde«, sagte Rottweiler. (Jack war auch keineswegs sicher, ob er
ausschließlich für Rollen eingesetzt werden wollte, die mit Transvestismus oder
Transvestitismus zu tun hatten.)
    Einer der Agenten auf Lawrence’ B- oder C-Liste schickte Jack zu
einem Casting für einen Film nach Van Nuys. Das Haus wirkte wie ein normales
Wohnhaus, diente jedoch als Filmstudio. Als die Frau, die sich um Frisur und
Maske kümmerte, sagte, der Film solle Muffy die Vampirhure III heißen, hielt er das für einen Witz. Er
verstand überhaupt nichts, bis die Produzentin erschien und seinen Penis sehen
wollte.
    »Kleine Schwengel brauchen sich erst gar nicht zu bewerben«, sagte
sie. Sie hieß Milly und trug einen schiefergrauen Hosenanzug mit Nadelstreifen,
in dem sie so geschäftsmäßig wirkte wie eine Bankerin und der in scheinbarem
Widerspruch zu ihrer altmodischen Perlenkette stand – diese nämlich sah aus wie
etwas, das Damen der Gesellschaft tragen würden, die Mitglied in einem
Bridgeclub waren. Ihre Frisur war gewaltig: eine silberblonde Blase, die wie
ein Motorradhelm ohne Insignien aussah.
    Jack sagte, es handle sich um ein Mißverständnis, und wollte gehen.
»Sie könnten mir Ihr Ding trotzdem zeigen«, sagte Milly. »Das ist eine gute
Gelegenheit rauszufinden, wo Sie stehen.« Diese Bemerkung erregte die
Aufmerksamkeit eines Bodybuilding-Typen mit Pferdeschwanz und einer großbusigen
jungen [501]  Frau, die wie ein Vampir geschminkt war. Die beiden saßen auf dem
Sofa und sahen sich ein Video an. Es waren Aufnahmen von ihnen selbst,
vermutlich Muffy die Vampirhure II: eine lange,
monotone Fellatio, in deren Verlauf die Namenspatronin Muffy hin und wieder
ihre Vampirzähne bleckte. Man hoffte, daß sie, sollte sie der Drang überkommen,
dem Bodybuilder auch noch das Blut auszusaugen, den Biß am Hals ansetzen würde.
Jack bemerkte, daß Muffy beim Fernsehen nicht die spitzen Zähne trug; sie kaute
unschuldig Kaugummi.
    Der Typ mit dem Pferdeschwanz stellte die Kassette auf Pause, und
dann nahmen die drei Jacks Penis in Augenschein. Das war zwar nicht ganz der
Beginn der Filmkarriere, die Jack anstrebte, aber die meisten Männer sind
neugierig, was die relative Größe ihres Penis betrifft, und hier waren immerhin
drei Experten versammelt.
    »Der ist okay, Alter«, sagte der Bodybuilder.
    »Red keinen Stuß, Hank«, sagte Milly.
    »Ja, Hank«, sagte Muffy die Vampirhure.
    Hank setzte sich wieder auf das Sofa und ließ die Kassette
weiterlaufen. »Ich finde, sein Schwanz ist in Ordnung«, sagte er.
    »Er ist süß«, sagte Muffy. »Aber in dieser Branche ist ein süßer
Pimmel kein großer Bringer.«
    »Überhaupt kein Bringer«, sagte Milly. Sie war in den Fünfzigern,
vielleicht auch schon sechzig – ein ehemaliger Pornostar, wie einer der
Kameramänner Jack verriet, doch das konnte nur ein Witz sein. Abgesehen von der
ausladenden Frisur erinnerte sie Jack stark an Noah Rosens Mutter.
    »Er ist süß, und es ist egal, wie groß er ist«, flüsterte Muffy Jack
ins Ohr. Dann ließ sie sich neben Hank aufs Sofa

Weitere Kostenlose Bücher