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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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aber jetzt wurde es dunkel. [497]  (Wenn man in Toronto, Maine
und New Hampshire aufgewachsen ist, kommt einem jeder Abend in Los Angeles
schön vor.)
    Emma war ganz in die Arbeit versunken, als Jack heimkam, doch sie
hörte, daß er die Polizei anrief. »Was hast du mit der Kleinen gemacht?« fragte
sie ihn, nachdem er aufgelegt hatte.
    »Ich hab sie ihren Eltern zurückgegeben.«
    »Und was ist das auf deiner Stirn?«
    »Vielleicht ein bißchen Ketchup – jemand hat mit Essen geworfen.«
    »Das ist Blut, Zuckerbär, und ich sehe
die Abdrücke von Zähnen.«
    »Du hättest die Lippe von dem Typen sehen sollen«, sagte Jack.
    »Ha!« rief Emma. (Ein Anklang an Mrs. Machado, der Jack immer einen
Schauder über den Rücken jagte.)
    Sie gingen zum Hama Sushi. Dort war es so laut, daß man sich über
alles unterhalten konnte. Jack mochte das Lokal, doch was ihn und Emma
schließlich bewog, aus der Doppelhaushälfte an der Windward Avenue auszuziehen,
war zum Teil das »Eau de mullcontainaire«, wie Emma
es mit ihrem bewährten Montrealakzent bezeichnete.
    »Und was hast du in deiner kurzen Karriere als Parkknecht gelernt,
Süßer?«
    »Einen guten Satz«, sagte Jack.
    Es war weder die Lage des Lokals noch seine Speisekarte, die
Emma davon überzeugte, daß Jack Kellner im American Pacific werden sollte,
einem unweit des Strandes gelegenen Restaurant in Santa Monica. Sie war eines
Abends dort verabredet, und ihr gefiel, was die Kellner trugen: blaue
Button-down-Hemden aus Oxford-Stoff, burgunderrote Krawatten, khakifarbene
Chinos, dunkelbraune Gürtel und dunkelbraune Schuhe. »Es ist unheimlich Exeter,
Zuckerbär – da paßt du genau hin. Ich hab dir [498]  eine Speisekarte mitgebracht.
Betrachte es als Gelegenheit zum Schauspielern, wie Mr. Ramsey sagen würde.«
    Emma meinte, das Memorieren der Speisekarte sei eine Gelegenheit zum
Schauspielern. Jack brauchte dafür beinahe den ganzen Morgen. Alles in allem
kam er mit Vorspeisen, Salaten und Hauptgerichten auf etwa zwanzig Positionen.
    Dann rief er Mr. Ramsey in Toronto an und informierte ihn über die
Veränderung, die Emma an seinem Empfehlungsschreiben vorgenommen hatte – für
den Fall, daß jemand Mr. Ramsey anrief, um die Angaben zu überprüfen, sollte
Jacks geliebter Mentor wissen, daß Braut auf Bestellung ein erstklassiges
Bistro war.
    »Man muß einen Monat im voraus reservieren!« rief Mr. Ramsey mit
seiner üblichen Begeisterung. »Du wirst es noch weit bringen, Jack Burns!«
(Vielleicht, dachte Jack – wenn auch nur als Kellner.)
    Am Nachmittag ging Jack ins American Pacific. Der Name klang für ihn
noch immer mehr nach einer Eisenbahngesellschaft als nach einem Restaurant,
doch der Oberkellner, ein gutaussehender Mann namens Carlos, wirkte
vertrauenerweckend. Jack sah auf den ersten Blick, daß Carlos kein Kanadier
war. Carlos las das Empfehlungsschreiben und nickte, als hätte er schon oft im
Braut auf Bestellung gegessen.
    Das Tagesmenü stand auf einer Tafel neben der Bar. »Ich wette, du
kannst dir die Gerichte im Handumdrehen merken«, sagte Carlos.
    »Ich habe schon die Speisekarte auswendig gelernt«, antwortete Jack.
»Wollen Sie sie hören?« Das ließ die anderen Kellner aufhorchen. Es war erst
halb sechs, und es waren noch keine Gäste da, aber Jack hatte sein Publikum. Er
übersprang die Kalbskoteletts mit Gorgonzola-Kartoffelpüree, damit sie dachten,
er hätte etwas vergessen, nur um sie dann zu überraschen, indem er die
Koteletts ans Ende seiner Rezitation stellte. Er ließ kein [499]  Gericht aus. Er
trug bereits die passenden Kleider und wußte, daß er die Rolle bekommen würde.
Carlos bat ihn nicht, die Tagesgerichte aufzusagen.
    Es war der erste in einer langen Reihe von Castings – das gar nicht
erst zustande gekommene Casting bei Donald nicht gerechnet –, aber bei allen
anderen stellte Jack sich als Schauspieler und nicht als Kellner vor. Er blieb
im American Pacific, bis er auf den Kellnerjob verzichten konnte.
    Emma arrangierte einen Termin bei einem Fotografen, den sie kannte
und der Porträtfotos von Jack machte; sie waren lachhaft teuer. Emma hatte sie
immer dabei. Im Studio in West-Hollywood traf sie gelegentlich einen Agenten
oder Casting Director, doch die wichtigeren Kontakte kamen durch Verabredungen
oder zufällige Begegnungen in Restaurants in West-Hollywood oder Beverly Hills
zustande.
    Ein Jungdynamiker von der Creative Artists Agency brannte auf wilde
erotische Spiele mit Emma. Bei C.A.A. gab es
nicht

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