Bis ich dich finde
miteinander vögeln. Ich will dir bloß etwas
sagen.«
»Nur zu«, sagte er.
Sie hatte ihm bereits gesagt, daß sein Vater den Löwenanteil von
Jacks Schulgeld für St. Hilda bezahlt hatte; Mrs. Wicksteed habe, mit seiner
Mutter zu reden, nur »gelegentlich ausgeholfen«. Und die Kleider, die ihm, wie
er damals glaubte, Mrs. Oastler gekauft hatte, und zwar sowohl für Redding als
auch für Exeter – ganz zu schweigen von dem Schulgeld für beide Schulen? »Ich
habe sie bloß gekauft«, hatte Leslie ihm gestanden. »Das Geld kam von William.«
»Auch fürs College – die Jahre in Durham?« hatte er sie gefragt.
»Sogar für deine ersten Jahre in L.A. «,
hatte sie gesagt. »Er hat erst aufgehört, Geld zu schicken, als du berühmt
warst, Jack.«
»Und was ist mit Daughter Alice? Ich
meine das Studio, Leslie.«
»William hat ihr den verdammten Laden gekauft.«
Hier entstand ein Bild seines Vaters, das so gar nicht seiner
bisherigen Vorstellung entsprach: ein Mann, der – so das letzte, was man von
ihm gehört hatte – als Klavierspieler auf einem Kreuzfahrtschiff nach
Australien gefahren war, um sich dort von der berühmten Cindy Ray tätowieren zu
lassen! Vielleicht war es gar nicht so gewesen. Mrs. Oastler erinnerte sich,
daß Alice einmal gesagt hatte, William sei gar nicht nach Australien gefahren.
Leslie hatte Jack außerdem mit der Mitteilung überrascht, sie sei sich sicher,
daß sein Vater noch in Amsterdam gewesen sei, als Jack und seine Mutter von
dort abgereist seien. »Ich glaube, er hat zugesehen, wie ihr abgereist seid«,
hatte Mrs. Oastler gesagt.
Deshalb war Jack, als Leslie zu ihm ins Bett schlüpfte und seinen
Penis in die Hand nahm – im Halbschlaf erschien es ihm fast [686] wie in alten
Zeiten –, sehr darauf erpicht zu erfahren, welche neue interessante Information
über seinen Vater in Mrs. Oastlers unruhigem Schlaf zutage getreten sein
mochte. »Es geht um ihre Tätowierung – ich meine das dich in Bis ich dich finde «, flüsterte ihm Leslie ins Ohr.
»Das ist nicht unbedingt William.«
»Was?« flüsterte er zurück.
»Denk mal darüber nach, Jack. Sie hat nicht nach ihm gesucht – sie
hatte ihn ja schon gefunden! Es war ja schließlich nicht so, als wäre William
vermißt worden oder so.«
»Wo ist er denn jetzt?« fragte Jack sie.
»Ich habe keine Ahnung. Alice weiß es
auch nicht.«
»Hört mit dem Geflüster auf!« schrie Alice aus Mrs. Oastlers Zimmer
am anderen Ende des Flurs. Dabei war ihre Stimme so laut, daß sie genausogut
bei Leslie und Jack in Emmas Bett hätte liegen können. »Reden ist besser als
Flüstern!« brüllte seine Mutter.
»Wer könnte der dich in Bis ich dich finde denn sonst sein?« flüsterte Jack Leslie
zu.
»Möglicherweise die Liebe ihres Lebens. Der eine Mensch, der das
Herz heilen würde, das dein Vater gebrochen hat. Offenbar hat sie ihn nie
gefunden. Ich bin es jedenfalls nicht!« erklärte Mrs.
Oastler, während Jacks Mom ihnen abermals etwas zurief.
»Vögeln ist besser als reden!« schrie Alice.
»Du meinst, es ist niemand Bestimmtes?« fragte Jack Leslie.
»Herr des Himmels, Jack. Ich bin es nicht, und vielleicht ist es
auch nicht William – mehr habe ich nicht gesagt.«
»Ich will nach Hause!« rief Alice ihnen zu.
»Herr des Himmels, Alice – du bist doch zu Hause!« rief Mrs. Oastler
zurück.
Jack lag da und war, während Leslie seinen Penis hielt, in Gedanken
ganz bei dem dich in Bis ich dich
finde. (Als ob es irgendwen gäbe, der das Herz seiner Mutter hätte
heilen können – [687] als ob man sich vorstellen könnte, sie hätte den Mann oder
die Frau kennengelernt, die auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätten, sie
zu heilen!)
»Miss Wurtz!« flüsterte Leslie so unvermittelt, daß Jacks Penis in
ihrer Hand zuckte. »Er hat Miss Wurtz geschrieben! Caroline hatte so etwas wie
einen Briefwechsel mit deinem Dad.«
»Die Wurtz?« flüsterte Jack.
»Miss Wurtz hat es mir selbst gesagt«, flüsterte Leslie zurück. »Ich
glaube nicht, daß deine Mom je davon erfahren hat.«
Irgend etwas schob sich vor das Licht des Badezimmers, dessen Tür
angelehnt war – eine plötzlich Erscheinung, wie sie die Frau in Grau dereinst
so meisterlich beherrscht hatte, als würde Mrs. McQuat, die versucht hatte, ihn
zu retten, ihm abermals zur Seite stehen. Vielleicht kam ihn auch Mrs. Machado
oder deren Geist holen! Aber es war seine Mutter, nackt; sie war dem Jenseits
so nahe wie irgendein Geist.
»Ich will nach Hause«,
Weitere Kostenlose Bücher