Bis ich dich finde
Fotos von einer
jungen Schauspielerin, die bei einer Hochzeit in Westwood in den Swimming-pool
gekotzt hatte. Jack sah, wie der Fotograf ihn von der anderen Straßenseite aus
durch ein langes Teleobjektiv beobachtete.
Schließlich kamen die Cops, und Jack war froh, daß einer der beiden
eine Frau war. Jack sagte ihr, wo Lucy war, und die Polizistin ging ins Haus,
um sie zu suchen, während er dem männlichen Beamten seine Geschichte erzählte.
»Sind Sie sicher, daß sie achtzehn ist?« unterbrach der Polizist ihn
einmal. Ansonsten hörte er bloß zu. Der Fotograf hatte die Straße überquert und
fotografierte sie vom anderen Ende der Einfahrt aus.
[907] »Ihre Kleider kann sie nicht anziehen, die sind ganz naß«,
erklärte Jack dem Polizisten, unmittelbar bevor Lucy nackt zur Haustür
herausgestürzt kam und Jack die Arme um den Hals schlang. Der Polizist
versuchte, sie vor dem Fotografen abzuschirmen.
Mit einem Badetuch in der Hand kam die Polizistin heraus. Sie
versuchte, Lucy in das Badetuch zu hüllen, doch die schüttelte es immer wieder
ab. Es bedurfte beider Polizisten, um ihren Griff um Jacks Hals zu lösen. Jack
stand einfach nur da und gab sich alle Mühe, Lucy nicht zu berühren, während
der Paparazzo drauflosknipste. Hätte er nur einen Schritt in die Einfahrt
getan, hätte ihm Jack ohne weiteres sämtliche Finger gebrochen, einen nach dem
anderen, trotz der Anwesenheit der Polizisten.
»Wahrscheinlich passiert Ihnen so was ziemlich oft«, sagte der
Polizist zu Jack.
»Ganz gleich, was er dir erzählt hat, ich wette, es stimmt«, sagte
die Polizistin zu ihrem Partner. »Wenn die Kleine meine Tochter wäre, käme ich
schwer in Versuchung, sie in der Toilettenschüssel zu ersäufen.«
Sie war eine hochgewachsene, schlanke Schwarze mit einem
verzweifelten Gesichtsausdruck, der durch eine Narbe noch unterstrichen wurde:
Die Narbe kerbte eine ihre Augenbrauen. Ihr Partner war ein stämmiger Weißer
mit einem Bürstenschnitt und fahlblauen Augen, die so unbewegt und starr waren
wie die von Lucy.
»Vergessen Sie nicht, sie auf Spuren von Körperflüssigkeiten
untersuchen zu lassen«, sagte Jack zu den beiden, »für den Fall, daß ich lüge.«
Die Schwarze lächelte. »Nicht daß Sie auch noch in Schwierigkeiten
kommen«, sagte sie. »Seien Sie lieber brav.«
»Wir würden uns gern mal in Ihrem Haus umsehen, bloß um ein paar
Sachen zu bestätigen«, sagte der stämmige Polizist.
»Klar«, sagte Jack.
[908] Es wurde ein langer Tag. Jack schaute unentwegt zum Fenster
hinaus. Er hoffte, der Paparazzo würde sein Grundstück betreten, doch dieser
hielt eisern vor der Einfahrt Wache. Nachdem die Polizei mit Lucy weggefahren
war – Jack bestand darauf, ihr das Badetuch zu schenken –, ging auch der
Fotograf.
Jack wunderte sich, daß die beiden Polizisten seine Geschichte
offenbar nicht im mindesten angezweifelt hatten, doch die Polizistin hatte ihn
wegen der Fotos an der Kühlschranktür ermahnt. Als er ihr erklärte, was es
damit auf sich hatte, sagte sie: »Das spielt keine Rolle. Wenn es hier jemals
irgendwelche Schwierigkeiten gibt, dann haben Sie besser nicht solche Fotos an
Ihrem Kühlschrank.«
Er zeigte ihr das Aktfoto von Emma mit siebzehn, das unter dem
Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch lag. »Gilt das auch dafür?« fragte er.
»Sie lernen schnell«, sagte die Polizistin. »Anscheinend sind Sie
gar nicht so schwer von Begriff.«
Nachdem alle fort waren, fand er Lucys Stringtanga in seiner
Badewanne. Das Kleidungsstück war so klein, daß die Polizei es übersehen haben
mußte. Er warf es zusammen mit den vier Fotos seiner Mutter und dem alten von
Emma in den Müll.
Wäre er am anderen Morgen nicht nach Halifax geflogen, wäre er, was
den Müll anging, vielleicht vorsichtiger gewesen. Später war ihm natürlich
alles klar – daß die Zeitschrift, die dem Paparazzo die Fotos abgekauft hatte,
jemanden zu dem Haus am Entrada Drive geschickt haben mußte, um Jacks Müll zu
durchwühlen. Klar, daß die Zeitschrift auch mit Lucy reden und daß diese den
Zwischenfall als »Scherz« bezeichnen würde.
Als die Zeitschrift ihn später, angeblich für eine Fortsetzung, um
einen Kommentar bat, sagte er lediglich, die Polizei habe sich korrekt
verhalten. Vor allem hätten sie ihm, Jack, geglaubt. Schließlich hätten sie Lucy
mitgenommen. »Das spricht ja wohl für sich«, sagte Jack zu der Frau von der
Zeitschrift, die sich selbst [909] als »gewissenhafte
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