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Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Titel: Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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schockierend wie jeden buddhistischen oder hinduistischen Tempel. Die künstlichen Votivkerzen, die man sich für ein paar Münzen anzünden durfte, die Gemälde aus der Hochzeit der Renaissance, die eigentlich in ein Museum gehörten, und der Kreuzweg, der in entsetzlich lebensnahen Details gezeigt wurde, sowie die Statuen mit ihren blutenden, glühenden Herzen – die Mischung aus imposanter Schönheit und vulgärem Kitsch war fremdartig und berauschend. Vor allem konnte ich nicht verstehen, warum die Katholiken so viel Wert auf die sterblichen Überreste ihrer Heiligen legten. Von kleinen Glaskästchen, die heilige Blutstropfen enthielten, bis zu vertrockneten Armen, die in Gold gefasst wurden. Es gab sogar ganze Skelette, wie diesen Heiligen, der vor mir lag. In England werden wichtige Tote auch in den Kirchen aufgebahrt. Wir stellen sie aber nicht so zur Schau.
    »Emily?«
    Die Stimme meines Professors hallte in der leeren Kirche wider. Ich richtete mich auf und löste meinen Blick von dem Glassarkophag. »Guten Morgen, Paolo.«
    Er kam zu mir herüber, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Im Oktober, so hatte ich bisher gedacht, war Venedig angenehm warm, aber er trug einen Hut und einen langen Mantel über dem Jackett. Natürlich keine Krawatte, sondern ein schlichtes Hemd, und er nahm den Hut sogleich ab, als er sich den sterblichen Überresten des Heiligen näherte. Er bekreuzigte sich. »Guten Morgen, Emily. Hast du dir schon ein Bild von den Schäden machen können?«
    »Ich habe lieber auf dich gewartet.«
    Er nickte und lächelte zufrieden. Ich war nur seine Doktorandin, die ihm assistierte. Außerdem war ich neu in Venedig. Mein Italienisch war nicht besonders gut, weshalb wir englisch miteinander sprachen. Inzwischen wusste ich doppelt so viel über Kirchenarchitektur als noch letzte Woche, aber ich ahnte, dass sich mein Wissen mit Ablauf dieser Woche erneut verdoppeln würde. Darum wäre es auch anmaßend gewesen, wenn ich mich an der Absperrung vor den Bankreihen vorbeigeschoben und mich schon genauer mit dem Heiligen beschäftigt hätte, ehe mein Mentor eintraf.
    Mein Spezialgebiet ist die Konservierung. Um meine Kenntnisse zu vertiefen, bin ich in diese Stadt gekommen, die im wahrsten Sinne des Wortes im Meer versinkt.
    »Ich habe mir die Sache schon letzte Woche angesehen, als der Anruf kam«, sagte Paolo jetzt.
    Paolo Rossini war ein ergrauender Akademiker mit dunklen Augen, der eine natürliche Eleganz ausstrahlte. Nur die groben Stiefel, in die er seine Hose gestopft hatte, zeigten mir, dass er durchaus auch praktisch veranlagt war. »Das hier ist ein sehr besorgniserregender Fall, weil hier wirklich alles absackt. Das wird eine teure Angelegenheit. Komm, wir schauen es uns näher an.« Er hob das Seil, sodass ich ihm folgen konnte. Wir betraten den düsteren Bereich rund um den Altar, der einst für den Heiligen errichtet worden war. Es gab noch einen zweiten, größeren Altar, der aus Holz statt aus Stein gefertigt war und sich an der hinteren Wand erstreckte. Sofort wurde sichtbar, welche Probleme uns hier erwarteten. Der Boden war ein gutes Stück abgesackt, und der dunkle Marmor war so unsicher wie Treibsand. In der Ecke, dicht über dem Boden, war ein Loch in der Wand, durch das ich das Wasser eines Kanals schwappen hören konnte. Ich blieb abrupt stehen, weil es mir widerstrebte, noch näher zu treten. »Wir sind hier ungefähr sechzig Zentimeter über dem durchschnittlichen Wasserstand«, bemerkte Paolo hinter mir. Er legte seine Hände auf meinen Hintern und drückte ihn vorsichtig. »Wenn die Flut zu hoch steigt ...«
    Mein Herz begann zu rasen. »Die Pfahlkonstruktion ist zusammengebrochen?«, fragte ich und versuchte, mich auf unsere Aufgabe zu konzentrieren. Gewöhnlich bin ich sehr vorsichtig. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich zu den Frauen gehöre, die sich wenige Tage nach dem Kennenlernen auf eine Affäre mit ihrem Professor einlassen. Besonders dann nicht, wenn der Mann glücklich verheiratet ist und kein Geheimnis daraus macht. Und wenn er dann auch noch in einem Land lebt, in dem ich nur zu Gast bin ...
    Aber irgendwie war es trotzdem passiert. Allein seine Nähe genügte, um mich schier verrückt vor Verlangen zu machen. Ich versuchte, nur an die Pfahlkonstruktion zu denken, auf der Venedig erbaut war, aber es misslang natürlich.
    Paolos Hände glitten über meine Pobacken hinauf und hinunter, seine Finger streiften meine Arschfalte. Er hatte die

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