Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
Vom Netzwerk:
Am nächsten Tag wurde es auf dem Revier fortgesetzt. Es stelltesich heraus, dass Agapkin bereits zweimal vernommen worden war. Erst als der Professor offiziell aussagte, an dem Abend, als der Reporter ermordet wurde, habe sich Agapkin bei ihm im Labor befunden, durfte dieser gehen.
    »Ich danke Ihnen. Dafür stehe ich bis an mein Lebensende in Ihrer Schuld«, sagte Agapkin, als sie das Revier verlassen hatten und in einer Konditorei saßen. »Die Polizei hätte mir diesen Mord zu gern angehängt, wahrscheinlich haben sie keinen anderen Verdächtigen, und ich war so bequem zur Hand.«
    »Nun, das Lügen war unangenehm.« Der Professor seufzte. »Aber ich kenne Sie ja gut genug. Sie sind nicht imstande, einen Menschen zu erstechen. Doch verraten Sie mir jetzt, wo Sie diesen Abend wirklich verbracht haben?«
    »Wir waren im Lichtspieltheater und danach im Restaurant«, antwortete Wolodja für Agapkin.
    Sweschnikow sah ihn an, musterte ihn einige Augenblicke und sagte dann kaum hörbar: »Selbstverständlich habt ihr ihn nicht getötet. Weder du noch Fjodor.«
    »Papa«, Wolodja schüttelte tadelnd den Kopf, »was redest du denn da? Natürlich nicht.«
    »Ich sage ja nur, dass ihr ihn nicht getötet habt.«
    »Du sagst das so und mit einem solchen Blick, als würdest du uns verdächtigen. Sag ehrlich, was denkst du gerade? Was beunruhigt dich? Ja, wir haben diesen Flegel die Treppe hinuntergeworfen. Er wollte in unsere Wohnung eindringen. Sein Tod macht uns nicht besonders traurig. Aber dich doch auch nicht. Folgt daraus etwa, dass Fjodor und ich in Polikarpows Appartements eingedrungen sind und dem Kerl die Kehle durchgeschnitten haben?«
    »Nein. Natürlich nicht, nein.« Sweschnikow seufzte schwer und rief den Kellner herbei, um die Bestellung aufzugeben.
    Ende August kehrten Tanja und Andrej nach Moskau zurück. Andrej kam in die sechste Klasse, für Tanja begann das letzte Schuljahr am Gymnasium, und ihre gesamte Freizeit verbrachte sie erneut im Lazarett.
    Im Oktober erhielt Oberst Danilow wegen einer leichten Verwundung Kurzurlaub. Er tauchte wie immer überraschend auf, mit verbundenem Bein und auf Krücken.
    »Das Ärgerlichste ist«, erzählte er, »dass das nicht im Gefecht passiert ist; ein betrunkener Deserteur hat auf mich geschossen. Im Übrigen hatte ich Glück, wäre er nüchtern gewesen, hätte er meinen Kopf getroffen. So ist es nur eine Bagatelle, der Knochen ist unverletzt.«
    Eine Woche lang sahen er und Tanja sich jeden Tag, zweimal gingen sie ins Theater, fuhren zum Spazierengehen in den Sokolniki-Park. Es war ein goldener Herbst, kalt und windstill. Der Himmel war so tief, dass man meinte, mitten am Tag die Sterne sehen zu können, wenn man lange genug hinaufblickte. Tanja und Danilow konnten stundenlang schweigend schauen, als wollten sie sich den feuerroten Ahorn, die durchscheinend gelben Espen, die mattroten, samtenen Eichen für immer einprägen. Danilow hatte die Krücken gegen einen Stock getauscht und humpelte stark. Tanja, an schnelles Gehen gewöhnt, lief voraus und wartete dann auf ihn, den Kopf in den Nacken gelegt und gegen die durch das Laub scheinende Sonne blinzelnd. Wenn er sie erreicht hatte, küsste sie ihn auf die Wangen, auf das raue Kinn, auf die Mundwinkel und strich langsam mit den Fingern über sein Gesicht, die Augen geschlossen, als wäre sie blind, um das alles auch mit dem Tastsinn aufzunehmen.
    Die Zeit flog dahin. Der Abschied am Ende eines Tages fiel ihnen unerträglich schwer. Eines Abends aßen sie in einem Restaurant auf dem Arbat, und als sie hinausgingen, sagte sie: »Wir brauchen keine Droschke. Wir gehen zu Fuß.«
    »Tanja, bis zur Zweiten Twerskaja schaffe ich es bestimmt nicht.«
    »Wieso bis zur Twerskaja? Die Siwzew ist ganz in der Nähe, über die Straße und einmal um die Ecke. Schaffen Sie das etwa nicht? Warum sehen Sie mich so an? Ich will mit zu Ihnen, ich möchte bis zum Morgen bei Ihnen bleiben. Mit Papa telefoniere ich, damit er sich keine Sorgen macht.«
    »Tanja …«
    »Was? Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Sie fahren übermorgen an die Front. Zu heiraten schaffen wir sowieso nicht mehr, dazu ist die Zeit zu knapp, außerdem habe ich kein Hochzeitskleid. Sie werden mich bestimmt nicht entehren und dann verlassen.«
    Auf dem Hof von Danilows Haus stand ein Automobil, aber sie bemerkten es nicht, gingen hinein und stiegen hinauf in den zweiten Stock. Danilows Bursche öffnete. Im Wohnzimmer saß ein Bote mit einer Depesche vom

Weitere Kostenlose Bücher