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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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betrifft.«
    Bittrich, der sich ansonsten unruhig in seinem Büro von einem Punkt zum anderen bewegte und dabei immer wieder eingehende Faxe und Mails überflog, hielt kurz inne. Dann sah er Anselm mehrdeutig an.
    » Das klingt ja interessant.«
    » Ich hatte Gelegenheit, alle Ihre Berichte zu der Mordserie zu lesen, und ich hatte dabei das Gefühl, dass ein Journalist mit Ihren Fähigkeiten aus einem solchen Thema doch sicher mehr machen könnte.«
    Bittrich lächelte geschmeichelt, bevor sein Blick erneut kurz zu seiner Volontärin ausbrach.
    » Ich esse zurzeit nicht zu Mittag, die Dinge lassen mir für so etwas einfach keine Zeit«, erklärte er seinem Gast dann. Anselm verzog keine Miene. » Wir sollten das vielleicht besser bei Gelegenheit telefonisch besprechen.«
    Drexler hatte noch immer nicht wieder Platz genommen. Stattdessen griff er die aktuelle Ausgabe des Fadenkreuz von einem Sideboard und deutete auf die Titelseite, auf der Bittrich über den Tod von Kai Jurek berichtete.
    » Dieser Bericht lässt eine sehr komplexe Sicht auf den Fall erkennen«, merkte er an. » Das wird auch anderen nicht entgehen. Sie sollten Ihre Weitsicht nicht vergeuden, gerade jetzt nicht.«
    Bittrich schien verstanden zu haben, was Anselm zu sagen versuchte.
    » Es ist gerade wirklich kein guter Zeitpunkt für dieses Thema«, sagte er schließlich. » Wir sprechen morgen, in Ordnung?«
    » Natürlich«, antwortete Drexler mit einer angedeuteten Verneigung. » Ich möchte Sie auch gar nicht länger aufhalten. Sie haben ja sicher genug zu tun.«
    » Das können Sie laut sagen!«, gab Bittrich zur Antwort und fügte hinzu: » Sehen Sie Ihre Kollegin Sonja demnächst?«
    Erneut sah nun wiederum Anselm zu der Volontärin, die sich mit demonstrativer Geschäftigkeit um ihre Aufgaben kümmerte.
    » Ich denke schon«, antwortete er leise. » Falls ich Frau Wendorff etwas ausrichten soll– ich wollte gleich ohnehin noch auf einen Sprung bei ihr vorbeifahren.«

48
    » Das ist nicht Ihr Ernst!«
    Castella wusste nicht recht, wie sie auf die Ankündigung reagieren sollte, die Boesherz ihr und Staatsanwalt Carl vom Stein soeben gemacht hatte.
    Severin hatte Olivia aufgetragen, unter keinen Umständen mit einem Dritten über Jacks Nachricht zu sprechen. Sie würde später darauf verweisen können, dass sie dies angesichts ihrer Vollnarkose vorübergehend vergessen hatte. Dann hatte Boesherz Linda Bartholy darum gebeten, ihn für einige Stunden allein zu lassen und stattdessen die Kollegen zu unterstützen. Die erfahrene Psychologin hatte den unbedingten Ernst, der in seinen Worten gelegen hatte, sofort erkannt. Nachdem sich Bartholy daraufhin in ein Taxi gesetzt hatte, war Boesherz allein in seinen Wagen gestiegen und auf direktem Weg zu Castella ins LKA gefahren. Über die Freisprechanlage hatte er sie gebeten, bis zu seinem Eintreffen eine Unterredung mit ihr und dem Staatsanwalt zu arrangieren.
    » So arbeite ich nun mal«, bestätigte der Kommissar und verzog keine Miene, während er lässig mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Stuhl gegenüber seiner Dezernatsleiterin saß.
    Der Staatsanwalt war aus seinem Büro im Amtsgericht Berlin-Moabit per Telefonkonferenz zugeschaltet.
    » Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viel Zeit ich benötigen werde, aber ich weiß, dass ich Ihnen Jack heute noch liefern werde.«
    Vom Stein reagierte auf die ungewöhnliche Bitte des Ermittlers überraschenderweise gelassener, als es die Dezernatsleiterin tat. Es lag hörbares Interesse in seinen Worten, als er über die Lautsprecher der Telefonanlage fragte: » Warum soll Sie denn niemand erreichen können? Das erscheint mir doch etwas ungewöhnlich, schließlich arbeiten wir im Team.«
    » Wenn Sie gewöhnlich vorgehen wollen, dauert es noch ein bis zwei Opfer länger«, entgegnete Severin nüchtern. » Wir müssten erst die DNA -Analyse abwarten und sämtliche Verkäufe von Morphiumpflastern in den vergangenen Monaten recherchieren.«
    Castella verstand die Welt nicht mehr. Mit den Nerven fast am Ende ließ sie ihren Kopf einige Sekunden lang auf die Tischplatte sinken. Der Druck, der seit Tagen auf ihren Schultern lastete, war ihr deutlich anzumerken. Sie hatte dicke Ringe unter den Augen, ihre Haare waren spröde und ihre Haut blass. Boesherz war zudem aufgefallen, dass ihr Haar zum ersten Mal nach einem anderen Shampoo als sonst roch. Er schloss daraus, dass seine Vorgesetzte die Nacht in einem Hotel verbracht hatte. Zudem hatte er bemerkt, dass

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