Bis in den Tod hinein
Gründen macht«, antwortete die Kommissarin, bat Bartholy um Entschuldigung und wandte sich dann wieder den Kollegen zu, die sich gemeinsam mit ihr der Spurenauswertung widmeten.
Das Team hörte aufmerksam zu, als sie die Erkenntnisse der vergangenen Stunden zusammenfasste.
» Jack ist von Olivia überrascht worden und übereilt geflohen. Das bedeutet, er hat Spuren hinterlassen, die er ohne diese Störung vermutlich noch beseitigt hätte. Die Salzpakete, die er zurückgelassen hat, sind mit Preisschildern versehen. Wir wissen inzwischen, in welchem Supermarkt er sie gekauft hat. Das müssen mindestens zehn Pakete oder mehr gewesen sein, so viel Salz auf einmal wird in so einem kleinen Geschäft sicher nicht oft gekauft. Der Filialleiter ist gerade mit einem Kollegen von der Technik dabei, die Kassenbuchungen durchzugehen. In einer Stunde wissen wir also auch, wann Jack das Salz gekauft hat. Dann überprüfen wir die entsprechenden Aufnahmen der Kameras in dem Laden. Olivia konnte uns Jacks Auto nicht genau beschreiben, aber es handelt sich um einen Kombi. Sicher ist, dass er eine Fernbedienung hat, die Warnblinker gehen an, wenn man sie betätigt. Das schließt ältere Baujahre schon mal aus. Dazu kommt, dass Olivia sich ziemlich sicher ist, dass ihr Schuss im Fallen den Wagen getroffen haben muss. Zumindest haben wir bisher weder das Projektil gefunden noch einen Einschuss an einem anderen Fahrzeug oder auf der Fahrbahn selbst. Die Kollegen von der Schutzpolizei halten die Augen also nach einem Kombi mit Einschussloch offen, außerdem werden so viele Autowerkstätten und Ersatzteilhändler wie möglich informiert.«
Während ihre Kollegen im LKA eifrig damit beschäftigt waren, immer neue Informationen zu verwerten, lag Olivia Holzmann allein in ihrem bewachten Einzelzimmer und durchstöberte teilnahmslos die Zeitungen, die sie sich von der Krankenschwester hatte bringen lassen. Wie nicht anders zu erwarten, befassten sie sich praktisch alle mit dem Mord an Kai Jurek, das Fadenkreuz widmete dem Thema gar einen Bericht auf der kompletten ersten Seite, der sich auf der dritten sogar noch fortsetzte. Gedankenverloren griff Olivia sich das Blatt und begann den Artikel zu lesen. Während sie interessiert beobachtete, mit welchen Mitteln Bittrich seine Sicht auf den Fall darstellte, fiel ihre Aufmerksamkeit plötzlich auf ein Detail in dem Bericht. Verwundert suchte sie nach ihrem Handy.
» Dank der Spuren im Schnee haben wir das Sohlenprofil von Jacks Schuhen«, fuhr Judith Beer im LKA unterdessen fort. » Er trägt stabile Freizeitschuhe, wie man sie in Geschäften für Outdoor-Kleidung kauft. Die bekommt man aber natürlich auch im Internet, deswegen ist diese Spur weniger heiß als die anderen. Trotzdem überprüfen wir die entsprechenden Geschäfte in der Gegend um den Supermarkt, in dem er das Salz gekauft hat. Vielleicht war er ja so nett, mit einer Kreditkarte zu bezahlen.«
Judith Beer bemerkte, dass ihr Handy vibrierte. Als sie sah, dass Olivia sie zu erreichen versuchte, bat sie ihre Kollegen um Entschuldigung und nahm das Gespräch entgegen.
» Olivia, was ist los?«
» Ich kann Severin nicht erreichen. Castella sagt, dass du die Ermittlungen gerade leitest«, erklärte Holzmann.
» Ja, er ist weg, keine Ahnung, wohin. Worum geht es denn?«
» Ich weiß nicht, aber ich lese gerade im Fadenkreuz, und das hier scheint mir etwas merkwürdig zu sein«, erklärte Olivia.
Kurz entschlossen griff Judith Beer nach der aktuellen Ausgabe, die neben der Kaffeemaschine lag, und ließ sich von Olivia erklären, um welche Passage es ihr ging. Linda Bartholy bemerkte, dass etwas Wichtiges passiert zu sein schien, und ging zu Judith Beer hinüber.
» Ist das denn inzwischen bekanntgegeben worden?«, erkundigte sich Olivia am Telefon, nachdem Beer die Passage ebenfalls gelesen hatte.
» Das kläre ich sofort«, antwortete Beer und sprach dann wieder zu ihren Kollegen im LKA .
» Macht bitte erst mal weiter, ich kontrolliere kurz was.«
Mit diesen Worten beendete sie das Telefonat mit Olivia, griff sich die Zeitung, deutete Bartholy an, dass sie ihr folgen solle, und ging gemeinsam mit ihr auf den Gang hinaus, um sich auf den Weg zu Castella zu machen.
» Das kann nicht sein«, sagte Beer, während sie Bartholy erklärte, worum es ging.
Es dauerte nicht lange, bis sie das Büro der Dezernatsleiterin erreicht hatten. Nach kurzem Anklopfen traten die beiden Frauen ein.
» Von wem ist denn der Artikel?«, fragte
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