Bis Mittwoch unter der Haube
pinkfarbenen Lippen, die gerade noch gelächelt hatten, waren nun zu einem schmalen Strich geworden. Zu jeder anderen Frau hätte er sich hinübergebeugt und ihre Sorgen weggeküsst. Völlig unerwartet überkam ihn die allergrößte Lust, genau das zu tun. Wie würde sie schmecken? Wahrscheinlich süß vom Champagner. Der Gedanke, dass ihre sexy Stimme in sein Ohr flüsterte, ihn ermutigte, mehr zu tun, als sie nur zu küssen, schoss ihm vom Kopf direkt zwischen die Beine. Nur mit Mühe riss er die Augen von ihren Lippen los und drückte ihre Hand.
Als der Pilot sagte, sie dürften nun die Gurte lösen, drehte Blake sich zu Samantha. »Zum Jawort bereit?«
Sie drehte die Hand und flocht die Finger zwischen seine. »Ach, was soll ’ s. Ich hatte heute sowieso nichts Besseres vor.«
Blake warf den Kopf zurück und lachte.
Nach einer kurzen Limousinenfahrt zum allerneuesten Hotel auf dem Strip stand Samantha Hand in Hand mit Blake am Altar. Während der Zeremonie steckte sie ihm den Ring an, den er ihr zuvor gegeben hatte. Aber als er ihr einen mit Diamanten besetzten vierkarätigen Saphirring auf den Finger schob, schnappte sie nach Luft. »Für meine Herzogin«, sagte er. Selbst dem Pastor blieb beim Anblick des Rings der Mund offen stehen.
Irgendwann zwischen Limousine und Ring wurde Samantha bewusst, dass Blake sie am Ende der Zeremonie wahrscheinlich küssen würde. Warum auch nicht? Sicher wollte er den Eindruck erwecken, er und Sam wären im Liebestaumel nach Las Vegas durchgebrannt. Nur für den Fall, dass die Anwälte den Pastor oder den Zeugen befragten. Anstatt an ihr Eheversprechen zu denken – ein Versprechen, das keiner von ihnen zu halten gedachte –, dachte Sam nur noch an den bevorstehenden Kuss.
Der Raum fühlte sich plötzlich viel zu warm an, ihre Hände wurden feucht. Sie wiederholte die Trauungsformel und hörte, wie Blake ihr die Treue versprach.
»… erkläre ich euch zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.«
Sam schluckte.
Sie war kurz davor zusammenzusacken, aber Blake wirkte kühl und beherrscht. Er schlang einen Arm um ihre Taille und sah ihr in die Augen. Seine grauen Augen blitzten, seine perfekten Lippen kräuselten sich zu einem kleinen Lächeln.
Sie befeuchtete ihre Lippen und rang sich ein Lächeln ab. Als er noch näher kam, zog ihr Magen sich zusammen. Blake legte ihr die freie Hand auf die Wange. Kurz bevor sein Mund ihre Lippen berührte, zögerte er. Samantha spürte seinen heißen Atem und schmiegte sich an ihn.
Dann spürte sie seine Lippen. Feucht, fest und berauschend. Wie ein Stromschlag durchzuckte die Berührung ihr Gehirn und ihren ganzen Körper. Damit er sie küssen konnte, musste sie sich selbst in ihren hohen Schuhen auf die Zehenspitzen stellen. Sein Arm drückte sie an sich. Ihre Brüste wurden an seine harte Brust gepresst. Sie schnappte nach Luft und seine Zunge glitt in ihren Mund.
Samantha vergaß den Pastor und die fremden Zuschauer. Sie gab sich einfach nur den Gefühlen hin, die Blake Harrison in ihr weckte. Sie war schon eine Ewigkeit lang nicht mehr geküsst worden und an einen solchen Kuss erinnerte sie sich überhaupt nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie sich gerade das Eheversprechen gegeben hatten. Oder es lag ganz einfach an diesem Mann. Vielleicht küssten aber auch alle Herzöge so.
Irgendjemand räusperte sich und Samantha spürte, wie Blake sich zurückzog. Sie sah so etwas wie Verwirrung in seinen Augen. Konnte es sein, dass der Kuss ihm genauso durch und durch gegangen war wie ihr? Sie dachte an die zwei Frauen, denen er nun eine Erklärung schuldig war, und kam zu dem Schluss, dass der Kuss auf ihn nicht dieselbe Wirkung gehabt haben konnte wie auf sie. Blake, ihr Ehemann, war ein rastloser Jäger. Das durfte sie nicht vergessen.
»Meinen Glückwunsch, Mr und Mrs Harrison. Wenn Sie mir nun folgen und die Dokumente unterzeichnen wollen. Anschließend können Sie gleich in die Flitterwochen aufbrechen.« Der Pastor führte sie von der kleinen Kapelle in ein Büro, wo Samantha ihren Namen neben Blakes Namen auf eine offizielle Urkunde setzte.
Und schon war sie eine verheiratete Frau.
Wie er sich seine Hochzeitsnacht genau vorgestellt hatte, wusste Blake nicht. Aber ganz sicher nicht so wie die vergangene. Er hatte die Honeymoon-Suite eines Luxushotels mit Casino gebucht und dort auf der Couch geschlafen. Stundenlang hatte er mitangehört, wie seine Frau nebenan im Schlafzimmer umhergewandert war, bis sie
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