Bis zum bitteren Tod (German Edition)
überhaupt, erst im Tageslicht entdeckt werden würden.
Major Rabin war mit der Elektronik des Sprengsatzes beschäftigt, während Avraham an der Tür Wache stand, falls einer von der schlafenden zweiten Schicht etwas gehört haben sollte und meinte, der Sache auf den Grund gehen zu wollen. Aber im Haus war es totenstill.
Colonel Joel eilte über die Straße zurück, rief über sein Handy Rabin an, der noch immer unter dem Tisch in Ravis Haus lag. Sie sprachen kurz, nicht länger als acht Sekunden, dann schraubte Rabin den letzten Draht fest und stellte den Zündmechanismus so ein, dass er vom Schaltkasten oben in ihrer Wohnung aktiviert werden konnte, und ging.
Sorgfältig achtete er darauf, dass sich die Vordertür nicht automatisch verriegelte, schließlich wollten sie ja nicht, dass Ravi und Shakira ausgesperrt wurden. Nun hofften sie nur, dass das Ehepaar vor dem mitternächtlichen Wachwechsel zurückkehrte.
Sie fanden sich alle auf ihrem Beobachtungsposten ein und nahmen wieder die Observierung auf. Der kleine schwarze Kasten, der den Sprengsatz aktivieren würde, stand unschuldig auf dem Fensterbrett.
Es war mittlerweile 23.15 Uhr. Vom General keine Spur. Avraham entdeckte als Erster die Lichter eines Taxis, das aus der Al-Bakry-Straße in die Bab-Touma-Straße einbog. Es hielt unmittelbar vor dem Haus.
»Es geht los, Jungs«, kam es leise von Avraham, den der Doppelmord, den er vor nicht ganz einer Stunde begangen hatte, völlig kaltzulassen schien. »Sie kommen.«
Alle vier Männer sahen die schöne Shakira hinten links aus dem Taxi steigen. Auf der anderen Seite erschien ihr Begleiter, der sie am Arm nahm und die Stufen hinaufführte.
Sie klopften an die Tür, die bereits unter Shakiras leichter Berührung aufschwang. Die Abwesenheit der beiden Wachen verblüffte sie augenscheinlich, aber sie trat ein, gefolgt von Ravi, der im Schatten allerdings nicht richtig zu erkennen war.
Colonel Joel sah das Licht im vorderen Raum aufleuchten. An der hinteren Wand erkannte er eine männliche Gestalt. Shakira war nirgends mehr zu sehen.
»So, John«, sagte Ben. »Das soll uns genügen. Stell den Timer auf zehn Minuten, und dann hauen wir ab.«
John Rabin drehte an der Skalenscheibe und drückte den Knopf. Die Zeit für die Bewohner des Hauses in der Bab-Touma-Straße lief ab. Die vier Mossad-Männer stürzten die Treppe hinunter und hinaus in die Dunkelheit. Sie rannten durch die Gasse hinter ihrer Wohnung zur Garage. Der Schlüssel passte. Sie rissen das Tor auf.
Drinnen stand der umgebaute Mercedes-Benz. Colonel Joel ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Avraham kramte nach dem Schlüssel und ließ den Motor an. Itzhak Sherman setzte sich auf die Rückbank, John Rabin wartete draußen, um das Garagentor wieder zu schließen.
Der Wagen setzte sich in Bewegung. Das letzte Mitglied des Teams stieg ein, und Ben Joel informierte ihren Agenten Jerry, dass sie unterwegs waren. Avraham fuhr zum Bab Touma und dann rechts auf die Straße, die sie zur Autobahn Richtung Flughafen bringen würde.
Noch bevor sie die Kreuzung erreichten, ging Rabins Sprengsatz hoch. Der Knall zerriss den nächtlichen Himmel. Das Dach wurde von der gewaltigen Detonation zehn Meter hoch in die Luft geschleudert. Das gesamte Gebäude explodierte, uralter Mörtel und Ziegel gingen auf die Straße nieder, Flammen schlugen hoch. Vom Himmel regnete es Geröll, Glas und Steine. Die älteste ständig bewohnte Stadt der Welt wurde in ihren sandigen Fundamenten erschüttert.
»Heilige Scheiße!«, rief Avraham. »Wir haben’s geschafft. Tel Aviv, wir kommen.«
Zehn Minuten später, als Avraham die hochgetunte Schrottlaube über die Flughafenautobahn jagte, kam Ravi Rashud mit der Frau seines engen Freundes Abdul Khan, einer von Shakiras Halbbrüdern, vom Essen zurück.
Das Ausmaß der Zerstörung war schier unglaublich. Die gesamte Straße wurde durch Trümmer blockiert. Zwei Streifenwagen waren bereits eingetroffen, ein Feuerwehrwagen versuchte, vom falschen Straßenende heranzukommen. Sirenen heulten, Blaulichter blitzten, Frauen kreischten.
Ravi raste auf das zu, was von der Vorderfassade seines Hauses noch stand. Vor ihm ragten nur noch die Trümmer auf. Es gab keine Fassade mehr. Rudy Khan war der Hysterie nahe, aber Ravi dachte an nichts anderes als an Shakira. Vor hilfloser Verzweiflung lief er zur Rückseite seines ehemaligen Zuhauses.
Hinter dem mit einem Vorhängeschloss gesicherten grünen Tor hörte er eine Frau
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