Bis zum letzten Atemzug
bereits mit dem Tac-Training angefangen, und wenn es hilft, die Kinder sicher aus der Schule zu kriegen, weiß ich nicht, wo das Problem ist.«
»Das Problem ist, dass unsere schnelle Eingreiftruppe hier aus sechs Officers besteht, deren Leben ab dem Moment auf dem Spiel steht, in dem sie das Gebäude betreten«, weist Swain mich scharf zurecht. »Wir müssen sicherstellen, dass jeder Officer, der da reingeht, weiß, was er tut.«
»Aber wenn ich alleine reingehe und herausfinde, was er will, geschieht keinem der anderen Officer etwas.« Ich schaue Chief McKinney an. »Wer auch immer der Schütze ist, er wird sich von mir nicht bedroht fühlen. Ich bin nur ein einzelner Mensch.«
»Das gefällt mir nicht.« Der Chief steht auf und gießt sich aus der auf der Küchenzeile stehenden Thermoskanne eine weitere Tasse Kaffee ein. »Bis jetzt sind noch keine Schüsse gefallen. Es gibt keine Hinweise auf Verletzte. Laut Handbuch sollen wir uns zurückhalten und abwarten. Ich will nicht da reingehen und eine Eskalation heraufbeschwören.«
»Also müssen wir erst warten, bis jemand erschossen oder verletzt wird, bevor wir etwas unternehmen können?«, frage ich. »Für eine typische Geiselnahme kann ich das nachvollziehen, aber mit wem auch immer wir es hier zu tun haben, er hat offensichtlich ein Problem mit mir, nicht mit irgendjemandem in der Schule.«
»Das können wir nicht mit Sicherheit sagen.« Chief McKinney reicht mir eine dampfende Tasse. »Wir wissen nur, dass er mit dir sprechen will.«
»Ich denke, sie hat recht«, sagt Samora. »Vielleicht kann sie ihn zum Aufgeben überreden.«
»Oder sich von ihm umbringen lassen«, kontert Swain. »Mir gefällt das gar nicht.«
»Wie hat er Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«, will ich wissen.
»Über ein anderes Handy«, erwiderte Swain. »Es gehört einem Jungen namens Colton Finn, ein Siebtklässler. Wir glauben, er ist durch alle Klassen gegangen und hat so viele Handys eingesammelt, wie er konnte.«
»Das habe ich auch schon herausgefunden.« Ich nicke. »Es ergibt Sinn. Erst klemmt er die Festnetzleitungen ab und nimmt dann alle Handys, die er findet, an sich … Das schränkt die Kommunikation mit der Außenwelt erheblich ein.«
Es klopft an der Tür des Wohnmobils, und Officer Jarrow steckt seinen Kopf herein. »Hey, Chief. Ich habe hier einen Cal Oliver, der behauptet, seine Frau hätte ihn aus der Schule angerufen. Er ist ziemlich aufgewühlt. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
»Auf jeden Fall«, sagt der Chief. »Er soll hereinkommen.«
MRS OLIVER
Mrs Oliver hielt sich mit der Hand den Kiefer. Der leichte Druck schien alles an Ort und Stelle zu halten, und der stechende Schmerz verebbte langsam zu einem dumpfen Pochen. Sie schaute den Mann an, der mit dem leichten Nicken seines Kopfes zugestimmt hatte, die Kinder gehen zu lassen. Sie wusste nicht, was das für sie selbst bedeutete, aber es war ihr auch egal, solange ihre Schüler heil durch diese Tür gehen konnten. Sie fragte sich, ob sie, bevor das hier alles vorbei wäre, wohl die Chance bekäme, zu erfahren, warum dieser Mann in ihr zweites Zuhause eingebrochen war, in ihr Klassenzimmer, wo sie die meiste Zeit des Tages verbrachte. Sie hatte das Gefühl, diese Sache war größer als sie, größer als die Schüler in diesem Raum, aber in der ganzen Zeit, die sie mit diesem Mann an diesem Tag verbracht hatte, war es ihr nicht gelungen, den Grund für seine Tat herauszufinden. Er war definitiv an seinem Handy interessiert. Er hatte wie wild SMS geschickt und Anrufe getätigt, also musste definitiv jemand von außerhalb dieses Raumes involviert sein, aber ob es sich um einen Komplizen oder ein Opfer handelte, konnte Mrs Oliver nicht sagen.
»Es ist so weit«, sagte der Mann. Mrs Oliver sah die Müdigkeit in seinen Augen, die allerdings nicht nur von der Erschöpfung des heutigen Tages kam. Seine Augen hatten überhaupt kein Leben in sich, keine Hoffnung, und das spornte sie mehr als alles andere dazu an, etwas zu unternehmen.
Sie erhob sich etwas zu schnell von ihrem Stuhl, was einen schwindelig machenden Schmerz durch ihren Kiefer und ihre Hüfte schickte. Dann humpelte sie zur Tür. Sie klatschte kurz in die Hände, und alle Köpfe richteten sich auf. »Steht auf.« Mrs Oliver musste sich zwingen, ihren Mund weit genug zu öffnen, um die Wörter hindurchschlüpfen zu lassen. Die Schüler standen ohne zu zögern auf. Sie zeigte auf ihre Augen, und alle Schüler richteten ihre Blicke auf sie. Mrs Oliver
Weitere Kostenlose Bücher