Bis zum letzten Atemzug
will der unsichtbare Samora wissen.
»Nein, es war für ihn in Ordnung.« Ich bin verärgert und genervt. »Warum vergeuden Sie Ihre Zeit damit? Tim würde niemals so etwas tun. Er hat nicht einmal eine Waffe.«
»Aber im Moment ist ein Mann mit einer Waffe in der Schule.« Swain zeigt auf das Gebäude und dann auf mich. »Und alles, was wir wissen, ist, dass Sie irgendeine Verbindung zu ihm haben.«
»Okay.« Ich bemühe mich, vernünftig zu klingen. »Wenn Sie wirklich glauben, dass diese Person irgendwie mit mir in Verbindung steht, dann suchen Sie nach weiteren Personen außer Tim. Jemanden, den ich mal verhaftet habe oder mein Bruder Travis. Ihm ist so etwas weitaus eher zuzutrauen als Tim.« Ich hatte den Chief am Anfang meiner Zeit hier über die schwierige Beziehung zu meinem Bruder unterrichtet. Ich hatte ihm erzählt, wie Travis Straftaten als Jugendlicher und seine zwielichtigen Freunde unsere Familie sozusagen als Geiseln gehalten haben. Bis Officer Demelo des Weges kam, und ich zum ersten Mal erkannte, dass ich mithilfe des Justizsystems zurückschlagen konnte. Sie war genau im richtigen Moment gekommen, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich kurz davor gestanden, Travis im Schlaf mit einem Kissen zu ersticken.
»Ich habe Travis seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen und seit mehr als sieben Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Die letzte Interaktion mit meinem Bruder war definitiv nicht warm und herzlich. Seine letzten Worte an mich waren:.Warum bist du so eine Zicke? Du glaubst, du bist was Besseres als ich, oder? Ich hoffe, du genießt deine glückliche kleine Familie, solange du kannst, denn ich werde das hier nie vergessen, Meg.’«
»Was ist zwischen Ihnen vorgefallen?«, fragt Swain.
Ich hasse es, die alten Geschichten zwischen Travis und mir aufzuwärmen. Gerade für mich als Polizistin ist es so peinlich, aber hier stehen Leben auf dem Spiel, also atme ich tief durch und erkläre es ihm. »Vor sieben Jahren erhielt ich einen Anruf vom Waterloo Police Department. Ein Officer informierte mich, er hätte Travis wegen Alkohol am Steuer verhaftet. Travis gab ihm meinen Namen und sagte ihm, dass ich auch Polizistin wäre und für ihn bürgen, ihn auf Kaution herausholen würde.« Bei der Erinnerung reibe ich mir die Augen. Damals hatte ich nichts gefühlt. Nicht das kleinste bisschen Mitleid oder Trauer für das Leben meines Bruders. Nur dumpfe Resignation. Er würde sich niemals ändern. »Ich habe dem Officer gesagt, dass ich meinen Bruder nicht herausholen wollte und würde.«
»Das ist alles?« Swain wirkt unzufrieden. »Weil er betrunken Auto gefahren ist, hat er Ihre Familie bedroht?«
»Nein, da ist noch mehr. Nachdem ich aufgelegt hatte und der Officer Travis berichtete, dass er heute kein Glück hätte, ist Travis ausgeflippt. Er hat dem Officer die Nase gebrochen und versucht, ihm die Waffe zu entwenden, wobei ein paar Sehnen in der Hand des Officers gerissen sind. Travis wurde wegen einer ganzen Reihe von Verbrechen angeklagt und hat die letzten sieben Jahre im Gefängnis verbracht. Er ist letzten November entlassen worden.«
Swain zuckt mit den Schultern. »Er hat also vor sieben Jahren in einem Anfall von Wut etwas gesagt. Er hat Sie verärgert aus dem Knast angerufen. Das ist nicht ungewöhnlich.«
»Der Anruf kam letzte Woche.«
»Wir werden das überprüfen.« Chief McKinney nickt Aaron zu, der sich etwas auf seinem Notizblock notiert.
»Ich denke immer noch, dass Sie einen großen Fehler machen, aber nehmen wir einen Moment lang an, es wäre Tim oder mein Bruder oder wer auch immer. Was soll ich jetzt tun?«
Die Männer schauen einander an. Keiner sagt einen Ton.
»Nun?« Ich hebe geschlagen die Hände. »Wollen Sie, dass ich ihn anrufe? Das habe ich bereits probiert, doch er geht nicht ran. Wollen Sie, dass ich mir das Megafon schnappe und versuche, von draußen mit ihm zu verhandeln? Kann ich gerne machen. Ich brauche aber ein paar Anweisungen, Jungs.«
»Er will dich sehen«, sagt der Chief müde.
»Fein, dann gehe ich rein. Kein Problem.« Ich stehe auf, doch die Männer bleiben sitzen und sehen immer noch beunruhigt aus. Ich werfe Aaron einen eindringlichen Blick zu. Er hat bisher noch gar nichts gesagt.
»Das entspricht nicht dem Protokoll«, lässt Samora über die Lautsprecher vernehmen. »Man kann nicht einen Officer, der nicht entsprechend ausgebildet wurde, in ein besetztes Gebäude schicken.«
»Okay, das verstehe ich«, stimme ich zu. »Aber ich habe
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