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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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den Boden nicht. »Das Telefon funktioniert nicht«, sagt er. Nach einer Minute holt er sein Handy aus der Hosentasche und drückt drei Tasten.
    Nach einigen weiteren Versuchen sagt er schließlich: »Hier ist Jason Ellery, ich melde mich aus der Schule. Hier scheint irgendetwas los zu sein.« Er hört einen Augenblick zu. »Ja, meine Klasse ist vollzählig und in Sicherheit.« Er hört erneut zu und greift dann nach dem Klassenbuch, das auf dem Pult liegt. Nacheinander liest er alle Namen in alphabetischer Reihenfolge vor. Mein Name kommt als Letztes, ich nehme an, das liegt daran, dass ich erst mitten im Schuljahr dazugestoßen bin. »Augustine Baker«, sagt er, und ich höre, wie Noah ein Lachen unterdrückt. »Will Thwaites Enkelin.« Wieder Schweigen auf seiner Seite, während er zuhört. »Die Telefone in den Klassenzimmern funktionieren nicht, und der Akku meines Handys ist halb leer.« Er nimmt das Handy herunter und fragt in lautem Flüstern: »Hat einer von euch sein Handy dabei?« Niemand sagt etwas. Wir sollen unsere Handys in unseren Spinden lassen und nicht mit in die Klassenräume bringen. Angeblich haben einige Kids ihre Handys dazu benutzt, Prüfungsfragen im Internet nachzuschauen und während des Unterrichts SMS zu schreiben, deshalb hat der Rektor sie aus den Klassenräumen verbannt. »Kommt schon«, sagt er etwas lauter. »Für so etwas haben wir keine Zeit. Hat irgendjemand hier und jetzt sein Handy zur Hand?« Drei Hände werden zögerlich gehoben, darunter auch die von Noah Plum. Welche Überraschung. »Schaltet sie aus und gebt sie mir.«
    »Auf gar keinen Fall«, schnaubt Noah. »Das ist mein Telefon.«
    »Noah, das hier ist kein Spaß.« Mr Ellerys Ton ist ungewohnt scharf. »Wir wissen nicht, wie lange wir hier festsitzen werden. Das Schultelefon funktioniert nicht, und wir müssen die Akkus der Telefone, die wir haben, schonen.«
    »Ich will meine Mom anrufen«, sagt Beth mit leiser Stimme. »Kann ich meine Mom anrufen?«
    »Ich auch«, sagt jemand, und dann ist es ein ganzer Chor, und auch ich stimme mit ein. In diesem Augenblick will ich nichts mehr, als mit meiner Mutter zu sprechen. Ich würde sie nicht auf Abstand halten wie in den letzten beiden Monaten, in denen ich ihre Fragen nur mit drei Wörtern oder weniger beantwortet habe. Okay, denke ich. Ich weiß nicht. Kann sein.
    »Ich kann es euch nicht verbieten, aber wir könnten für längere Zeit hier festsitzen. Die Notrufzentrale weiß, dass es allen gut geht, und wird eure Familien entsprechend informieren. Sobald sie mehr Informationen haben, werden sie uns zurückrufen.« Mr Ellery zuckt mit den Schultern und wartet.
    Noah fängt sofort an, Zahlen in sein Handy zu tippen, und bevor ich mich zurückhalten kann, flüstere ich laut: »Was für ein Idiot.«
    »Halt die Klappe, Augustine «, zischt er, klappt aber sein Handy zu und legt es neben Mr Ellery auf den Tisch. Die anderen tun es ihm mit ihren Telefonen gleich.
    »Danke, Jungs«, sagt Mr Ellery. »Ihr könnt sie jederzeit zurückhaben. Für den Augenblick warten wir einfach ab.« Er sitzt auf dem Tisch und hält den langen, schmalen Zeigestab aus Holz in der Hand, den er immer benutzt, um uns auf der Weltkarte die Hauptstädte von Ländern zu zeigen, die vermutlich keiner von uns je besuchen wird, und ich frage mich, ob er wirklich glaubt, dieser einfache Stock könnte uns vor dem beschützen, was auch immer da draußen ist. Aber ich bin trotzdem froh, dass er hier ist. Mr Ellery wird nicht zulassen, dass uns etwas Schlimmes passiert.

MEG
    Als ich zum Parkplatz zurückgehe, sehe ich Dorothy Jones, Eigentümerin von Knitting and Notions, einem örtlichen Handarbeitsladen, und Vorsitzende des Elternrats der Schule, auf mich zukommen.
    »Hey Dorothy. Ich habe noch keine Informationen. Du musst bitte auch hinter das Absperrband zurücktreten.«
    »Bitte, Meg«, fleht sie. »Ich brauche nur ein paar Minuten deiner Zeit. Es ist wichtig.« Ich lade sie ein, sich mit mir in den Streifenwagen zu setzen. Sie geht auf die Beifahrerseite, öffnet die Tür und steigt ein.
    Dorothy ist um die fünfzig mit mittenachtschwarzen Haaren, die zu einem strengen, kinnlangen Bob geschnitten sind, und auf eine vielseitige, modische Art attraktiv. Normalerweise trägt sie roten Lippenstift und kunstvoll zerfetzte Jeans mit Chucks, aber heute ist kein Hauch von Make-up auf ihrem Gesicht zu sehen, und unter ihrem dünnen Übergangsmantel blitzt eine Jogginghose hervor. Sie lebt erst seit knapp zwei

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