Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
Vom Netzwerk:
Jahren in Broken Branch, hat in der kurzen Zeit aber viel erreicht. Als alleinerziehende Mutter zweier Teenager, die auf diese Schule gehen, hat Dorothy Knitting and Notions eröffnet, ein altes Farmhaus im Süden des Ortes renoviert und es geschafft, zur Vorsitzenden des örtlichen Elternrats gewählt zu werden – wobei sie Clement Heitzman hinter sich gelassen hat, der diesen Posten die letzten zwölf Jahre innegehabt hat. Dorothy hat außerdem eine wichtige Rolle in der Konsolidierung der verschiedenen Schulbezirke gespielt, die dazu führt, dass nun die Schule in Broken Branch geschlossen wird und alle Highschool-Schüler ins nahe gelegene Conway geschickt werden, die von der Middleschool nach Bohr und die von der Elementaryschool nach Dalsing oder Broken Branch, je nachdem, wo sie wohnen. Der Umbau der Grundschule in Broken Branch soll in diesem Juli fertiggestellt sein, rechtzeitig zum Start des neuen Schuljahres Ende August. Viele hier in der Stadt waren wegen der Schließung ihrer geliebten Schule sauer auf Dorothy, denn immerhin hatten die meisten Einwohner ihre gesamte Schulzeit zwischen diesen Wänden verbracht. Als Zugezogene und somit irgendwie Außenstehende kann ich die Gründe für die Schließung der Schule gut nachvollziehen. Sie ist eine wahre Monstrosität, im Winter unmöglich zu heizen und im Sommer drückend heiß. Die Heizungsanlage und die Möbel sind uralt, und ich bin sicher, dass die Decken voller Asbest stecken. Dorothy und der Schul-Superintendent haben es irgendwie geschafft, den Rest des Vorstandes davon zu überzeugen, dass die Kinder auch nach der Konsolidierung der vier Schulen der Umgebung noch eine gute Bildung erhalten werden.
    Dorothy zieht ihren Mantel enger um sich. »Ich hätte meinen Wintermantel noch nicht wegräumen sollen. Dieser kleine Anflug von Frühling letzte Woche hat mich getäuscht.« Sie schenkt mir ein gequältes Lächeln. Ich versuche, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen, aber ich habe definitiv keine Zeit, mit der Vorsitzenden des Elternrats über das Wetter zu plaudern. Dorothy atmet tief durch und schaut mich ruhig an. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich will, dass du ein paar Dinge weißt, die in der Schule vorgefallen sind. Dinge, die vielleicht einen Bezug zu dem haben, was hier gerade passiert.«
    »Was meinst du?«
    »Technisch gesehen, darf ich dir darüber nichts erzählen. Die Unterhaltung, die wir darüber hatten, fand in einer geschlossenen Vorstandssitzung statt.«
    Jetzt werde ich langsam ungeduldig. »Dorothy«, sage ich. »Wenn du Informationen hast, die uns helfen, herauszufinden, was da drinnen vor sich geht, musst du sie mir geben.«
    »Ich könnte mir dafür großen Ärger einhandeln. Es geht um rechtliche Sachen, und es sind Anwälte involviert.«
    »Dorothy«, sage ich warnend.
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie beißt sich auf die Unterlippe. »Letztes Jahr gab es einen Vorfall mit einem Lehrer. Er ist beschuldigt worden, einen Schüler angegriffen zu haben.«
    »Ja, Rick Wilbreicht.« Ich erinnere mich. »Ich dachte, er wäre nach Sioux City gezogen, aber wir werden das definitiv überprüfen lassen. Danke.« Ich tätschele ihre Schulter und warte darauf, dass Dorothy aus dem Wagen aussteigt. Sie bleibt sitzen.
    »Dorothy, ich muss wirklich weitermachen.«
    »Okay.« Sie atmet geräuschvoll aus. »Mir ist eine Situation mit einem der hiesigen Schüler zu Ohren gekommen. Ein ernsthafter Fall von Mobbing. Inklusive Beschimpfen, Herumschubsen, Schlagen.«
    »Wirklich?«, frage ich überrascht. Ich bin nicht so naiv zu glauben, an dieser Schule gäbe es so etwas nicht, aber ich hätte gedacht, die Schulverwaltung würde uns Fälle von körperlichen Übergriffen melden. Trotzdem habe ich keine Zeit dafür, wenn es nicht unmittelbar mit unserem aktuellen Fall zusammenhängt. »Dorothy, führt dieses Gespräch irgendwohin?«
    »Der Schüler hat die Übergriffe mehrmals bei seinen Lehrern gemeldet, aber nichts hat sich geändert.«
    »Also glaubst du, der Schüler ist so wütend, dass er aus Rache mit einer Waffe in die Schule gehen würde? Wurde er so stark tyrannisiert?«
    »Er sagte, es wäre ständig und dauernd. Im Internet sind Gerüchte über seine sexuelle Orientierung gepostet worden. Außerdem gibt es ein Video online, in dem sich über ihn lustig gemacht und gezeigt wird, wie Kinder ihn herumschubsen.« In ihren blauen Augen sammeln sich Tränen, und sie fängt an zu zittern, obwohl es im Auto warm ist und heiße Luft aus

Weitere Kostenlose Bücher