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Bisduvergisst

Bisduvergisst

Titel: Bisduvergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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ist ein Fuchs. Dem traut die eigene Schwester nicht. Ich traue ihm auch nicht. Meine Mutter war in seinem Alter. Die hat mir einmal erzählt, wie der Kirchler, als er ein Jugendlicher war, den Mädchen an die Wäsche ist. Kleineren Mädchen. Die waren keine zehn.«
    Ich wechselte einen Blick mit Kreuzkamp. »Hat Julika Ihre Mutter auch nach Lisa gefragt?«
    »Natürlich. Das war der Grund, warum sie mit meiner Mutter sprach. Sie wollte die Geschichte ihrer Großmutter rekonstruieren. Irma erzählte Julika nicht alles. Nur, dass Lisa tot war. Julika wollte wissen, wie sie gestorben ist.«
    Julika, davon war ich überzeugt, hatte den richtigen Riecher gehabt. Hatte gespürt, wie Irma mit dieser Lisa in Verbindung stand. In einer Verbindung, die auch durch Lisas Tod nicht gelöst worden war.
    »Meine Mutter hat immer mal wieder gesagt, wenn die Rede darauf kam: Die Lisa ist ermordet worden. Doch dann fügte sie stets hinzu: Aber im Krieg, da ist jeder Tod ein Mord.« Linda Offenbach liefen die Tränen über die Wangen. Ich dachte an Chrissie Brehms warme Arme. Streckte die Hand aus und strich Linda über den Arm. Aus den Augenwinkeln sah ich Kreuzkamp. Vermutlich setzten sich die Mosaiksteine auch in seinem Kopf zusammen.
    »Meine Mutter und Irma, die waren sich nicht grün. Als Mädchen, da haben sie nichts miteinander anfangen können. Aber im Alter wird man milde und beginnt, die Dinge anders zu sehen. Konkurrenz und Männer spielen ja dann nicht mehr so die Rolle.«
    »Ihre Mutter konnte Julika also ein paar Tipps geben?«, schaltete Kreuzkamp sich ein.
    Meine Güte, wie bekam der Mann nur diesen exakten Scheitel hin.
    »Als die Irma aus den USA zurückkam, hat sie eine Weile nicht in Landshut gelebt. Vielleicht ein halbes Jahr nicht. Da war sie in Niederaichbach. Hat mit ihrem Kind bei einer Bauernfamilie gewohnt. Weil sie es unter dem Dach ihres herrschsüchtigen Vaters nicht ausgehalten hat, ist die Irma da hingezogen. War schlimm genug für sie, in seinem Friseurladen arbeiten zu müssen.« Linda Offenbach wischte sich mit Nachdruck die Tränen von den Wangen. »Das Forsthaus steht noch. Ein wenig außerhalb von Niederaichbach. Nicht weit von der Isar. Halb verfallen ist es, eine Schande.«
    »Und Julika? Ist sie hingefahren?«
    »Ja, sie hat sich dort umgesehen.«
    »Und?«
    »Dann ist sie ermordet worden.« Linda zog scharf die Luft ein. »Was für ein entsetzliches Verbrechen. Ein so junges Mädchen. Die arme Irma! Sie kann das nicht mehr ertragen. Sie verliert alle, die sie liebt.«

50
    »Solche Überempfindlichkeitsreaktionen sind selten«, fasste Leitner eine Stunde später im Besprechungszimmer zusammen. »Der Hallhuber ist Asthmatiker. Es hat ihn voll erwischt. Analgetika-Intoleranz, sagt der Arzt.«
    »Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen«, erwiderte Nero. »Sie konnten es ja nicht wissen!«
    »Den allergischen Schock hätte er fast nicht überlebt!« Leitner zündete sich eine Zigarette an. »Dem ist der Kehlkopf zugeschwollen. Wäre der Notarzt nur ein paar Minuten zu spät gekommen … der Hallhuber hätte ins Gras gebissen. Scheiße. Der wäre unter unseren Augen erstickt. Wollen Sie eine?«
    Nero nahm die Zigarette, die Leitner ihm hinhielt. Nur, um die Beziehungsebene zu stabilisieren. »Der Hallhuber muss doch gewusst haben, dass er allergisch ist. Hat man in seinem zarten Alter den ersten Kater?«
    Leitner zuckte die Achseln.
    »Oder hat er es drauf angelegt?« Nero traute es ihm zu.
    »Also, was war das, Keller, was haben Sie da für eine Geschichte zusammenfantasiert?«, lenkte Leitner ab.
    »Ich glaube, ich war auf der falschen Spur«, sagte Nero. »Ich kann meinen Verdacht nicht untermauern, aber da wir auf dem eingeschlagenen Weg nicht weiterkommen, sollten wir uns überlegen, ob nicht doch Julika Cohen die Kontaktfrau zur Phishing-Szene war.«
    »Und der Hallhuber hat sie erpresst? Mit einer CD? Der Hallhuber ist dafür zu blöd, Keller.«
    »Oder er stellt sich blöd.«
    »Ich kenne ihn, seit er in die Schule kam. Immer ein bisschen träge. Das Gegenteil von clever.«
    »Aber er lebt nicht mehr hier, sondern in München. Und mit wem er da zugange ist, das wissen Sie nicht.«
    Leitner drückte die Kippe auf einer Untertasse aus und zündete die nächste an: »Vielleicht war es umgekehrt. Vielleicht hat die Julika den Hallhuber erpresst. Erpressung ist ein Risikogeschäft. Hoher Einsatz mit einer gewissen Falltiefe.«
    »Das hieße aber, Hallhuber muss im Phishingsumpf stecken.

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