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Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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leider nicht an, man müßte auch einen herkulischen Schädel haben mit Genie drin. Und wo im ganzen deutschen Vaterland würde solch Genie ausgebrütet!«
    »Ich lasse bisher meine Hennen brüten«, brummte der Schönhauser unwirsch. »Die gackern auch über jedes gelegte Ei, wie unsere Berufspolitiker, bis man sie selber mit faulen Eiern wirft. Tant de bruit pour une omelette! «
    »Sie zählt man eigentlich schon zu den Liberalen,« lächelte Graf Wartensleben-Karow, ein liebenswürdiger und begüterter Edelmann, »denn gegen die Bureaukratie schimpfen Sie doch ohne Rückhalt, wozu ich Beifall klatsche.«
    »Bah die Beamten sind aber gerade die eigentlichen Liberalen ... rein politisch betrachtet«, lehnte Bismarck ab. »Die wollen alle mit Haut und Haar eine demokratische Reform. Es steckt ihnen eben die Erbschaft von Stein und Hardenberg in den Kaldaunen!«
    »Ich fürchte, selbst im hohen Adel gibt es räudige Schafe, die zu sehr nach links ausbrechen«, fiel Herr v. Schierstädt-Dahlen ein. »Ich hörte da allerlei über Äußerungen des Fürsten Lichnowski. Übrigens, Bismarck, können Sie kaum leugnen, daß Sie wirklich ein Stück Liberaler sind. Denn gegen eine Verfassung wenden Sie nicht viel ein.«
    »Das kommt drauf an. Ja, ich bin ständisch-liberal. Im übrigen muß man zugeben, daß der hochselige König einst eine Verfassung versprach, dafür gab er uns im Edikt von 1823 die Provinziallandtage. Daß das Volk damit nicht zufrieden ist, versteht man. Doch die aufsässige Art, womit jetzt vom neuen Monarchen alles Mögliche und Unmögliche verlangt wird, widerstrebt meiner monarchischen Gesinnung. Immerhin, es muß etwas geschehen.«
    »Se. Majestät erklärten ja gleich nach dem Regierungsantritt, eine Verfassung passe nicht für preußische Bedürfnisse«, bemerkte Graf Wartensleben und strich sich nachdenklich den Bart.
    »Mag sein, dann hätten Majestät aber nicht häufig sich in Begeisterung hineinreden müssen, er wolle Preußen Freiheitund Deutschland Einheit schenken. Majestät sind ein großer Theologe und meditieren viel über das göttliche Recht der Könige. Aber daneben ist der hohe Herr sozusagen belletristisch angelegt und schwärmt für Kunst und Wissenschaft, weniger fürs Militär, wie unsere anderen Hohenzollern. Das scheint mir bedenklich.«
    »Der König redet, unter uns gesagt, ein bißchen viel«, setzte Schierstädt fort. »Er redet ja großartig, nur etwas zu pompös, aber oft versteht man nicht, was er eigentlich sagt. Er hat so was wie ein griechischer Lehrer der Rhetorik.«
    »Hoffentlich meinen Sie nicht die Sophisten«, lächelte Wartensleben fein. »Ich werde manchmal nicht klug daraus, wohin der neue Kurs geht. Heut heißt es so, morgen so. Der abscheuliche Strauß in Süddeutschland soll ja ein Pamphlet losgelassen haben: ›Julian Apostata oder der Romantiker auf dem Throne‹ von deutlicher Anspielung.«
    »Das ist unverschämt und voreilig«, brauste Bismarck auf. »Man soll dem König doch Zeit lassen. Ein bloßer Kunstprofessor ist er gewiß nicht, kein Pedant und Philister. Daß er seine ultraliberale Bureaukratie nicht leiden kann, fühle ich ihm nach. Nur schmerzt mich, daß die Armee, wie man vielfach hört, sich über Gleichgültigkeit des Monarchen für militärische Interessen beklagt. Das darf doch nicht sein. Wenn die Offiziere zu murren anfangen, dann wehe Preußen! Wenn man historische Vergleiche ziehen will angesichts so revolutionärer Neuerungen, dann möcht' ich lieber Karl I. als Jakob I. von England haben.«
    »O weh, was für tragische Vergleiche!« Schierstädt schüttelte sich in komischem Grausen. »Nur nicht den Teufel an die Wand malen! Bis zu den Stuarts ist's noch weit. Doch freilich, wenn Majestät immer nur für Vollendung des Kölner Doms schwärmt, dann wird man auch bald über Papismus schreien. Wie ich höre, sind auch die Frau Prinzessin von Preußen sehr katholikenfreundlich. Das macht in Altpreußen nur übles Blut. Unser Adel ist protestantisch bis in die Knochen.«
    »Nun der König will ja auch ein protestantisches Bischofstum in Jerusalem errichten, und vom Besuch in England brachte er Neigung für die anglikanische Kirch« mit. Vielleicht will er Katholizismus und Protestantismus ein wenig annähern und verschmelzen.« Bismarck hatte ein müdes ironisches Lächeln dabei. »Die Reform der Kirche kann offenbar nicht warten, die politische hat noch gute Weile.«
    »Gott ja, die Kirchenangelegenheiten sind so schrecklich

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