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Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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nebensächlich, Idealist und Ästhet in jedem Zuge. Aber vor windigen Salonschöngeistern seine Goethereife auszupacken, lag ihm weltenfern. Auch seine näheren Bekannten wußten nur, daß er sich jeden Abend Beethoven von Nanne vorspielen lasse.
    Ein wahres Labsal gewährte ihm aber das Zusammentreffen mit zwei militärischen Vertrauensmännern des Prinzen, zwei schlanken Gardeobersten Gustav und Konstantin v. Alvensleben. Otto begriff auf den ersten Blick, daß dies kundige, schneidige, entschlossene Kriegsführer seien, von denen man sich in höheren Graden noch viel versprechen könne. Gustav Alvensleben bemühte sich taktvoll um besseres Einvernehmen zwischen dem königlichen und prinzlichen Hofe, bekannte aber unumwunden seine Unzufriedenheit über die laue Schlaffheit, die sich von jedem Aufbegehren Österreichs ins Bockshorn jagen ließ. »Ganz recht, wie Sie so richtig sagen zur Freude jedes Soldatenherzens: die Rivalität kann nur auf dem Schlachtfeld ihre Lösung finden. Solche Knoten löst man nicht sacht auf, man durchhaut sie.«
    Otto sah den sehnigen, hageren Sprecher fest an: »Wie denken Sie über eine Hauptschlacht zwischen uns und denen?«
    »Wir laufen sie über, daß sie die Beine gen Himmel strecken.« Der Oberst stand auf und reckte sich.
    »Das ist Ihre solide, wohlerwogene Meinung als Fachmann?«
    »Auf Ehre und Gewissen.« Otto streckte ihm die Hand hin:
    »Sie haben mir sehr wohlgetan. Das Wort werd' ich behalten und, will's Gott, Sie mal daran erinnern.« Die beiden Männer sahen sich an, Hand in Hand.
    »Das hoff' ich.« Fester Soldatenblick, fester Händedruck. Dieser tapfere Ehrenmann scheute sich auch nicht, seinen Unmut nach gewisser Richtung mit kriegerischer Derbheit und Offenheit in kernigen Schmähungen zu entladen.
    »Sie haben es wohl schwer in Ihrer Adjutantenstellung?«
    »Und ob! Die überspannte Säuselei und Flöterei und das Getue mit dem Ausland! Wenn man die Kniebeuge nicht mitmacht – ach zum Donnerwetter, wenn Frauenzimmer Politik schwatzen, da sträuben sich einem Patrioten die Haare zu Berge – die wenigen, die er noch hat vor Ärger.« Alvensleben strich über sein schon spärliches Haupthaar. »Gottlob haben wir dafür Haare auf den Zähnen, und die sind noch gesund.« Er zeigtelachend sein Gebiß. Halblaut setzte er hinzu: »Sie will mich fortgraulen, doch er hält mich und wird nie damit aufhören.«
    »Verlangt sie aber unbedingt –«
    »Da kennen Sie ihn schlecht. Auf diesem Punkt wie Erz und Stein, unerschütterlicher Granit. Treuen Mannen ein treuer Herr!« Wie die Recken im Nibelungenlied. Otto sah nachdenklich vor sich hin.
    *

Um diese Zeit gewann Ottos häuslicher Kreis einen angenehmen Zuwachs durch einen Kavallerieleutnant, der als Attaché zur Gesandtschaft abkommandiert war. Als der junge Mann, durch einen Brief der Gräfin Borcke und gemeinsame Bekannte empfohlen, vor dem Gewaltigen stand, äußerte er befangen: »Darf ich das Fürwort Euer Exzellenz erhoffen für amtliche Berufung in dero Nähe?«
    Da kam ein kalter Wasserstrahl, dessen er nach dem bereiten Wohlwollen des Empfanges sich nicht versah: »Ich freue mich aufrichtig, Sie kennen zu lernen, Sie gefallen mir sehr, und ich werde alles aufbieten, daß Ihr Wunsch nicht in Erfüllung geht.« Kaum wurde der Erschreckte inne, daß dieser Prachtkerl, der sein ganzes Jünglingsherz gewann, seine Anbetung hintertreiben wollte, kam die Fortsetzung: »Das chokiert Sie, denn Sie taten mir nichts zuleide. Nun wohl, warum sollte ich in Ihnen eine Hoffnung nähren, die ich schon einem anderen gewährte? Ich gab jemand das Versprechen, ihn vorzuschlagen. Ein Mann ein Wort. Na also! Lassen Sie all Ihre Minen springen, Ihre Konnexionen sind ja gut, und treten Sie dann wieder an, werde ich mich geschlagen bekennen.«
    Die Konnexionen erwiesen sich als durchschlagend, und ziemlich bald meldete sich der Jüngling:
    »Euer Exzellenz sehen mich wieder hier. Ich melde mich meinem hohen Vorgesetzten.«
    »Weiß schon. Übrigens, Exzellenz? Nein, mein Lieber, hier in Frankfurt steht mir die übliche Hausexzellenz zu, ich lasse mir's gefallen aus dienstlichen Gründen. Aber der König ernannte mich noch nicht zu diesem Titel, und für uns gelten nur preußische Distinktionen. Ich bin für Sie einfach Herr v. Bismarck, Ihr Vorgesetzter, außer dem Dienst sind wir gute Kameraden, im Dienst will ich Sie schon fassen.« Der junge Mann schnitt ein verlegenes Gesicht. »Nur bitte nicht schwer nehmen, 's ist Ihr Herr

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