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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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zu tun, die auf Stresetitz antrabte. Sie geriet bei Langenhof in verheerendes Schnellfeuer des Brandenburger Füsilierregiments, und die Brandenburger Ulanen der Brigade Mecklenburg warfen sich im Galopp auf die Flanke der Preußenkürassiere. Ihr Chef Prinz Karl konnte sich nicht enthalten zu bedauern: »Mein armes Regiment!« Er befand sich bei der vordersten Batterie, durch die ein abgesprengter Trupp hindurchbrauste. Der alte Wrangel war nicht hier, um gleichfalls mit anzusehen, wie die Wrangelkürassiere mißhandelt wurden. Hierhin und dorthin getrieben, im Schnellfeuer Spießruten laufend, zerstob die Brigade Fürst Windischgrätz, deren Chef schwerverwundet in Gefangenschaft fiel. »So sieht man sich wieder!« murmelte Otto. »Mein alter Bekannter von Wien!«
    Die Brigade Mengen stieß hingegen viel weiter links mit der Kavallerie der Elbarmee bei Problus zusammen. »Marsch, marsch, Fanfaro!« Die 1. Gardedragoner durchbrachen die galizischen Alexanderhusaren, deren grüne Kollets sich bald blutig färbten, von Batterie Caspari mit Kartätschen bearbeitet. Gleichzeitig galoppierten die Blücherhusaren des pommerschen Korps auf die Bayernkürassiere los. »Hoch der König!« General Rheinbaben brachte zwischen Problus und Stresetitz die 1. Gardeulanen vor. Auch diese Kürassiere wurden zersprengt, ihr Schwesterregiment Neipperg-Kürassiere wagte sich nicht mehr vor. Dagegen jagte ein Schwarm von 100 Galiziern mit eingelegter kurzer Lanze auf das königliche Gefolge nordwestlich von Stresetitz heran.
    »Rettet den König!« Flügeladjutant Graf Finkenstein führte die aus verschiedensten Abteilungen gemischte Stabswache vor, während der fürstliche Greis völlig furchtlos blieb. Die Kugeln der Brandenburger Füsiliere machten jedoch der Gefahr ein jähes Ende, nachdem Otto in heller Angst um den Monarchen ihm schon in die Zügel fallen und sein Roß rückwärts wenden wollte. Die Aufmerksamkeit des Königs richtete sich so ausschließlich auf die Entwicklung der kriegerischen Vorgänge, daß er den umherstiebenden Geschossen nicht die geringste Beachtung schenkte. »Eure Majestät dürfen sich nicht so sorglos dem mörderischen Feuer aussetzen«, drängte Otto, der sehr nervös zu werden begann. Doch der kriegerische Monarch fertigte ihn ab: »Der Höchstkommandierende muß da sein, wo er sein soll.« Otto ermannte sich zu launiger Einsprache: »Wenn Eure Majestät nicht um sich selber sorgen, erbarmen Sie sich Ihres armen Ministers, von dem das treue preußische Volk verlangt, daß er über seinen König wache. Dies Volk bittet sie, den gefährlichen Posten zu räumen.« Der tapfere Greis schmunzelte vergnügt: »Na, dann reiten wir ein bißchen beiseite.« Und er wendete seinen Braunen zu einem so gelassenen Trab, als ginge es die Linden zum Tiergarten hinunter. Da dies Otto nicht schnell genug ging, gab er dem Roß von hinten heimlich einen Klaps mit der Stiefelspitze, so daß es einen Satz nach vorwärts machte. Der König sah sich erstaunt um und merkte wohl das sündige Beginnen, sagte aber nichts dazu, daß sein Getreuer ihm den Genuß verkümmern wollte, auf dem Felde der Ehre zu bleiben. Er meint es ja gut, der alte heißblütige Schönhauser, es zuckt ihm in Händen und Füßen, seinen König herauszuhauen, doch manchmal weiß er nicht, wie einem wahren König von Preußen zumute ist! –
    Die von Gewehrsalven und Geschossen der Gardeartillerie erreichten Divisionen Holstein und Coudenhove ritten mehrfach ihr Fußvolk hinter Rosberitz um und verbreiteten Wirrwarr unter der Artillerie, opferten sich aber nicht umsonst und verschafften dem Rückzüge Benedeks bedeutenden Zeitgewinn. Sie hatten die Attacke selbständig übernommen, denn von Benedek erhielt man kaum Befehle mehr, der sich, seit er bei der ersten Einnahme von Chlum und Rosberitz ahnungslos mit der Stabswache heraneilte und durch Flintenschüsse seinen Adjutanten Grünne getötet und den vorzüglichen Artillerie-Oberchef Erzherzog Wilhelm neben sich verwundet sah, ganz verstört herumtrieb und sich vom Flüchtlingsstrome nach Königgrätz tragen ließ. Vierzig Schwadronen (5700), die tatsächlich fochten und mit 34 preußischen (4500) ihre Klingen kreuzten, wobei sie mehrfach im Handgemenge die Oberhand behielten, verloren fast 1200 Mann, darunter 70 Offiziere, und fast 1700 Pferde, die Preußen nur über 300 Pferde und 440 Reiter.
    Während 16 Garde-, 11 ostpreußische Kompagnien Rosberitz erneut nahmen, 6 Garde-, 7 ostpreußische und

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