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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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den Ausgang der Luxemburger Frage, daß weder unsere noch Frankreichs Ehre unheilbar verwundet wird?«
    »Das lassen Majestät meine Sorge sein. Ich werde Mittel finden, die Ihre allerhöchste Billigung gewinnen werden.«
    »Und doch wäre der Krieg uns jetzt erwünscht«, beharrte Moltke. »Mexiko hat das Mark des französischen Heeres verzehrt. Wie will der Empereur die Spitze des Schwertes anrufen? Sein Säbel rostet in der Scheide, und er kann ihn nicht ziehen, und könnte er, die Scheide würde rosten.«
    »Deshalb wird er seinen Willen nicht durchsetzen, doch wir werden ihm goldene Brücken bauen. Jetzt könnten wir Einspruch Europas erwarten, aber verhängnisvoll treibt ihn sein Dämon zu Fallen, die wir ihm stellen könnten, um sich ins flagrante Unrecht zu setzen. Hoffen wir immerhin, daß es nicht dazu kommt. Wir brauchen Frieden, nicht Krieg, um uns innerlich zu konsolidieren. Luxemburg ist das Blut von 100 000 deutschen Kriegern nicht wert.«
    »Die Briefe von Goltz, die ich Ihnen zeigte, vertreten den gleichen Standpunkt. Mich freut Ihre Auffassung.« Der König nickte beifällig. Damit war's entschieden.
    *
    Aber nach außen hin schien der schreckliche preußische Staatsmann keineswegs gewillt, eine wankende Front zu zeigen. Am 15. April diktierte er eine Depesche an Lord Stanley, daß die Bemühung des französischen Gesandten in London fruchtlos sei. Die Auflösung des alten Bundes beseitige Preußens Besatzungsrecht in der Festung Luxemburg, die ihm strategische Vorteile über Frankreich gebe? Napoleon wich nämlich schon einen weiteren Schritt zurück, verzichtete auf Abtretung und wollte nur die Preußen entfernt wissen. Und wer besetzt dann Luxemburg? »Wie die Dinge liegen, kann Preußen in keine Trennung Luxemburgs von Deutschland willigen, unter welcher Form auch immer.« Das hieß deutsch reden. Aber gut französisch reden läßt immer Hintertüren offen. Hat nicht Europa 1839 den Status von Luxemburg eingesetzt? Es muß also jetzt befragt werden. Frankreich und Louis Napoleon, immer erhaben, großherzig und gerecht bescheiden, unterstellten die Frage dem europäischen Areopag. Glückliche Eingebung, daß in London darüber eine Konferenz stattfindet! Londoner Konferenzen haben's in sich, immer zu Deutschlands Nachteil auszufallen.
    Zu Ottos geheimen Genuß machte sich sein Neider Goltz wieder bemerkbar. Der König zeigte zwar all dessen Briefe loyal seinem Premier, doch sie machten Eindruck. An ein und demselben Tage bekräftigte der Monarch am Hofe: »Ich baue fest darauf, daß der Frieden erhalten bleibt«, und der Kronprinz: »Ich fürchte, der Krieg ist unvermeidlich.« Die Pariser und Berliner Presse beschimpften sich gegenseitig wie homerische Helden vor dem Zweikampfe und mancher Thersites schonte nicht seine Zunge. Die beständige Kriegsgefahr erhöhte leider die deutsche Auswanderungsziffer.
    Otto rieb sich die Hände. »General Ducrot ließ die Tore von Straßburg schließen, um sich vor Überrumpelung zu sichern. Goltz schreit jeden Tag. Wenn die Sache friedlich ausläuft, wird er sich in die Brust werfen. Denn wenn ich etwas Schlaues tat, hätte er's natürlich noch viel besser gemacht.«
    »Wie können Sie einen solchen Intriganten dulden!« rief sein Vertrauter Keudell entrüstet. »Ist er denn wirklich so begabt, wie man sagt?«
    »In gewissem Sinne. Ein schneller Arbeiter, gut unterrichtet, doch eine Wetterfahne. Jeden Tag ändert er sein Urteil über Menschen und Dinge. Außerdem ist der arme häßliche Teufel immer verliebt in die Königin, bei der er weilt. Früher war's die mannhafte Amalie von Griechenland, heute ist's die allzu weibliche Eugenie. Hinc illae lacrimae. Darin wird er sich nie ändern, unermüdlich Briefe gegen mich an den König zu richten, das ist seine beherrschende Leidenschaft. Im übrigen kein guter Kerl. Seine Untergebenen hassen ihn, ein Unding bei einem Gesandten, der so viele Mittel hat, sich liebenswürdig zu zeigen. Ich spreche als sachkundiger ehemaliger Gesandter. Als Ministerpräsident hat man dafür keine Zeit.« Er lächelte Keudell wohlwollend an. »Der brave Goltz spielt diesmal nur mein Spiel, indem er dem König Bedenken gegen militärische Treibereien einflößt. Wir werden zuletzt gute Miene zum nicht mal bösen Spiele machen, Napoleon dito, obschon wirklich böse.«
    Schleifung der Festung, Neutralisierung Luxemburgs, so daß weder Frankreich noch Preußen ihren Willen haben. Ja, das läßt sich hören. Am 10. April brauchte der

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