Bismarck 04
unabläßig Feuer, jeder Schritt vorwärts trank deutsches Blut, der zähe Feind gab weder Kampf noch Stellung auf, nutzte die Feuerkraft seiner Schanzwerke aus und stärkte sich auf den Flügeln. Marrwitz zog jetzt seine Hessen in die Vorderfront, sie und 4. D. blieben am 25. im Vorposten, doch am 27. wich ihre Linke einem mächtigen Gegenstoß, der gleichzeitig K. Arz zurückdrückte. Die Hessen litten bedeutend und es ist wieder unbillig, die 35. R. D. wie bei Lemberg in den Vordergrund zu rücken. Am Ostflügel nahm 81. R. D. am 23. das Walddorf Szpikolosy, rechts davon setzte sich 82. D. erst am 27. in Besitz der Waldstraße Annapol–Horodlo. Dieser Kampf war sehr hart, nach Verlust von 270. R. zu schließen, die G. St. Schr. über die Bugarmee verweilt zu einseitig beim Zentrumkampf, wo 11. b. 1. D. viel minder litten als 82. R. 4. D. auf beiden Flügeln. Bayern und Ostpreußen nahmen zwar am 24., 25, zwei Dörfer mit Sturm, doch unter wütendem Handgemenge an Wiesengehöften und Brennerei von Stevankowice kam man nicht wesentlich weiter, Flankenfeuer aus Teratyn war zu mörderisch. Freilich zerschellten unabläßige Gegenstöße unterm Wirkungsschießen unserer Batterien, immerhin hielt man Teratyn fest. Winkler erbat jetzt Conta's Unterstützung, weil man sonst ostwärts nicht weiter könne. Auch vor ihm tat sich eine neue Stellung auf, deren Durchbruch indessen taktisch aussichtsreich und strategisch entscheidend gewesen wäre. Statt dessen zog Linsingen sein Zentrum ganz links hinüber und vereinte 11. b. 1., 107. D. zu einer einzigen Stoßtruppe. Allerdings stand man schon nördlich Teratyn, das wegzunehmen die Hauptaufgabe wurde. Am 29. früh begann die schwere Artillerie ein mächtiges schärfstes Wirkungsschießen gegen den hochgelegenen, von zahlreichen Erdwerken umkränzten Ort. Volle acht Tage hatten die blutigen Einleitungskämpfe gedauert, die sehr geschickt angelegte Zentralstellung blieb noch unversehrt, als Ostpreußen und Bayern durch breitgegürtete Drahtfelder eindrangen und Moser am 30. früh den Stützpunkt nahm. Von letzterem heldenmütigen Angriff hört man viel, doch wollen V. L. nicht dazu stimmen. Hatte die brave D. ein gefeites Leben? Doch mag sein, daß 232. R. hier und nicht im August den Hauptverlust hatte.
Nach Teratyns Verlust bog sich der Feind in eine womöglich noch stärkere Stellung zurück, die Winkler bei Horodlo vorteilhaft angreifen konnte. Linsingen griff aber nochmals zum Zentrumstoß über Strzelce, wo Höhen und Waldränder ein Vorgehen erschwerten. Dennoch erwies die schier unglaubliche Überlegenheit einer deutschen Stoßgruppe sich unwiderstehlich. Vor ihrem Ansturm, am 31. mittags begonnen, fiel die ganze Stellung. Doch ist die Vorstellung offenbar falsch, daß dies ohne Mit- und Einwirkung der Flügel geschehen sei, der hohe Verlust Winklers und der Pommern zeugt dafür, daß sie gewiß seit 27. nicht müßig blieben, ebensowenig Marrwitz. Gleichwohl zeigte der Zentrumstoß seinen entscheidenden Vorteil, indem Moser westlich, Conta östlich bis in den Rücken der Marrwitz und Winkler gegenüberliegenden Linien faßten, so daß letztere nun auch zum Nachstoßen über die Bahnstrecke Cholm-Lublin-Iwangorod frei wurden.
So laut wir dies begrüßen, müssen wir doch veranschlagen, daß deutsche Kerntruppen dazu gehören, und der Verlust war auch danach: 19 000 Mann für 7 D. ist eine starke Nummer und wird nur dadurch überboten, daß 6 D. Mackensens bis Cholm relativ mehr verloren und die ganze Operation inkl. Erzherzog mindestens 60 000 kostete, wo nicht mehr, denn 14 östr. D., Puhalla ungerechnet, werden im Vergleich zu 15 deutschen wohl ziemlich gleichviel verloren haben, zumal der Erzherzog unstreitig viel Gefangene einbüßte, D. Besser ausgenommen. Der Feind litt allerdings bedeutend mehr durch Verfolgungsfeuer, sobald er aus einer Stellung herausgeschossen, und stete Gegenstöße. Auch lieferte er trotz aller hier bewiesenen Zähigkeit an Linsingen 21 450 Gef. ab (wir addieren stets die Einzelangaben, ohne uns auf vage Gesamtziffern zu verlassen), doch nur ein Geschütz, das sagt Vieles. Die Schlachten bei Teratyn – Krasnostaw – Krasnic – Lublin waren für 27 verbündete D. noch blutiger als die bei Lemberg und mit noch unvergleichlich geringerem Ergebnis. In der Hast, die Bulletins nur mit recht viel Schein- und Halberfolgen zu spicken, erinnerte Mackensen an Kluck bei Combles-Amiens, nur daß diesmal die Lorbeeren nicht
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