Bismarck 04
Erde ausgestreckt, wo die Zehen erfroren, schlummerlos unter Leichen und Ratten, erhoben sich jeden Morgen bei rotglühender Wintersonne die Schlesier zum Sturm. Endlich am 5. April hatten sie auch Haucourt, wo der Feind aus Steinkellern und vom Kirchturm unten und oben schoß, ohne sich zu ergeben. 11. R. D. säuberte erst am 21. das Gebiet südwestlich. Man verzweifelte vorerst daran, auf diesem Wege den Termitenhügel westlich Toter Mann zu nehmen, dessen Hauptkamm zu Kuppe 279 anstieg. Erst am 8. Mai war hier die höchste Verschanzung erklommen; die Erstürmer drängten sich in atembeklemmender verbrauchter Luft der Kasematten zusammen, weil schwerste französische Artillerie in die rückwärts offene Kehle schoß. Diese bestrich den Avocourtwald so empfindlich, daß die Bayern dort schon bis 20. angeblich 1000 verloren wegen zu dicht gedrängter Aufstellung. Die Leichenhaufen, über die französischer Sensationsbericht frohlockte, konnte er aber auch bei sich selber suchen: Unsere Artillerie ließ nicht mit sich spaßen. Rechts und links gedeckt durch Vorstöße von 10. R. und 120. würt. L. W., die eine Großschanze »Spinne« eroberte, erstürmten die Bayern jetzt alle Schanzen am Waldrand; doch am 22. scheiterte todesmutiger Anlauf der 3. Augsburger und 13. R. Ingolstadt, obschon eine Kompagnie bis zur Südstraße nach Esmes vordrang. Verlust belief sich auf 19 Off., 1140, meist vom immer aufgeriebenem und neu errichtetem 13. R.; eins der ruhmreichsten Regimenter des Weltkrieges. Der barsche, finstere General Bazelaire, Kommandant des Westufers, der im Tagesbefehl verbot, Gefangene anständig zu behandeln, und die Parole ausgab, »man hat nicht den Feind zu zählen, sondern zu schlagen«, eröffnete jetzt solches Trommelfeuer gegen die überfüllten Waldgraben, daß er Südostspitze der Waldung zurückgewann. Erneut um 19, 932 geschwächt, sahen die Bayern sich endlich durch 192. D. mit 25. b. I. verstärkt, dessen 2 Batl. am Westhang des Termitenhügels eindrangen. Obschon die Bayern sich erneut bis zur Esmesstraße vorschoben, versaute stürzender Regen seit 11. April den Boden in einen Schlamm, der Stiefel und Kleider vom Leibe riß. Am 16. Mai schieden sie aus, ein Augenzeuge erzählte uns Arges vom Zustand der heimkehrenden Truppen, mit förmlich zerschnittener Fußbekleidung. Sogar Typhus war die Folge; später lagen 55 Off., 2190 Mann im Lazarett, wobei wohl manche Verwundeten mitgezählt. Ein Blutverlust von 113, 6991 in 70 Tagen läßt darauf schließen, daß auch in der ersten Maihälfte noch Ausgreifen westlich Höhe 304 stattfand; in welcher Richtung sich 192. R., und später »54. D., 24. R. K.« bis zuletzt bemühten. So laut B. Kr. Ar. Was damit gemeint, ist unverständlich, vielleicht Gen. Komm, dieses K., das sonst in Rußland focht. Die Schlesier, um sich passivem Ausharren in unerträglicher Lage zu entziehen, brachen am »Vogelheerd« aus und erstürmten stückweise die Drahtschanzen von H. 304, später von der 4. Bromberger D. mitgetragen. Von der Furchtbarkeit des Artilleriekampfes gibt es eine Vorstellung, daß 1. b. F. Art. nördlich und südlich der Forges-Bach-Überschwemmung bis 14. Juni 9, 200 nebst 46 zerschossenen Geschützen verlor. Die Geschützmasse der Südforts am Marrerücken und Bourouswald litt aber nicht weniger und vermochte ihr Fußvolk nicht zu schützen, das keinen Boten, Depeschenläufer, Proviantträger mehr empfing, weil niemand mehr unser Sperrfeuer lebend passierte. Fahnenwachen und Musikbande hinter der Front ereilte das gleiche Todeslos wie die Sturmhaufen, die Bazcelaire unablässig aus H. 310 vorhetzte. Die Marokkaner verendeten zu schwarzen, blutigen Klumpen; auch kniff man Gefangene zu Tausenden ab und erbeutete sehr viel Geschütz. Doch im ganzen nur 6 deutsche D. konnten gegen 19 viel stärkere französische nicht mehr ausrichten. Man brachte Flankierungsversuch gegen H. 310 zu keinem guten Ende. Schlesier und Thüringer litten ungemein. Bei so falscher Kraftverteilung kann man sich nicht wundern, daß der Verlust am Westufer bis Juni schon 31 000 betrug; am Ostufer bei 16 bisher fechtenden D. gar 85 000. Auch dort fragt man sich, warum bei Strantz' erstem Angriff 5. K., 15. R. K. nicht zur Stelle waren, so daß er nur Deimling neben sich hatte mit weiter Lücke, die nachher B. Ers. D. in Richtung Souville allmählich füllen mußte. Die brave rheinisch-hessische 30., 59. L. W. Brig. tat das Menschenmögliche.
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