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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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noch eine Mail von meiner Mutter beantworten – wenn sie zu lange nichts von mir hörte, wurde sie panisch. Ich trommelte mit den Fingern, während ich darauf wartete, dass meine alte Kiste mal aufwachte, ein gereiztes Stakkato-Trommeln.
    Und dann legte er seine Hand auf meine und brachte meine Finger zur Ruhe.
    »Sind wir heute etwas ungeduldig?«, fragte er leise.
    Ich schaute auf und setzte zu einer sarkastischen Antwort an, aber sein Gesicht war näher als erwartet. Seine goldenen Augen glühten, sie waren nur wenige Zentimeter entfernt, und sein Atem strömte kühl an meine geöffneten Lippen. Ich schmeckte seinen Duft in meinem Mund.
    Vergessen war die geistreiche Bemerkung, die mir auf der Zunge gelegen hatte. Ich wusste kaum noch, wie ich hieß.
    Er ließ mir keine Chance, mich zu fangen.
    Wäre es nach mir gegangen, hätte ich den größten Teil des Tages damit verbracht, Edward zu küssen. Nichts, was ich je erlebt hatte, ließ sich mit dem Gefühl seiner kühlen Lippen, hart wie Marmor und doch so sanft, auf meinen vergleichen.
    Aber meistens ging es nicht nach mir.
    Deshalb war ich etwas überrascht, als er die Hände in meinem Haar vergrub und mein Gesicht zu sich heranzog. Ich schlang die Arme um seinen Hals und wäre gern stärker gewesen – stark genug, um ihn festzuhalten. Eine Hand wanderte meinen Rücken hinab und drückte mich fester an seine steinharte Brust. Selbst durch den Pullover war seine Haut so kalt, dass ich zitterte – es war ein Zittern vor Glück, aber er lockerte sofort den Griff.
    Ich wusste, dass mir noch ungefähr drei Sekunden blieben, bis er seufzen, mich mit einer geschickten Bewegung von sich schieben und eine Bemerkung darüber machen würde, dass er mich für heute genug in Gefahr gebracht hätte oder etwas in der Art. Um die letzten Sekunden auszukosten, presste ich mich noch enger an ihn und schmiegte mich an seine Brust. Mit der Zungenspitze fuhr ich über seine Unterlippe, sie war so glatt, als wäre sie poliert, und wie sie erst schmeckte …
    Er schob mein Gesicht weg und löste sich ohne jede Anstrengung aus meiner Umarmung – wahrscheinlich merkte er gar nicht, dass ich sämtliche Kraft aufgewandt hatte.
    Er lachte kurz, leise und kehlig. Aus seinen Augen strahlte die Erregung, die er so streng unter Kontrolle hielt.
    »Ah, Bella«, seufzte er.
    »Ich würd ja gern sagen, dass es mir leidtut, aber das wäre gelogen.«
    »Und ich sollte mir Sorgen machen, weil es dir nicht leidtut, aber das wäre auch gelogen. Vielleicht ist es besser, wenn ich mich aufs Bett setze.«
    Ich atmete aus, mir war ein wenig schwindelig. »Wenn du meinst, das ist nötig …«
    Er lächelte ein schiefes Lächeln und machte sich frei.
    Ich schüttelte ein paarmal den Kopf, um wieder klar denken zu können, und wandte mich zu meinem Computer. Jetzt war er warm und summte. Eigentlich war es eher ein Ächzen als ein Summen.
    »Bestell Renée schöne Grüße von mir.«
    »Mach ich.«
    Ich überflog Renées Mail und schüttelte hier und da den Kopf über ihre Verrücktheiten. Ich war genauso amüsiert und entsetzt wie beim ersten Lesen. Typisch meine Mutter, ihre Höhenangst zu vergessen und erst wieder daran zu denken, als sie schon an einen Fallschirm und einen Tandemmaster geschnallt war. Ich war etwas enttäuscht von Phil, immerhin seit knapp zwei Jahren ihr Mann, dass er so etwas zuließ. Ich hätte besser auf sie aufgepasst. Ich kannte sie so viel besser.
    Aber letztendlich muss ich sie doch loslassen, sagte ich mir wieder. Sie muss ihr eigenes Leben führen …
    Einen Großteil meines Lebens hatte ich damit verbracht, mich um Renée zu kümmern und sie geduldig vor den schlimmsten Verrücktheiten zu bewahren. Die anderen, die ich nicht verhindern konnte, hatte ich gutmütig ertragen. Ich hatte meiner Mutter gegenüber immer eine nachsichtige, amüsierte, sogar leicht herablassende Haltung eingenommen. Ich sah ihre unzähligen Fehler und musste insgeheim über sie lachen. Die sprunghafte Renée.
    Ich war ganz anders als meine Mutter. Nachdenklich und vorsichtig. Eine verantwortungsvolle, erwachsene Person. So sah ich mich jedenfalls. So kannte ich mich.
    Während mir von Edwards Kuss immer noch das Blut im Kopf pochte, musste ich an den folgenschwersten Fehler meiner Mutter denken. Wie sie als alberner, romantischer Backfisch frisch von der Highschool weg einen Mann heiratete, den sie kaum kannte, und ein Jahr darauf mich in die Welt setzte. Sie hatte mir immer versichert, dass

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