Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
als wir näher kamen.
»Hi, Bella.«
»Hallo, Jacob«, sagte Edward.
Jacob ignorierte den Gruß und tat ganz geschäftsmäßig. »Wo soll ich sie hinbringen?«
Edward zog eine Karte aus der Seitentasche des Rucksacks und reichte sie Jacob. Der faltete sie auseinander.
»Wir sind jetzt hier«, sagte Edward und zeigte auf die Stelle. Jacob zuckte unwillkürlich vor seiner Hand zurück, dann riss er sich zusammen. Edward tat so, als hätte er nichts gemerkt.
»Und du bringst sie hierhin«, fuhr Edward fort und zeichnete mit dem Finger Serpentinen an den Höhenlinien auf der Karte entlang. »Etwa vierzehn Kilometer.«
Jacob nickte kurz.
»Wenn ihr noch etwa anderthalb Kilometer von dort entfernt seid, müsstet ihr meinen Weg kreuzen. Er wird dich hinführen. Brauchst du die Karte?«
»Nein, danke. Ich kenne das Gebiet ziemlich gut. Ich weiß, wo es langgeht.«
Jacob schien es schwerer zu fallen als Edward, nicht unfreundlich zu werden.
»Ich nehme einen längeren Weg«, sagte Edward. »Wir sehen uns dann in ein paar Stunden.« Er sah mich unglücklich an. Dieser Teil des Plans gefiel ihm nicht.
»Bis später«, murmelte ich.
Edward verschwand in die entgegengesetzte Richtung zwischen den Bäumen.
Kaum war er weg, lebte Jacob auf.
»Was gibt’s, Bella?«, fragte er mit breitem Grinsen.
Ich verdrehte die Augen. »Immer noch dasselbe.«
»Ja«, sagte er. »Ein Haufen Vampire, die dich umbringen wollen. Wie immer.«
»Wie immer.«
»Na denn«, sagte er, als er sich die Jacke überzog, um die Arme frei zu haben. »Packen wir’s.«
Ich verzog das Gesicht und machte einen kleinen Schritt auf ihn zu.
Er beugte sich herab und fuhr mir mit dem Arm unter die Knie, er riss mir die Beine weg. Mit dem anderen Arm fing er mich auf, bevor ich mit dem Kopf aufschlagen konnte.
»Mistkerl«, sagte ich leise.
Jacob kicherte nur, er rannte schon durch den Wald. Er lief in einem gleichmäßigen Tempo, so wie es ein trainierter Läufer vielleicht tun würde … jedenfalls auf ebener Strecke und ohne einen Zentner Gewicht in den Armen.
»Renn doch nicht so. Sonst bist du gleich erschöpft.«
»Rennen strengt mich nicht an«, sagte er. Sein Atem ging regelmäßig – wie bei einem Marathonläufer. »Außerdem wird es bald kälter. Hoffentlich hat er das Lager schon aufgeschlagen, wenn wir kommen.«
Ich tippte mit dem Finger an seine dicke Jacke. »Ich dachte, du frierst jetzt nie mehr.«
»Tu ich auch nicht. Den Parka hab ich für dich mitgenommen, für den Fall, dass du nichts dabeihast.« Beinahe enttäuscht schaute er meine Jacke an. »Das Wetter gefällt mir nicht. Es macht mich ganz kribbelig. Ist dir aufgefallen, dass wir überhaupt keine Tiere gesehen haben?«
»Öhm, nö, eigentlich nicht.«
»Hab ich mir schon gedacht. Deine Sinne sind zu stumpf.«
Ich überging die Bemerkung. »Alice hat sich auch Sorgen wegen des Sturms gemacht.«
»Es gehört schon einiges dazu, den Wald völlig zum Verstummen zu bringen. Du hast dir eine üble Nacht für einen Zeltausflug ausgesucht.«
»Das war ja nicht direkt meine Idee.«
Wir liefen mitten durch den Wald, und es wurde immer steiler, aber Jacob wurde nicht langsamer. Leichtfüßig sprang er von Stein zu Stein, die Hände brauchte er offenbar gar nicht. Er hatte einen Gleichgewichtssinn wie eine Bergziege.
»Was ist das da an deinem Armband?«, fragte er.
Ich schaute auf mein Handgelenk und sah, dass das Kristallherz nach oben zeigte.
Ich zuckte schuldbewusst die Achseln. »Noch ein Geschenk zum Abschluss.«
Er schnaubte verächtlich. »So ein Klunker. Das passt ja.«
Klunker? Plötzlich fiel mir wieder ein, was Alice vor der Garage gesagt hatte – der Satz, den sie nicht beendet hatte. Ich starrte auf den leuchtend weißen Kristall und versuchte mich an ihre Worte zu erinnern … irgendwas mit Diamanten. Wollte sie womöglich sagen Er hat dir doch sowieso schon einen geschenkt ? Was so viel heißen sollte wie: Du trägst doch schon einen Diamanten von Edward? Nein, das war unmöglich. Das Herz müsste ja fünf Karat haben oder so, völlig verrückt! Edward würde nicht …
»Es ist schon wieder eine ganze Weile her, seit du in La Push warst«, sagte Jacob und unterbrach meine Spekulationen.
»Ich hatte viel zu tun«, sagte ich. »Und … ich wäre wahrscheinlich sowieso nicht gekommen.«
Er schnitt eine Grimasse. »Ich dachte, du bist die alles Verzeihende, und ich bin der Nachtragende von uns beiden.«
Ich zuckte die Schultern.
»Du hast
Weitere Kostenlose Bücher