Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
bestand aus schwarzem, fein gearbeitetem Schmiedeeisen. Metallrosen rankten sich an den hohen Pfosten entlang und bildeten oben ein laubenähnliches Gitter. Mein Schlafanzug lag ordentlich gefaltet am Fußende, meine Kulturtasche auf einer Seite des Bettes.
»Was soll das alles?«, stieß ich hervor.
»Du hast doch nicht im Ernst gedacht, er würde dich auf dem Sofa schlafen lassen, oder?«
Ich murmelte etwas Unverständliches, dann nahm ich meine Sachen vom Bett.
»Ich lasse dich jetzt allein.« Alice lachte. »Bis morgen früh.«
Nachdem ich mich umgezogen und die Zähne geputzt hatte, schnappte ich mir ein dickes Federkissen von dem riesigen Bett und zog die goldene Decke zum Sofa. Ich wusste, dass ich mich albern benahm, aber das war mir egal. Ein Porsche als Bestechungsgeld und Himmelbetten in Häusern, in denen niemand schlief – das war mehr als ärgerlich. Ich schaltete das Licht aus und legte mich aufs Sofa, obwohl ich nicht wusste, ob ich mit so einer Wut im Bauch überhaupt schlafen konnte.
Im Dunkeln war die gläserne Wand kein schwarzer Spiegel mehr, der den Raum verdoppelte. Das Mondlicht ließ die Wolken vor dem Fenster leuchten. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, dass das diffuse Licht die Baumwipfel erhellte und einen kleinen Streifen des Flusses glitzern ließ. Ich schaute in das Silberlicht und wartete darauf, dass mir die Lider schwer würden.
Da klopfte es leise an der Tür.
»Alice, was ist?«, zischte ich. Ich wappnete mich für die belustigte Miene, mit der sie auf mein improvisiertes Bett reagieren würde.
»Ich bin’s«, sagte Rosalie leise und öffnete die Tür einen Spalt weit, so dass der silberne Schein auf ihr makelloses Gesicht fiel. »Darf ich hereinkommen?«
K ein Happy End
Unschlüssig blieb Rosalie in der Tür stehen. Ihr atemberaubend schönes Gesicht verriet Unsicherheit.
»Klar«, sagte ich, meine Stimme vor Überraschung eine Oktave zu hoch. »Komm rein.«
Ich setzte mich auf und rückte ans Sofaende, um ihr Platz zu machen. Mein Magen zog sich nervös zusammen, als sich Rosalie, von der ich wusste, dass sie mich nicht leiden konnte, leise auf den freien Platz setzte. Ich überlegte, weshalb sie mich wohl sehen wollte, aber mir fiel nichts ein.
»Könnten wir kurz miteinander reden?«, fragte sie. »Ich habe dich doch nicht geweckt, oder?« Ihr Blick schweifte zu dem leeren Bett und dann wieder zum Sofa.
»Nein, ich war noch wach. Klar können wir reden.« Ich fragte mich, ob sie wohl die Panik in meiner Stimme hörte.
Sie lachte leise, und es klang wie ein Glockenspiel. »Er lässt dich so selten allein«, sagte sie. »Da wollte ich die Gelegenheit nutzen.«
Was hatte sie mir zu sagen, was sie nicht auch vor Edward sagen konnte? Nervös nestelte ich an der Bettdecke.
»Bitte halte mich nicht für aufdringlich«, sagte Rosalie. Ihre Stimme war sanft, fast flehend. Sie faltete die Hände im Schoß und hielt den Blick gesenkt, während sie sprach. »Gewiss habe ich deine Gefühle in der Vergangenheit schon oft genug verletzt, und das möchte ich nicht mehr tun.«
»Mach dir keine Gedanken, Rosalie. Meinen Gefühlen geht’s super. Was gibt’s?«
Sie lachte wieder, sie schien verlegen zu sein. »Ich möchte versuchen dir zu erklären, weshalb du ein Mensch bleiben solltest – weshalb ich an deiner Stelle ein Mensch bleiben würde.«
»Aha«, sagte ich erschrocken.
Sie lächelte, dann seufzte sie.
»Hat Edward dir je erzählt, wie es dazu gekommen ist?«, fragte sie und zeigte auf ihren göttlichen, unsterblichen Körper.
Ich nickte langsam, auf einmal wurde ich trübsinnig. »Er sagte, es war so ähnlich wie das, was mir damals in Port Angeles passiert ist, nur dass dir niemand zur Rettung kam.« Bei der Erinnerung schauderte ich.
»Mehr hat er dir nicht gesagt?«, fragte sie.
»Nein«, sagte ich verwirrt. »War da noch mehr?«
Sie sah mich an und lächelte; ihre Miene war jetzt hart und bitter, aber sie sah immer noch wunderschön aus.
»Ja«, sagte sie. »Da war noch mehr.«
Ich wartete, während sie aus dem Fenster schaute. Es sah so aus, als ob sie versuchte sich zu beruhigen.
»Möchtest du meine Geschichte hören, Bella? Sie hat kein Happy End – aber welche unserer Geschichten hat das schon? Wenn sie ein Happy End hätten, lägen wir jetzt alle friedlich unter der Erde.«
Ich nickte, obwohl der Unterton in ihrer Stimme mir Angst machte.
»Ich lebte in einer anderen Welt als du, Bella. Meine Welt war viel
Weitere Kostenlose Bücher