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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Feind.«
    Neugierig. So wie James und Victoria anfangs neugierig gewesen waren? Beim Gedanken an Victoria zitterte ich, obwohl offenbar festzustehen schien, dass sie es nicht gewesen war. Diesmal nicht. Sie hielt sich an das Schema, von dem sie besessen war. Das hier war jemand anders gewesen, ein Fremder.
    Allmählich dämmerte mir, dass Vampire eine viel größere Rolle auf der Welt spielten, als ich bisher gedacht hatte. Wie oft lief der durchschnittliche Mensch wohl nichtsahnend einem Vampir über den Weg? Wie viele Todesfälle, die als Unfälle oder Verbrechen verbucht wurden, gingen in Wirklichkeit auf ihr Konto? Wie bevölkert würde diese andere Welt wohl sein, wenn ich endlich dazustieß?
    Beim Gedanken an die geheimnisvolle Zukunft, die vor mir lag, bekam ich Gänsehaut.
    Die Cullens dachten über Esmes Worte nach, und man sah ihnen an, dass sie zu unterschiedlichen Schlüssen kamen. Ich sah, dass Edward ihre Theorie nicht logisch fand, während Carlisle nur zu gern daran glauben wollte.
    Alice verzog den Mund. »Ich glaub das nicht. Der Zeitpunkt war zu gut gewählt … Der Besucher war sehr darauf bedacht, niemandem zu begegnen. Beinahe als wüsste er, dass ich ihn sehen könnte …«
    »Er könnte andere Gründe haben, niemandem begegnen zu wollen«, erinnerte Esme sie.
    »Ist es überhaupt wichtig, wer es war?«, sagte ich. »Allein die Möglichkeit, dass jemand nach mir gesucht haben könnte … reicht das nicht? Wir sollten nicht mehr bis zum Schulabschluss warten.«
    »Nein, Bella«, sagte Edward schnell. »So schlimm ist es nicht. Wenn du wirklich in Gefahr bist, werden wir es erfahren.«
    »Denk an Charlie«, erinnerte Esme mich. »Denk daran, wie weh es ihm täte, wenn du plötzlich verschwändest.«
    »Ich denke doch an Charlie! Seinetwegen mache ich mir ja solche Sorgen! Was wäre gewesen, wenn mein unbekannter Gast letzte Nacht Durst gehabt hätte? Solange ich bei Charlie bin, ist auch er eine Zielscheibe. Wenn ihm irgendetwas zustoßen würde, wäre es allein meine Schuld!«
    »Wohl kaum, Bella«, sagte Esme und strich mir wieder übers Haar. »Und Charlie wird nichts zustoßen. Wir müssen einfach besser aufpassen.«
    »Noch besser aufpassen?«, sagte ich ungläubig.
    »Es wird schon alles gut, Bella«, versprach Alice, und Edward drückte meine Hand.
    Und als ich ihnen der Reihe nach in die schönen Gesichter schaute, wusste ich, dass ich sie nicht umstimmen konnte.
    Auf der Heimfahrt sprachen wir kaum ein Wort. Ich war frustriert. Ich war immer noch ein Mensch, obwohl ich davon überzeugt war, dass es anders besser wäre.
    »Du wirst keinen Augenblick allein sein«, versprach Edward, als er mich nach Hause fuhr. »Irgendjemand wird immer bei dir sein. Emmett, Alice, Jasper …«
    Ich seufzte. »Das ist doch lächerlich. Am Ende werden sie mich vor lauter Langeweile eigenhändig umbringen.«
    Edward sah mich pikiert an. »Sehr witzig, Bella.«
    Charlie war bester Laune, als wir zurückkamen. Er merkte, dass es zwischen Edward und mir Spannungen gab, und zog daraus die falschen Schlüsse. Als er mir zusah, wie ich sein Abendessen zusammenrührte, lächelte er selbstgefällig. Edward hatte sich für eine Weile entschuldigt, ich nahm an, dass er nachsehen wollte, ob die Luft rein war.
    »Jacob hat wieder angerufen«, sagte Charlie, kaum dass Edward zurück war. Offenbar hatte er mit dieser Mitteilung extra gewartet. Ich verzog keine Miene, als ich ihm seinen Teller hinstellte.
    »Ach ja?«
    Charlie runzelte die Stirn. »Sei nicht so kleinlich, Bella. Er klang wirklich unglücklich.«
    »Bezahlt Jacob dich eigentlich für die PR , oder machst du das alles freiwillig?«
    Charlie grummelte etwas Unzusammenhängendes, bis das Essen ihn zum Schweigen brachte.
    Ohne es zu wissen, hatte Charlie den wunden Punkt getroffen.
    Mein Leben kam mir im Moment vor wie ein Würfelspiel – würde der nächste Wurf ein Full House bringen? Und wenn mir nun doch etwas zustieß? Wenn ich Jacob vorher nicht von seinen Schuldgefühlen befreite, wäre das mehr als kleinlich.
    Doch in Charlies Gegenwart wollte ich Jacob nicht anrufen, ich hätte dann zu sehr aufpassen müssen, dass ich nichts Falsches sagte. Jacob war zu beneiden. Wie angenehm es sein musste, keine Geheimnisse vor demjenigen zu haben, mit dem man zusammenlebte.
    Ich nahm mir also vor, bis zum nächsten Morgen zu warten. Höchstwahrscheinlich würde ich heute Nacht nicht umkommen, und zwölf Stunden schlechtes Gewissen konnten Jacob nicht schaden.

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