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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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flüsterte ich zurück und beobachtete aufmerksam sein Gesicht. Ob er jetzt wieder ausrastete?
    »So bald schon«, sagte er lautlos und schloss die Augen. Es klang nicht wie eine Frage. Eher wie ein Wehklagen. Seine Armmuskeln spannten sich an und seine Schultern wurden starr.
    »Au!«, schrie er. Der Schrei zerriss die Stille, und ich machte einen Satz in die Luft.
    Er hatte mit der rechten Hand die Messerklinge fest umklammert – jetzt öffnete er die Hand und das Messer fiel klirrend auf die Anrichte. Eine lange tiefe Wunde klaffte in seiner Hand. Das Blut strömte ihm über die Finger und tropfte auf den Boden.
    »Verflucht! Aua!«, jammerte er.
    Ich merkte, wie mir schwindelig wurde und mein Magen sich umdrehte. Ich hielt mich mit einer Hand an der Anrichte fest, atmete tief durch den Mund und riss mich mit aller Kraft zusammen, um ihm helfen zu können.
    »O nein, Jacob! So ein Mist! Komm, wir wickeln das hier um die Wunde!« Ich hielt ihm das Geschirrtuch hin und wollte seine Hand nehmen. Er drehte sich von mir weg.
    »Es ist nichts, Bella, mach dir keine Sorgen.«
    An den Rändern meines Blickfelds fing es an zu flimmern.
    Ich atmete noch einmal tief durch. »Ich soll mir keine Sorgen machen, wenn du dir die Hand aufschneidest?!«
    Er ignorierte das Geschirrtuch, das ich ihm zuschob. Er hielt die Hand unter den Wasserhahn und wusch die Wunde aus. Rotes Wasser lief an seiner Hand herunter. In meinem Kopf drehte sich alles.
    »Bella«, sagte er.
    Ich wandte den Blick von der Wunde und schaute ihm ins Gesicht. Er runzelte die Stirn, sah jedoch ruhig aus.
    »Was ist?«
    »Du siehst aus, als würdest du gleich ohnmächtig werden, und du beißt dir die Lippe kaputt. Lass das mal. Du kannst dich wieder entspannen. Ruhig atmen. Es ist alles in Ordnung.«
    Ich atmete tief durch den Mund und löste die Zähne von der Unterlippe. »Spiel hier nicht den Helden.«
    Er verdrehte die Augen.
    »Los, ich fahr dich in die Notaufnahme.« Ich war zuversichtlich, dass ich das schaffen würde. Immerhin hatten die Küchenwände aufgehört zu schwanken.
    »Nicht nötig.« Jake drehte den Wasserhahn zu und nahm mir das Geschirrtuch aus der Hand. Er wickelte es locker um seine Hand.
    »Moment mal«, protestierte ich. »Ich will mir das erst mal angucken.« Ich klammerte mich fester an die Anrichte, für den Fall, dass mir beim Anblick der Wunde wieder schwummrig wurde.
    »Hast du irgendeinen Abschluss in Medizin, den du mir bisher verheimlicht hast?«
    »Ich will nur entscheiden, ob ich einen Aufstand machen soll, um dich ins Krankenhaus zu schleppen, oder nicht.«
    Er sah mich mit gespieltem Entsetzen an. »Bitte keinen Aufstand!«
    »Wenn du mir deine Hand nicht zeigst, mach ich garantiert einen Aufstand.«
    Er holte tief Luft, dann seufzte er heftig. »Also gut.«
    Er wickelte das Geschirrtuch ab, und als ich es nehmen wollte, legte er seine Hand in meine.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich schaltete. Ich drehte seine Hand sogar um, obwohl ich mir sicher war, dass er sich in die Handfläche geschnitten hatte und nicht in den Handrücken. Schließlich kapierte ich, dass von der Wunde nur eine flammend rote, runzlige Linie übrig geblieben war.
    »Aber … es hat doch … so doll geblutet.«
    Er zog seine Hand zurück und sah mich finster an.
    »Bei mir verheilen die Wunden schnell.«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte ich tonlos.
    Ich hatte die lange Schnittwunde gesehen und das viele Blut, das in die Spüle geflossen war. Von dem rostig-salzigen Geruch war mir ganz elend geworden. Normalerweise hätte das genäht werden müssen. Es hätte Tage dauern müssen, bis es verkrustet wäre, und dann noch ein paar Wochen, bis nur noch die leuchtend rote Narbe zu sehen gewesen wäre, die er mir eben gezeigt hatte.
    Er verzog den Mund zu einem halben Lächeln und schlug sich mit der Faust gegen die Brust. »Werwolf, weißt du noch?«
    Er sah mich einen endlosen Augenblick lang an.
    »Ach ja«, sagte ich schließlich.
    Er lachte über meinen Gesichtsausdruck. »Das hab ich dir doch erzählt. Und du hast Pauls Narbe damals gesehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist aber noch mal was anderes, wenn man sieht, wie es passiert.«
    Ich kniete mich hin und holte das Scheuerpulver aus dem Schrank unter der Spüle. Dann gab ich etwas Scheuerpulver auf einen Lappen und schrubbte den Boden. Der beißende Geruch des Putzmittels vertrieb das letzte Schwindelgefühl aus meinem Kopf.
    »Lass mich das machen«, sagte Jacob.
    »Ich bin schon fast

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