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Biss sagt mehr als tausend Worte

Biss sagt mehr als tausend Worte

Titel: Biss sagt mehr als tausend Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Moore
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Hotel gehen sehen. Ein echt abgefahrener Schleier aus roten Locken, für die ich Welpen morden würde.«
    »Rote Lederjacke?«
    »Smarte rote Lederjacke.«
    »Das hast du ihnen doch nicht erzählt, oder?«
    Und Lil voll so: »Na ja, doch.«
    Und ich voll so: »Verräterische Hure!« Und hab ihr an die Schulter geboxt.
    Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass man es seiner Ex-BFF erzählen sollte, wenn man frisch gestochen ist, also fand ich das Geschrei voll drüber. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie ein frisches Tattoo an der Schulter hatte, und von daher war es total unangemessen, dass sie mir voll auf die Titte boxte.
    Also habe ich très laut geautscht, und diese russische Lady von oben steckt ihren Kopf aus dem Fenster und meint: »Ruhe bitte! Klingt wie brennendes Bär da draußen.«
    Okay, also, Lil und ich fangen an zu lachen und sagen: »Wie Bär«, immer wieder, bis die russische Lady das Fenster zuknallt  – wie Bär.

    Dann fällt es mir wieder ein, und ich voll so: »Lils, ich muss diese Jacken besorgen und zurück zum Fairmont. Ich muss die Gräfin retten.«
    Und Lily so: »’kay«, ohne nach Details zu fragen, wofür ich sie liebe. Sie ist dermaßen nihilistisch, das ist eigentlich schon nicht mehr witzig.
    Okay, also, ich schnappe mir die Jacken und nehme ein Taxi zum Fairmont, was den Fahrer voll sauer macht, weil es nur sechs Blocks weit ist, aber als ich ins Hotel komme, bin ich voll so: »Kackmist! «, denn es ist alles zu spät.
    Jody
    Was Jody mit am meisten fehlte, war das Einschlafen. Sie vermisste die zufriedene Müdigkeit, mit der man ins Bett fiel und im trüben Meer der Träume versank. Seit sie ein Vampir war, empfand sie kaum noch Müdigkeit, nur wenn sie lange nichts zu sich genommen hatte. Morgens suchte sie sich meist eine mehr oder minder komfortable Stellung und wartete darauf, dass die Sonne sie ausknipste, es sei denn, Tommy und sie hatten sich geliebt und hielten sich im Arm. Vielleicht flatterte ein Augenlid, ganz kurz, dann ging ihr das Licht aus wie bei einer Lampe.
    Geträumt hatte sie  – wenn überhaupt  – nur, solange sie in der Bronze vernebelt war, und selbst da schlug die Tür ins Land der Träume bei Sonnenaufgang zu. Dieser ständige Alarmzustand, in dem man sich als Vampir befand, war, nun, etwas nervig. Zumal sie seit einer Woche die ganze Stadt nach Tommy absuchte, was ihre überfeinen Sinne bis an deren Grenzen trieb, nur um jeden Morgen mit leeren Händen
ins Hotel zurückzukehren. Offenbar war Tommy in irgendeine Gasse gehumpelt und dann vom Erdboden verschwunden. Sie hatte überall nachgesehen, wo sie mit ihm gewesen war, wo er  – soweit sie wusste  – jemals gewesen war, doch sie fand keine Spur von ihm. Sie hatte gehofft, als Vampir besäße sie einen »sechsten Sinn«, der ihr bei der Suche helfen würde, genau wie der alte Vampir, aber nein…
    Jetzt kehrte sie am siebten Morgen in ihr Zimmer im Fairmont zurück. Und zum siebten Mal würde sie das »Bitte nicht stören«-Schild draußen an die Tür hängen, abschließen, in ihren Jogginganzug steigen, einen Beutel von dem Blut trinken, das sie in einer Kühlbox aufbewahrte, sich die Zähne putzen, dann unters Bett kriechen und sich noch mal den Stadtplan vor Augen führen, bis die Morgendämmerung sie schließlich ausschaltete. (Da sie bei Sonnenaufgang technisch gesehen tot war, wäre es ein gefährlicher Luxus, auf einer Matratze zu liegen, und indem sie unters Bett kroch, brachte sie eine weitere Schicht zwischen sich und das Sonnenlicht, falls doch ein neugieriges Zimmermädchen hereinkommen sollte.)
    Zu ihrem vormorgendlichen Ritual gehörte es, jeden Morgen etwas später zurück ins Hotel zu gehen, wie ein Fallschirmspringer, der sich immer tiefer fallen lässt, bevor er die Reißleine zieht, um den Adrenalinschub zu verstärken. In den letzten zwei Tagen war sie ins Hotel gekommen, als ihre Armbanduhr, die mit Hilfe eines digitalen Almanachs auf jeweils zehn Minuten vor Sonnenaufgang gestellt war, bereits piepte. Für Tommy hatte sie auch so eine gekauft und fragte sich nun, ob er sie wohl noch trug. Als sie die California Street hinunterging, versuchte sie, sich daran zu erinnern,
ob er die Uhr trug, als sie ihn aus der Bronze geschnitten hatte.
    Zwei Blocks vor dem Fairmont ging ihr Wecker los, und unwillkürlich musste sie ein wenig lächeln. Sie lief schneller, war sicher, dass sie vor Sonnenaufgang in ihrem Zimmer wäre und vielleicht sogar noch etwas Spielraum hätte.

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