Bissig! (German Edition)
Das Gewebe zog sich so fest um Ushers Hand zusammen, dass es ihm nur unter Schwierigkeiten möglich war, seine Finger hineinzuarbeiten. Erst, als er rabiat wurde, kam er vorwärts und teilte die Pein mit seinem Geliebten. Ushers Herzschlag überschlug sich fast, er hasste solche Dinge.
"Ich fühle sie", schickte er Simeon mental herüber. Seine Fingerspitzen ertasteten einen kleinen Gegenstand, dann einen weiteren.
"Entspann dich!“ Usher bebte, als er zugriff. In seiner Faust waren mindestens vier der Halbedelsteine, die Simeon quälten. Langsam zog er seine Hand heraus und ließ seine Beute auf den Boden fallen. Wie viele mochten es noch sein? Der Schweiß rann Usher über das Gesicht und in die Augen. Erneut drang er in Simeons Körper ein.
"Ich … finde nichts mehr", sagte er dann erleichtert, nachdem er ein Häufchen der Kristalle angesammelt hatte. Simeon lag schwer atmend neben ihm und zitterte nicht weniger als er. Zärtlich streichelte Usher seinen Rücken. Jetzt würde alles wieder gut werden.
Aus dem Augenwinkel sah Usher, wie Leon trotz seiner Starre nun hämisch grinste. "Herzlichen Glückwunsch, Mr. Grey. Sie haben gerade den Grundstein für eine neue Generation Vampire gelegt."
Seine Stimme klang schleppend wie bei einem Betrunkenen. "Beobachten Sie Ihren kleinen Feuerdämon genau, die Entfernung dieser Steine wird mein Meisterwerk ins Rollen bringen."
Usher starrte Alvarez mit zusammengekniffenen Augen an. "Was soll das heißen, du Dreckskerl?", knurrte er gereizt.
"Das soll heißen, dass jetzt die Energie freigesetzt wird, die ich brauche, damit eine neue Armee ins Leben gerufen wird. Und wenn ihr mich tötet, dann sind diese Soldaten in der Lage, sich selbst zu replizieren. Mein Tod wird einen entsprechenden Mechanismus anstoßen."
Léon sabberte beim Sprechen, aber der selbstgefällige Sack sah trotz der Speichelfäden immer noch würdevoll aus. Verdammt, was hatte er gerade gesagt? Langsam sickerten die Worte in Ushers Bewusstsein. Er selbst hatte durch das Entfernen dieser Steine den Prozess ins Rollen gebracht?
Besorgt beobachtete er Simeon. Dem Armen ging es immer noch nicht prächtig, er hatte viel Energie verloren, aber zumindest quälten ihn die Steine nicht mehr. Es sah so aus, als ob keine weitere Energie aus ihm herausflösse. Usher zog Simeon an sich und legte die Arme um ihn. Was meinte Léon nur? Der Kerl fauchte leise und sah etwas weniger selbstsicher aus. Fuck him!
Erst jetzt hatte Usher die Zeit, sich in der Lagerhalle umzusehen. Es gab einen Versuchsaufbau wie in einem Physiklabor. In der Mitte der Halle war eine Art Altar platziert, wo auf einem reich verzierten Tuch ein goldener Kelch stand. Technische Apparaturen waren überall verteilt. Hier schien ein moderner Alchemist sein Unwesen zu treiben.
Ein Teil des Raumes war durch einen schwarzen Vorhang abgetrennt. Dort hinter musste sich Léons Geheimnis verbergen, und Usher wollte sofort nachsehen, was sich dort befand, sobald er Simeon allein lassen konnte. Usher betrachtete ihn liebevoll. Jetzt lag sein Dämon verhältnismäßig ruhig an seiner Brust. Sanft küsste er Simeons Stirn. "Wie geht es dir, kleiner Bastard?", fragte er leise.
Mit sichtlicher Mühe hob Simeon die Lider und schnaubte. Obwohl er keinen Schlaf benötigte, sah er müde aus, aber soweit okay. Was auch immer noch zu erwarten sein sollte: Nichts passierte.
Plötzlich brüllte Léon auf und riss sich die Kette vom Hals. "So kommt ihr mir nicht davon! Ich werde euch zeigen, was ein Alvarez vermag!"
Er bewegte sich blitzschnell auf den Vorhang zu und fegte die schwere Gummiplane mit einem Ruck herunter. Verdammt, sie hatten Léons Stärke unterschätzt.
Entsetzt starrte Usher mit den anderen hinüber: In einem großen Glastank schwammen vier männliche Körper in einer Flüssigkeit. Sie waren scheinbar bei Bewusstsein, denn die Augen waren geöffnet, sie starten aber blicklos vor sich hin und bewegten ihre Arme und Beine. Wie in Frankensteins Labor. Hinter den ersten Kreaturen standen noch zwei weitere Behälter, es handelte sich also um ein Dutzend der offensichtlich unfertigen Forschungsobjekte. Shit!
Usher schauderte. Was zum Teufel war das? Jetzt begriff er allerdings, was Alvarez mit der Armee gemeint hatte. Ungläubig starrte er den Vampir an. Der jedoch stand seinerseits fassungslos vor dem großen Aquarium, in dem sich die Körper träge bewegten.
"Es ist etwas schiefgelaufen, ihr verdammten Bastarde", zischte Léon gefährlich leise.
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