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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hast.«
    »Sofort. Du kannst nicht feststellen, ob die Bisswunden von echten Zähnen oder einem Gebiss herrühren?«
    »Nein.«
    »Was ist mit dem Speichel in den Wunden?«
    »Auch das könnte durchaus der Speichel von Malik sein. Allerdings halte ich es für wahrscheinlicher, dass er von einem Komplizen stammt, falls es einen gibt. Oder von einer dritten Person, die möglicherweise völlig ahnungslos ist.«
    »Wie soll er das denn angestellt haben?«
    Ich zucke die Schultern. »Vielleicht stammt er von einem seiner Patienten? Bisher wissen wir von diesen Speichelproben nichts weiter, als dass sie von einem männlichen Weißen stammen.«
    Sean denkt über meine Worte nach. »Ich nehme an, Malik braucht nur ein wenig Speichel von jemandem, von dem er weiß, dass wir ihn niemals überprüfen würden. Ich verstehe.« Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee. »Ich muss immer wieder über den lähmenden Schuss ins Rückgrat nachdenken.«
    »Er ist nicht immer lähmend.« Ich blättere durch die Autopsieberichte früherer Opfer. »Sagen wir, er nimmt den Opfern die Möglichkeit wegzulaufen.«
    »Das ist doch Haarspalterei. Worauf ich hinauswill, ist die Treffsicherheit des Schützen.«
    »Aus dem Fax, das du mir geschickt hast, geht hervor, dass Malik in Vietnam gewesen ist. Als Sanitäter, glaube ich. Was bedeutet, dass er möglicherweise auch in Kämpfe verwickelt war.«
    »Was ihn noch längst nicht zu einem guten Schützen macht. Ganz besonders nicht mit einer Pistole.«
    »Besitzt Malik auf seinen Namen registrierte Handfeuerwaffen?«
    »Eine .45er Automatik.«
    Die Morde wurden mit einer .32er begangen. »Und Maliks Haus wurde bereits durchsucht?«
    »Von oben bis unten. Wir haben keine andere Waffe in seinem Besitz gefunden.«
    »Was habt ihr denn gefunden? Ich meine, wir reden hier von der Wohnung eines Seelenklempners! Da muss es doch das eine oder andere seltsame Zeug geben?«
    Sean winkt ab, als wollte er im Augenblick nicht gestört werden. Er hat schon immer mehr geradeaus gedacht als ich. »Bleiben wir für den Augenblick bei der Pistole. Eigenartige Waffe für ein derartiges Verbrechen, wenn du mich fragst.«
    »Eher eine Samstagsabends-Ausgeh-Pistole als die Waffe eines kaltblütigen Killers.«
    Er nickt. »Oder vielleicht die Ersatzwaffe eines Cops im Stiefel.«
    »Nun ja, offensichtlich erfüllt sie ihren Zweck.« Ich deute auf ein Bild von Colonel Frank Morelands nacktem Leichnam mit dem glatten kleinen Loch in der Stirn. »Wir sollten herausfinden, ob Malik zu irgendwelchen Schießständen in der Gegend fährt. Herauszufinden versuchen, ob jemand weiß, wie gut er im Schießen ist.«
    »Die Sonderkommission arbeitet bereits daran. Wir müssen aus diesem Schema ausbrechen, Cat. Denk an Dinge, die sie übersehen. Beispielsweise das Gebiss.«
    »Wirst du der Sonderkommission von meiner Theorie darüber erzählen?«
    »Selbstverständlich«, sagt Sean beiläufig. »Ich rede mit John Kaiser. Er ist einer von den Guten.«
    »Wirst du ihm auch sagen, dass es meine Idee war?«
    Sean erstarrt, und sein Gesichtsausdruck wird unsicher. »Möchtest du das?«
    »Was, wenn ich Ja sage?«
    »Wenn du willst, sag ich es ihm.«
    Ich halte seinem Blick stand, ohne zu blinzeln. »Ja.«
    »Okay. Ich werd’s ihm sagen.« Er sieht aus, als meinte er es ernst, doch ich frage mich, ob er es wirklich fertig bringt.
    Colonel Morelands Foto bringt mich auf einen weiteren Gedanken. Manchmal erweist sich die genaue Analyse der Tatschauplätze als der Schlüssel zu einem Serienmord. Der Grundist einfach: Serienmörder werden, genau wie jeder Hobbyist, mit zunehmender Übung immer besser. Häufig sind sie bei ihrem ersten Mord extrem nervös und ängstlich – vielleicht hatten sie nicht einmal vor, ihr erstes Opfer zu töten –, und sie begehen dumme Fehler. Fehler, die sich bei späteren Morden nicht wiederholen. Doch der nomurs-Killer ist anders.
    »Zurück zum ersten Opfer«, sage ich. Sean kann meinem Gedankensprung folgen.
    »Ja?«
    »Es hat uns nirgendwohin geführt.«
    »Richtig.«
    »Warum?«
    »Der Typ ist ein Wunderkind.« Sean schüttelt in einer Art widerwilligem Respekt den Kopf. »Es ist, als taucht er aus dem Nichts mitten auf dem Wurfmal im Yankee Stadium auf und wirft gleich einen Ball, der unmöglich zu schlagen ist. Und seitdem hat er nur noch solche Bälle geworfen.«
    »Was verrät uns das?«
    »Entweder hat er schon früher gemordet, oder …«
    »Oder er weiß eine ganze Menge über Mord«, beende ich

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