Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
seinen Satz.
    Sean nickt. »Ja.«
    »Wer kommt dafür infrage?«
    »Ein Cop.«
    »Wer noch?«
    »Kriminaltechniker. Forensiker. Pathologen. Leser von Tatsachen-Krimis.«
    »Und Psychiater«, sage ich leise.
    Sean sieht wenig beeindruckt aus. »Kann sein. Worauf willst du hinaus?«
    »Darauf, dass jeder Killer beim ersten Mal einen Fehler macht. Vielleicht keinen technischen Fehler. Vielleicht sucht er sich einfach nur das falsche Opfer aus. Warum wurde Colonel Moreland als erstes Opfer ermordet? War es Zufall? Ich glaube nicht. Es muss einen Grund dafür geben.«
    »Kaiser sitzt an diesem Problem, Cat. Die Sonderkommission nimmt die Familie jedes einzelnen Opfers unter die Lupe.«
    »Warte, nicht so schnell. Gibt es in Morelands Familie mögliche Verdächtige? Er stammt nicht von hier, richtig? Er hat sich nur hier zur Ruhe gesetzt.«
    »Ja. Aber er hat eine Tochter, die hier lebt, und einen Sohn in Biloxi. Die Tochter heißt Stacey Lorio und ist geprüfte Krankenschwester.« Sean blättert durch den Papierstapel auf dem Tisch und zieht schließlich einen 13x18-Abzug hervor. Darauf ist eine blonde Frau Mitte dreißig mit hartem Gesicht zu sehen. »Sechsunddreißig Jahre alt, geschieden. Hat zwei Jobs gleichzeitig. Einen in einer Privatklinik und Nachtschichten im städtischen Krankenhaus.«
    »Alibis für die Morde?«
    »Bombensicher.«
    »Der Sohn?«
    Sean kramt ein weiteres Foto heraus, diesmal ein passbildgroßer Abzug von einem gut aussehenden jungen Mann in einer blauen Uniform. »Frank Moreland Junior. Major bei der Air Force. Stationiert bei der Kessler Air Force Base. Ein richtiger Familienmensch. Seine Alibis sind kugelsicher.«
    »Keiner hat eine Verbindung zu Malik?«
    »Keine, die wir finden könnten.«
    »Scheiße.« Ich verlagere mein Gewicht im Stuhl und nehme einen Schluck Kaffee. »Okay, vergessen wir das für jetzt. Reden wir über Maliks Patienten. Wisst ihr schon, ob James Calhoun Familienangehörige besaß, die bei Malik in Behandlung waren?«
    Um Seans Lippen spielt die Andeutung eines Lächelns. »Das wird dir gefallen.«
    »Was?«
    »Malik weigert sich, uns diese Informationen zu überlassen.«
    »Er hat euch die Namen seiner Patienten nicht gegeben?«
    »Nein. Er beruft sich auf seine ärztliche Schweigepflicht.«
    »Damit kommt er bei einem Fall wie diesem nicht durch, oder?«
    Sean schüttelt den Kopf. »Keine Chance. Wir können einem Richter zeigen, dass der Killer seine Opfer mit hoher Wahrscheinlichkeit anhand von Maliks Patientenstamm auswählt. Dadurch befinden sich die restlichen Patienten in unmittelbarer Lebensgefahr, was schwerer wiegen sollte als die Schweigepflicht.«
    Sean weiß, wovon er redet. Vor drei Jahren hat er einen juristischen Abschluss an einer Abenduniversität gemacht. Er wollte eigentlich nicht, aber nachdem er im Dienst verletzt worden war, ließ er sich von seiner Frau überzeugen, dass eine berufliche Veränderung keine schlechte Idee wäre. In der Hoffnung, seine eheliche Situation zu verbessern – ganz zu schweigen von seiner finanziellen – besuchte Sean die Abenduniversität, während er tagsüber seiner Arbeit als Detective nachging. Er schloss als Siebtbester ab, nahm seinen Abschied vom nopd und arbeitete für eine Kanzlei, die sich auf Strafverteidigung spezialisiert hatte. Nach sechs Monaten hatte er die Nase voll. Seine Frau versuchte ihn zu überreden, es bei der Staatsanwaltschaft zu versuchen, doch Sean erklärte, er wolle zurück zur Polizei, und dass sie sich damit arrangieren müsse, ob es ihr gefiel oder nicht. Es gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Unser unsub tötet ja nicht die Patienten von Dr. Malik«, werfe ich ein, wobei ich den fbi-Jargon für »unknown subject« benutze, unbekannte Person. »Er hat die Angehörigen zweier Patienten von Dr. Malik getötet. Mehr könnt ihr im Augenblick nicht beweisen. Vielleicht verlässt Malik sich darauf, dass es ausreicht, um seine Patientendaten vor dem Zugriff der Polizei zu schützen.«
    »Es reicht nicht«, entgegnete Sean mit Bestimmtheit. »Ein Richter wird zwar das Recht auf Privatsphäre abwägen, doch nachdem unser unsub so häufig zuschlägt, bekommen wir allerwenigstens die Namen von Maliks Patienten.«
    »Aber nicht die Aufzeichnungen?«
    »Die müssten wir ebenfalls bekommen. Alles bis auf private Notizen, die Malik während der Sitzungen gemacht hat.«
    »Könnten die nicht ebenfalls wichtig sein?«
    »Selbstverständlich. Aber die bekommen wir nicht. Es gibt jede Menge Präzedenzfälle

Weitere Kostenlose Bücher