Bist du mein Kind? (German Edition)
eigentlich ist meine Entscheidung schon gefallen.
„Was brauche ich?“ frage ich Jean-Marie.
„Badesachen“.
Als ich alles zusammen gesucht habe, verlassen wir den Garten und fahren mit seinem Auto Richtung Atlantik.
Wolfgang und Auguste haben mir versprochen, dass sie bleiben und sich um das Abendessen kümmern.
Im Auto ist es still. Wir schweigen.
Jean-Marie greift nach meiner Hand. Ich lasse es einfach zu. Zu süß ist dieser Moment, diese Aussicht, ein paar Stunden mit ihm allein zu verbringen. Weg von allen anderen, relativ sorgenfrei, weil ich den Rest meiner Familie wohlbehütet weiß.
Und auch Wolfgang scheint nicht gekränkt zu sein. Nach unseren Gesprächen, die wir geführt haben, hat er völlig unbedarft seine „Genehmigung“ erteilt für unser Tête à Tête.
Als wir in les Sables d’Olonne ankommen, scheint die Sonne, ein milder Wind geht und es ist wunderbar warm.
Jean-Marie parkt das Auto und wir mieten uns am großen Strand zwei Liegen und einen Sonnenschirm.
Rappelvoll ist alles. Schließlich ist es Sommer und es sind viele Touristen hier. Ich fühle mich seltsam frei und leicht. Niemand kennt uns hier und ich kann so tun, als seien wir ein ganz normales Paar.
Jean-Marie scheint es ähnlich zu gehen, denn er reißt mich in seinen Arm und küsst mich lange und leidenschaftlich.
Ich löse mich von ihm und muss schwer atmen. Körperkontakt unter diesen Umständen ist gefährlich, Monika. Du wirst dich noch verbrennen.
Ich ziehe mich in einer Umkleidekabine um und lege mich auf die Liege. Jean-Marie liegt mit geschlossenen Augen neben mir und wir halten Händchen wie zwei frisch verliebte Teenager.
Ich schließe ebenfalls meine Augen, nicht ohne ihn vorher noch einmal genau angesehen zu haben. Er sieht verdammt gut aus in seiner Badehose. Zum Anknabbern.
Monika!
Mit allen Sinnen genieße ich diese wirklich außergewöhnliche Situation.
Irgendwann spüre ich, dass meine Gedanken abgleiten und dass ich einschlafe. Ich lasse es einfach zu und habe trotzdem das Gefühl, alles um mich herum wahrzunehmen.
Eine Berührung lässt mich zusammenzucken. Als ich die Augen öffne, schwebt Jean-Maries Gesicht einen gefühlten Millimeter über meinem. Seine Lippen berühren meine. Ich erwidere seinen Kuss nur kurz und setze mich.
„Wir müssen schon wieder reden oder?“ fragt er mich scheinbar verzweifelt.
Ich schaue ihn streng an und antworte: „Natürlich, wenn du mir so nahe kommst und mich so glühen lässt, kann ich nur heftige Diskussionen mit dir führen, um mich abzulenken.“
„Oh Chérie, Wolfgang weiß, dass wir hier sind. Er hat sein Ok gegeben. Was erwartest du jetzt von mir? Ich habe dich hier ein paar Stunden für mich alleine und soll dann Abstand halten? Ich werde
dich nicht überfallen und in ein Bett zerren, aber ich will auch nicht einen halben Meter Abstand zu dir halten und ich will auch nicht mit dir hier am Atlantik liegen und die Zeit verschlafen. Schlafen können wir wieder, wenn ihr abgereist seid. Ich weiß doch nicht, wann ich dich wiedersehe!“
Er klingt wirklich verzweifelt. Und wahrhaftig, es stimmt, was er sagt. Wer weiß, wie alles weitergeht? Unser aller Leben ist im Moment völlig offen. Niemand weiß, wo wir in einem Jahr stehen und wer dann noch zu wem gehört.
„Und außerdem hast du mich nicht vorgewarnt, wie fantastisch du im Bikini aussiehst. Du hast drei Kinder bekommen und davon keine Spur zurück behalten. Verdammt, ich bin ein Mann und wenn du nicht willst, dass ich dich berühre, dann zieh gefälligst einen Sack an, damit ich deinen schönen Körper nicht sehen kann!“
Ich sehe ihn an und muss lachen.
„Kommt noch mehr oder bist du jetzt fertig? Ich nehme jetzt diesen „Dreikinderkörper“ und bringe ihn ins Wasser. Gehst du mit oder schimpfst du weiter hier rum?“
Wir springen beide auf und laufen zum Wasser.
Am späten Nachmittag müssen wir allmählich wieder aufbrechen. Schweren Herzens packen wir unsere Sachen zusammen und ziehen uns an.
Wir setzen uns noch in ein Straßencafé und trinken einen Kaffee.
Jean-Marie riecht so verführerisch nach sich, nach Sommer, nach Liebe und nach Leidenschaft, dass ich mich jetzt kaum beherrschen kann. Immerzu muss ich ihn berühren. Glücklicherweise ist der Tisch, an dem wir sitzen so klein, dass wir uns sehr nahe sind.
Wir führen belanglose Gespräche und erzählen uns aus unseren Leben. Es ist, als wäre aller Ballast von uns abgefallen und wir hätten nur uns und unsere
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