Bist du verliebt, Mami?
die Augen und sah ihn an. »Ja.«
»Dann hole ich den Wein.«
»Das ist eine gute Idee.« Als er aufstand, seufzte Zoe. Sie hatte vergessen, wie man sich danach verhielt. Nein, das war falsch. Auch von dem, was vor und während des Liebesaktes vor sich ging, war ihr nicht viel im Gedächtnis geblieben. Angesichts dessen hatte sie sich eigentlich ganz gut gehalten.
Erst jetzt war ihr bewusst geworden, welche Gefühle sie jahrelang in sich verschlossen hatte. Wie groß ihre Sehnsucht gewesen war, wieder in den Armen eines Mannes zu liegen. Allerdings hatte sie auch nicht geahnt, dass sie noch fähig war zu lieben.
Als Cooper mit den Gläsern kam, zog sie automatisch das Laken über die Brust.
Bei ihrem Anblick wurde er erneut von Verlangen erfasst, doch dieses Gefühl war nicht nur in den Lenden, sondern auch in der Herzgegend zu spüren. Er sagte nichts, sondern reichte ihr nur das Glas und legte sich wieder zu ihr.
»Warum hat es all die Jahre niemanden gegeben?« Sobald die Frage heraus war, hätte Cooper sich am liebsten die Zunge abgebissen. »Tut mir leid, das geht mich nichts an.«
»Schon gut.« Weil niemand da war, den ich lieben konnte, beantwortete Zoe seine Frage im Stillen. Aber sie wusste, dass er das nicht hören wollte. Ihm ging es um etwas ganz anderes. »Du möchtest etwas über Keenans Vater erfahren, nicht wahr?«
»Bitte halte mich nicht für neugierig. Manchmal geht einfach der Reporter mit mir durch.«
»Es macht mir nichts aus, darüber zu reden. All das liegt schon so lange zurück. Ich bin in New York aufgewachsen. Dass meine Mutter Schauspielerin ist, habe ich, glaube ich, schon erwähnt. Ich stamme aus ihrer zweiten Ehe. Inzwischen ist sie zum fünften Mal verheiratet.«
»Fünf Mal?«
Zoe lachte und trank einen Schluck Wein. »Clarice wechselt die Ehemänner mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie andere ihre Frisur oder ihre Kleidung. Mit meinem Vater war sie ungefähr vier Jahre zusammen, ehe sie sich in aller Freundschaft trennten. Clarice hat sich immer im besten Einvernehmen scheiden lassen. Ich habe Dad selten gesehen, weil er nach Hollywood zog. Dort arbeitet er als Sprecher beim Film und im Werbefernsehen. Jedenfalls war Mutter gerade zum vierten Mal verheiratet, als ich mit der High School fertig wurde. Ihr Mann hatte Verbindungen zur Towers Modelagentur.«
»Von der habe ich gehört.«
»Jedenfalls brachte er mich dort unter, und ich war ziemlich schnell erfolgreich.«
»Jetzt fällt es mir wieder ein«, unterbrach Cooper. »Ich wusste, dass ich dein Gesicht schon einmal irgendwo gesehen hatte.«
»Vor fünf oder sechs Jahren war das auch kaum zu vermeiden. Einmal war ich in einem Monat auf zwanzig Titelblättern zu sehen.«
»Zum Beispiel im Sonderheft über Badeanzüge von ›Sports Magazine‹.«
Zoe lächelte. »Du hast ein gutes Gedächtnis. Das ist jetzt sechs Jahre her.«
Cooper konnte sich noch genau an die Aufnahme erinnern – die langen, mit Sand bestäubten Beine, den knappen Badeanzug, das lachende, verführerische Gesicht. Er trank einen großen Schluck Wein.
»Das war eine tolle Aufnahme.«
»Es hat Stunden gedauert, bis der Fotograf endlich zufrieden war. Jedenfalls habe ich damals viel Geld verdient, wurde häufig in der Presse erwähnt und ging auf viele Partys. Bei einer davon traf ich Roberto.«
»Roberto.« Cooper verzog das Gesicht.
»Nachname Lorenzi. Ein Tennisspieler. Vielleicht hast du schon von ihm gehört.«
»Lorenzi? Natürlich. Er hat drei Jahre hintereinander die French Open gewonnen und ist dann in Wimbledon im Halbfinale untergegangen. Er legt sich mit Schiedsrichtern an, fährt nebenbei Autorennen und kann an keiner schönen Frau vorbeigehen. Wenn ich mich recht erinnere, ist er in den letzten beiden Jahren nicht mehr über Platz fünfundzwanzig der Weltrangliste hinausgekommen. Irgendwann hat es auch einen Skandal gegeben, als er nach einigen Gläsern Wein zu viel einen Fotografen verprügelte. Das ist Keenans Vater? Aber er ist …«
»Ein Schürzenjäger? Ein reicher, verwöhnter Egoist? All das stimmt«, bestätigte Zoe. »Damals habe ich jedoch nur einen charmanten Mann gesehen, der mir Rosen schickte und mich zu einem romantischen Abendessen zu zweit nach Monte Carlo entführte. Ich war geblendet. Er schwor, er würde mich anbeten und könnte ohne mich nicht leben. Ich glaubte ihm und wurde seine Geliebte. Naiv wie ich war, ging ich davon aus, dass er mein erster und einziger Mann sein würde. Jedenfalls merkte
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